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Wolliger Scheidling -
Volvariella bombycina (SCHAEFFER 1774 : FR. 1821) SINGER 1951
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Dachpilze und Scheidlinge (Pluteaceae)
Gattung: Scheidling (Volvariella)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten (Schloßpark)


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Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Habitus: Stattlicher Holzbewohner, der als "Baby" aus einem "Ei" (Gesamthülle) schlüpft, eine weiße, seidig-haarige Huthaut bekommt und bis 25 cm groß werden kann.

Hut: 4-15 (25) cm groß werdend, jung halbkugelig-eiförmig, aus einer häutigen Gesamthülle ausbrechend die als mehrlappige Scheide mit dem Stielgrund verwachsen ist, dann sich kegelig-glockig streckend, mit unauffällig stumpfen Buckel, alt selten ganz flach aufgeschirmt, gelegentlich bleiben lappige Hüllreste auf der Hutmitte zurück, Hutoberfläche einen dichten, weißhaarigen Belag bildend der sich wie ein seidiges Fell anfühlt, mit der Zeit vergilbt und ± striegelig absteht. Hutrand filzig-schuppig behangen.

Lamellen: dünn und gedrängt stehend, jung weiß, dann rosa bis rosabraun verfärbend, alt rotbräunlich fleckend. Schneiden gleichfarbig.

Stiel: 7-15 (20) x 1-2 cm, zylindrisch, zur Basis leicht angeschwollen, weiß- bis cremefarben, Spitze fein bepudert, abwärts gleichfarbig flaumig behangen, voll und starr, Scheide (Volva) großlappig, tulpenförmig den Stiel umgebend, später ± hängend und zusammenfallend, cremeweißlich durch bräunlich betupfte Flecken gemustert, später auch ganz bräunend.

Fleisch: dünn, weißlich, Geruch rettichartig, Geschmack ebenso oder nicht wahrnehmbar mild.

Sporenpulver: rosabraun

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Der Wollige Scheidling besiedelt ausschließlich Laubholz. Kranke, noch stehende Bäume wie auch vermorschende, liegende Stämme, Stubben, dicke Äste, sogar verbautes Holz greift er an und bildet erfolgreich Fruchtkörper daran. Er wurde schon 1000 m unter Tage nachgewiesen!
Pilzkundler können ihn einzeln, gesellig oder seltener auch büschelig in Auenwälern, Parks, auf Friedhöfen, an Alleen, auf alten Sägemehldeponien oder verrottendem Papier entdecken. Manchmal thront er einige Meter über dem Boden aus Astlöchern kranker Laubbäume. Volvariella bombycina ist ein Saprobiont (zersetzt Totholz in jeder Form), gelegentlich zeigt er sich auch als Schwächeparasit (befällt kranke, schon geschwächte Organismen).

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Ein sehr ähnlicher, meist schneeweißer und auch seidig behaarter Scheidling ist der Flaumstielige Scheidling (Volvariella hypopithys). Mit gerade mal 5-8 cm Größe bleibt er allerdings deutlich kleiner als sein großer Bruder. Außerdem kommt er in Nadel- und Laubnadelwäldern vor, hier in der Nadel- oder Laubstreu der Waldböden.
Ich habe ihn wiederholt in der verrottenden Laubschicht reiner Rotbuchenwälder gefunden.



Flaumstieliger Scheidling (Volvariella hypophytis, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)


Ein kleinerer, verblüffend ähnlicher Scheidling ist der Parasitische Scheidling (Volvariella surrecta). Er kann wie der Wollige Scheidling einzeln, gesellig oder auch büschelig fruktifizieren. Allerdings wächst er ausschließlich auf faulenden Blätterpilzen, vornehmlich auf der Nebelkappe (Clitocybe nebularis), gelegentlich auch auf anderen Trichter- und Ritterlingen. Nicht selten ist der Wirtspilz des Parasitischen Scheidlings durch starke Fäulnis nicht mehr zu erkennen oder ganz im Erdreich vergraben. Dann empfiehlt es sich eine Substratprobe vor Ort zu überprüfen (Holz oder Pilz) um die Zuordnung des Fundes zu erleichtern.



Parasitischer Scheidling (Volvariella surrecta, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)


Der Große Scheidling (Volvariella gloiocephala) ist ein Freund gedüngter Feld-, Wald-, Gärten und Wiesenböden. Gelegentlich erscheint er in Auen- oder Bruchwäldern auf Mulchresten. Sein Hut ist glatt, feucht sehr schmierig und glänzend, und grau-/graubräunlich gefärbt. Nur selten blasst er (im Sommer) weißlich aus. Eine ± deutliche Scheide besitzen alle Scheidlinge und Streiflinge (Amanitopsis).



Großer Scheidling (Volvariella gloiocephala, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Giftigkeit bzw. Speisewert
Der Wollige Scheidling wird in verschiedener populärwissenschaftlicher Literatur unterschiedlich zum Speisewert bewertet. Meiner Meinung nach gehört er, wie die allermeisten Scheidlingsarten, zu den Ungenießbaren.
Die europaweit bekannten und geschätzten Schweizer Autoren Breitenbach/Kränzlin bezeichnen (1995) im Band 4 der "Pilze der Schweiz" keinen einzigen Scheidling als Speisepilz. Ähnlich sieht es einer der besten Blätterpilzkenner Deutschlands, E. Ludwig. In seinem Pilzkompendium Band 1 (2001) handelt er die Arten der Gattung Scheidlinge (Volvariella) ab. Bei E. Ludwig ist als einzige Art der Große Scheidling (Volvariella gloiocephala) als eßbar, mit dem Zusatz minderwertig, aufgeführt. Genau so sieht es der Verfasser. Ein vor vielen Jahren für meine Familie selbst zubereitetes Gericht vom Großen Scheidling (Volvariella gloiocephala) schmeckte derart ekelig, dass ich das Pilzgericht sofort entsorgen musste.
Ein in Asien (Thailand) und in Afrika verbreiteter Zuchtpilz ist der Schwarzstreifige Scheidling (Volvariella volvacea) (ohne Abb.). Dieser Scheidling ist in Deutschland in einigen Bundesländern und in anderen europäischen Ländern im Freiland extrem selten nachgewiesen worden. Als Pilzliebhaber und -schützer verbietet es sich mir, diesen Scheidling als Speisepilz anzupreisen.

Erscheinungszeitraum
Die drei hier abgehandelten Arten sind Sommer-Herbstpilze.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Der Wollige Scheidling ist in ganz Deutschland zerstreut verbreitet.

Verbreitung in NRW
In NRW muss die Art als selten bezeichnet werden. Es ist immer wieder ein freudiges Ereignis den Wolligen Scheidling auf einer Exkursion zu entdecken. Noch seltener ist der Flaumstielige Scheidling. Er wird in der RL-NRW (1999) mit dem Gefährdungsgrad 3 = gefährdet aufgelistet. Der Große Scheidling ist dagegen häufig zu finden und ungefährdet.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A., A. GMINDER, & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2

BREITENBACH, J./F. KRÄNZLIN (1991): Pilze der Schweiz, Band 4 Blätterpilze 2. Teil. Verlag Mykologia Luzern

DÄNNCKE, R. M. (2001): 1200 Pilze in Farbfotos. AT Verlag Aarau/Schweiz

HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa, Bestimmungsbuch. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag;

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands West. Band 1: Ständerpilze, Teil B: Blätterpilze. Eugen Ulmer Verlag

KRIEGLSTEINER, G. J. (2003): Die Großpilze Baden-Württembergs, Band 4 Ständerpilze: Blätterpilze II. Verlag Eugen Ulmer Gmbh & Co. Stuttgart

MICHAEL, HENNIG, KREISEL (1978): Handbuch für Pilzfreunde Band I

MICHAEL, HENNIG, KREISEL (1987): Handbuch für Pilzfreunde, Band III. Blätterpilze. - Hellblättler und Leistlinge

RYMAN, S. & I. HOLMASEN (1992): Pilze. Bernhard Thalacker Verlag Braunschweig


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...

www.pilzfinder.de: Sehr schöne Bildsuche, Kochrezepte, Pilze von A-Z, Tipps, Infos...


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