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Gemeines Breitblatt, Breitblättriger Samtrübling, Breitblättriger (Holz-)Rübling
Megacollybia platyphylla (PERS. 1796 : FR. 1821) KOTLABA ET POUZAR 1972
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Ritterlingsartige (Tricholomataceae)
Gattung: Breitblatt (Megacollybia)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten


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Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Synonyme (Auszug aus dem Index Fungorum):
Agaricus platyphyllus Pers., Observ. mycol. (Lipsiae) 1: 47 (1796)
Collybia platyphylla (Pers.) P. Kumm., Führ. Pilzk. (Zwickau): 117 (1871)
Gymnopus platyphyllus (Pers.) Murrill, N. Amer. Fl. (New York) 9(5): 367 (1916)
Tricholomopsis platyphylla (Pers.) Singer, Schweiz. Z. Pilzk. 17: 13 (1939)
Clitocybula platyphylla (Pers.) Malençon & Bertault, Trav. Inst. Sci. Cherifien, Ser. Bot. 33: 398 (1975)
Hydropus platyphyllus (Pers.) Kühner, Bull. mens. Soc. linn. Lyon, Num. Spéc. 49: 895 (1980)
Oudemansiella platyphylla (Pers.) M.M. Moser, in Gams, Kl. Krypt.-Fl., Rev. Edn 5 (Stuttgart) 2b/2: 156 (1983)
Clitocybula platyphylla (Pers.) E. Ludw., Pilzkompendium (Eching) 1([2]): 58 (2001)
Agaricus grammocephalus Bull., Herb. Fr. 13: tab. 594 (1793)
Collybia grammocephala (Bull.) Quél., Fl. mycol. France (Paris): 228 (1888)
Agaricus platyphyllus Pers., Observ. mycol. (Lipsiae) 1: 47 (1796) var. platyphyllus
Agaricus repens Fr., Observ. mycol. (Havniae) 1: 14 (1815)
Agaricus platyphyllus var. repens Fr., Epicr. syst. mycol. (Upsaliae): 82 (1838)
Agaricus tenuiceps Cooke & Massee, Forsch. PflKr., Tokyo: 398 (1891)
Tricholoma tenuiceps (Cooke & Massee) Massee, Syll. fung. (Abellini) 20: 1011 (1911)

Anmerkung: Erfahrene Amateurpilzforscher können kaum nachvollziehen, dass Megacollybia platyphylla seit PERSOON (1796) in acht! verschiedene Gattungen nach den jeweils gültigen Nomenklaturregeln untergebracht wurde, obwohl die Art kaum zu verwechseln ist und sich sowohl makro- als auch mikroskopisch problemlos bestimmen lässt. Mit unseren komplizierten und sich ständig ändernden Nomenklatur- und strengen Systematikregeln waren hochkarätige Mykologen bei der Suche nach einer geeigneten Gattung in der Vergangenheit offensichtlich überfordert. Letztendlich wurde die Monogattung Megacollybia eigens für diese Art geschaffen. Zufrieden sind mit dieser Lösung heutzzutage lange nicht alle Pilzforscher, weil es bei Megacollybia platyphylla ausreichend synthetische Merkmale gibt, die bereits vorhandene Gattungen charakterisieren und die Unterbringung des Gemeinen Breitblatts in einer schon bestehenden Gattung gerechtfertigt hätte. So wird z. B. die Gattung Clitocybula von verschiedenen Autoren seit einigen Jahren wieder als geeignete Gattung für das Gemeine Breitblatt verwendet (siehe GRÖGER, 2006 und LUDWIG, 2000/2001).


Hut: 4-12 (18) cm Ø, jung stark gewölbt, rund, dann konvex bis flach ausgebreitet, im Zentrum schwach gebuckelt, auch unförmig verbogen, jung meist schmutzig- bis mausgrau, auch hirsch- bis ockerbraun, Hutmitte dunkelgrau, seltener blassgrau bis weißlich, nicht hygrophan, trocken matt, nie glänzend. Rand jung eingerollt, später scharfrandig, in der Streckphase unregelmäßig gekerbt-aufspaltend, nicht selten reißen die Kerben weit im Hut ein, Oberfläche erst fein und dicht radialfaserig, später ± grob faserstreifig eingewachsen

Lamellen: dünn, sehr breit und weit stehend, in der Regel am Stiel breit angewachsen, gelegentlich auch ausgebuchtet oder kurz herablaufend, jung weiß - und auch lange so bleibend, erst im Alter creme-ockerlich nachdunkelnd; Schneiden grob gekerbt, alt rötlichbraun

Stiel: 4-15 x 1-2,5 cm, zylindrisch, Spitze weißlich bereift, abwärts grau- bis ockerbraun, außen anliegend längsfaserig überzogen, Basis leicht angeschwollen, dicke, weiße, verzweigte Mycelstränge (= Rhizomorphen) bildend die tief und weitflächig das Substrat durchziehen, jung voll, alt hohl

Fleisch: weiß und dünn, Geruch schwach, uncharakteristisch, Geschmack erst mild, im Nachgeschmack leicht bitter

Sporen: breit oval bis fast rundlich, mit deutlichem seitlichen Appendix, glattwandig, mit großem öligen Tropfen, 7-11 x 5-9 µm

Sporenpulverfarbe: cremeweiß

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Das Gemeine Breitblatt ist europaweit in allen Laubwaldgesellschaften vertreten. Vornehmlich werden Buchen-, Hainbuchen- und Eichenmischwäldern oder auch Auen- und Erlenbruchwälder besiedelt. Ferner in Nadel- und Nadelmischwäldern hauptsächlich bei Fichten und Kiefern zu finden. Seltener erscheint er auch bei anderen Laub- und Nadelhölzern, an toten Stümpfen, Stämmen und Ästen oder in dicken Laubpolstern die von derben Pflanzenwurzeln durchzogen wurden. Die Bodenansprüche sind eher nebenrangig, der Boden sollte aber nicht zu trocken sein. Der reine Saprobiont bildet kräftige, verzweigte Rhizomorphen mit denen er sich tief im morschen Substrat und in dicker Humusauflage verankert und so seinen Wasserbedarf bedeutend effektiver regeln kann als andere Blätterpilze. Nach einer längeren Trockenperiode ist Megacollybia platyphylla oft die einzige Blätterpilzart, die dank seiner ausdauernden Rhizomorphen überleben konnte.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Hinsichtlich ihrer Größe vergleichbare Dachpilze (Pluteus-Arten) fruktifizieren auch an Totholz, wurzeln aber nicht. Sie können jedoch farblich dem Gemeinen Breitblatt sehr ähnlich sein.

   

Der Rehbraune Dachpilz (Pluteus cervinus) (Fotos: © Fredi Kasparek, xxl-Foto 1, xxl-Foto 2)

Drei dieser Vertreter sind der Rehbraune Dachpilz (Pluteus cervinus), der Flaumige Dachpilz (Pluteus ephebeus)und der Schwarzflockige Dachpilz (Pluteus umbrosus).



Der Flaumige Dachpilz (Pluteus ephebeus - Fotos: © Fredi Kasparek, xxl-Foto)

Alle Dachpilze besitzen gegenüber dem Gemeinen Breitblatt im reifen Zustand rosafarbene und eng stehende Lamellen die am Stiel nicht angewachsen sind (bilden einen "Burggraben" um den Stiel). Ein Sporenabwurfpräparat ergibt rosafarbenes Sporenpulver und behebt so die letzten Zweifel an der Gattungszugehörigkeit. Weitere Unterscheidungsmerkmale sind mikroskopischer Natur.



Der Schwarzflockige Dachpilz (Pluteus umbrosus - Fotos: © Fredi Kasparek, xxl-Foto)

Der Braunhaarige Wurzelrübling (Xerula longipes) unterscheidet sich vom Gemeinen Breitblatt durch seine matt samtige Hutoberfläche in mehr lehm- bis ockerbraunen Farben, die gelegentlich auch olivlich durchschimmern können. Reife Fruchtkörper zeigen eine filzige, nach Regenfällen verkahlende Oberfläche. Der Hutrand und der Stiel sind mit kurzen borstigen Härchen besetzt, die mit Hilfe einer Lupe oder unter dem Mikroskop deutlich zu erkennen sind.



Der Braunhaarige Wurzelrübling (Xerula longipes - Fotos: © Fredi Kasparek, xxl-Foto)

Giftigkeit bzw. Speisewert
Die Meinungen zu essbar, ungenießbar oder giftig gehen bei Pilzkundlern weit auseinander. In populärwissenschaftlicher Literatur reichen sie von schmackhaft, über fade bis hin zu unbekömmlich. Fest steht, dass Megacollybia plathyphylla in keiner mir bekannten Abhandlung als Giftpilz bezeichnet wird oder schon mal gesundheitliche Schäden verursacht hat. Solange das Gemeine Breitblatt in einschlägigen Gift-Untersuchungszentralen meines Wissens noch nicht auf evtl. vorhandene Giftstoffe untersucht worden ist, bleibt es ratsam, auf ihn als Speisepilz zu verzichten.

Erscheinungszeitraum
Die Haupterscheinungszeit des Gemeinen Breitblatts erstreckt sich von Mai bis Oktober. Megacollybia plathyphylla kann jedoch das ganze Jahr über - sofern die Witterung "pilzfreundlich" gestimmt ist - fruktifizieren.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Das Gemeine Breitblatt ist in allen Bundesländern vertreten und einer der konstantest verbreiteten Blätterpilzarten überhaupt. Es gibt wohl kein Messtischblatt in dem die Art nicht bereits nachgewiesen wurde. Allerdings ist es kein Massenpilz wie etwa diverse Hallimascharten (Armillaria).

Verbreitung in NRW
Für NRW gelten die gleichen Bedingungen wie für Gesamtdeutschland. Das Gemeine Breitblatt fehlt in keinem geeigneten Biotop mit natürlichem Totholz. In "aufgeräumten" Wäldern muss der Pilzfreund jedoch auf ihn verzichten.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A., A. GMINDER, & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2

BON, M. (1988): Pareys Buch der Pilze.

BREITENBACH, J. & F. KKÄNZLIN (1995): Pilze der Schweiz, Band 3. Röhrlinge und Blätterpilze 1. Teil. Verlag Mycologia Luzern.

DÄHNCKE, R.M. (2004): 1200 Pilze in Farbfotos.

GRÖGER, F. (2006): Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa, Teil I, als Clitocybula platyphylla. Regensburger Mykologische Schriften, Band 13. Im Verlag der Gesellschaft

HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa. Verlag Elsevier GmbH, München

Kajan, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KRIEGLSTEINER, G. J. (2003): Die Großpilze Baden-Würtembers, Band 3. Ständerpilze: Blätterpilze I. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 1: Ständerpilze, Teil B: Blätterpilze. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.

LUDWIG, E. (2001): Pilzkompendium Band I. Beschreibungen als Clitocybula platyphylla. Die kleineren Gattungen der Makromyzeten mit lamelligem Hymenophor aus den Ordnungen Agaricales, Boletales und Polyporales

LUDWIG, E. (2000): Pilzkompendium Band I Abbildungen, als Clitocybula platyphylla. Die kleineren Gattungen der Makromyzeten mit lamelligem Hymenophor aus den Ordnungen Agaricales, Boletales und Polyporales

RYMAN, S. & I. HOLMASEN (1992): Pilze


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

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