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Zwergnestling, Kleinster Nestpilz - Mycocalia denudata (FR.) J. T. PALMER 1961
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Überirdisch wachsende Bauchpilze
(Epigäische Gastromycetes)
Ordnung: Nestpilzartige (Nidulariales)
Familie: Nestpilze (Nidulariaceae)
Gattung: Zwergnestling, Zwergnestpilz (Mycocalia)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4208/2 Wulfen (Emmelkämper Mark)


(xxl-Foto)
01.11.2004

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01.11.2004

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01.11.2004
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

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01.11.2004

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01.11.2004

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01.11.2004
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Fruchtkörper: 0,3-1,5 mm Ø, kugelig bis unförmig rundlich-verbeult oder breitoval, wie winzige Wattekügelchen erscheinend (Lupe!), Peridie fein weißfilzig, später grau-gelblich, dünn, aus locker verwebten, verzweigten und septierten Hyphen mit Schnallen bestehend, Peridie reifend ausdünnend, schließlich aufplatzend und ca. 30-50 rotbraune linsenförmige Peridiolen die in einer Gallertmasse eingebettet sind, freilegend. Peridiolen 150-350 µm, zweischichtig, äußere Schicht (Hülle) creme-gelblich und sehr zerbrechlich, innere Schicht (Hülle) rotbraun, ausdauernd, trockene Peridiolen schrumpfen schalenförmig ein, ohne Nabelschnur.

Mikromerkmale: Sporen in den Peridiolen 6,5-9 x 5-7 µm, subglobos bis eiförmig, glatt, hyalin, Basidien 9-15 x 7-11 µm, verschieden gestaltet, kugelig, birnenförmig, oval, elliptisch. Fruchtkörper einzeln, gesellig oder zu mehreren zusammengebacken am Substrat klebend.

Zahlenspiel: In einem normal großen, runden Riesenbovist (Calvatia gigantea) von 30 cm Ø passen ca. 14 Millionen Zwergnestlinge von 1 mm Ø. Der Vergleich soll die Größenunterschiede bei den Bauchpilzen verdeutlichen.



Riesenbovist (Calvatia gigantea, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Auf faulenden Pflanzenresten, Gräsern, Binsen, Schilf, verschiedenen stark vermorschten Laub- und Nadelhölzern, auch auf Kaninchen-, und Schafmist berichtet. Der Zwergnestling bevorzugt feuchte Standorte, und sauere Böden. Er ist ein reiner Saprobiont.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Allein durch seine winzigen Fruchtkörper und die rotbraunen Peridiolen kann der Zwergnestling kaum mit anderen Nestlingen verwechselt werden. Außerdem werden die kleinsten hier abgebildeten Arten 10 bis 15mal größer als der Zwergnestling. Trotzdem möchte der Verfasser einige Arten aus der gleichen Familie Nestlinge (Nidulariaceae) vorstellen. Alle hier vorgestellten Arten sind Saprobionten.



Vollgestopfter Nestling (Nidularia deformis, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Der nächstgrößere Nestling ist der Vollgestopfte Nestling (Nidularia deformis). Seine cremebräunlichen Fruchtkörper werden 1-2 cm groß. Die Peridiolen sind mit 1-2 mm so groß, wie beim Zwergnestling der gesamte Fruchtkörper. Dazu weichen sie durch ihre gelbbraune Färbung ab. Der Vollgestopfte Nestling besiedelt totes Laub- und Nadelholz, gerne an sonnigen Plätzen.




Gemeiner Tiegelteuerling (Crucibulum laeve, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Den Gemeinen Tiegelteuerling (Crucibulum laeve) erkennt man im Feld an seinen tonnen- oder tiegelförmigen Fruchtkörper die, sofern sie noch geschlossen sind, gelbbräunlich erscheinen. Seine Peridiolen sind zunächst cremefarbig, später gelb bis bräunlich. Mit der Substratwahl hat er keine Schwierigkeiten, denn er ist an allen Laub- und Nadelhölzern zu finden.


  

Topfteuerling (Cyathus olla, Fotos: Fredi Kasparek) (xxl-Foto 1, xxl-Foto 2)

Der Topfteuerling (Cyathus olla), besitzt eine graue Peridie und ebensolche Peridiolen. Typisch ist sein verkehrtkegeliges Wachstum. Neben morschen Holzresten von Laub- und Nadelbäumen werden von ihm auch Rindenschredder, faulende Gräser und Kräuter befallen.




Gestreifter Teuerling (Cyathus striatus, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Der häufigste Nestling ist der Gestreifte Teuerling (Cyathus striatus). Er ist außen vollkommen dicht braunstriegelig behaart und innen längsgefurcht. Auch er befällt zahlreiche tote Laub- und Nadelhölzer.


  



Kugelwerfer (Sphaerobolus stellatus, Fotos: Fredi Kasparek) (xxl-Fotos: 1, 2, 3

Eine weitere, den Nestlingen ähnliche Art ist der Kugelwerfer (Sphaerobolus stellatus), auch Kugelschneller genannt, aus der Familie Sphaerobolaceae. Mit seinen 1-2 mm großen Fruchtkörpern kommt er dem Zwergnestling am nächsten. Anhand seiner einzigen gelbbraunen Peridiole die er ausbildet und bei Reife in die Umgebung abschießt, kann man ihn leicht vom Zwergnestling und den übrigen Nestlingen unterscheiden. Nach dem Abschuss bleibt eine graue, kugelige Blase zurück, die nicht selten von Anfängern fälschlicherweise als Peridiole angesehen wird. An vielen Laub- und Nadelhölzern, Rindenmulch, Laubholzschredder und an derben faulenden Sträuchern und Kräutern kann der gezielt suchende Pilzfreund diesen interessanten Bauchpilz finden.

Giftigkeit bzw. Speisewert
Die im Profilkonzept festgelegte Rubrik "Giftigkeit bzw. Speisewert" hat für Kleinpilze bis 1 cm Größe, wozu auch diese Bauchpilze gehören, keine Bedeutung.

Erscheinungszeitraum
Die Phänologie des Zwergnestlings ist nicht umfassend bekannt. Dem Verfasser sind nur zwei Aufsammlungen bekannt. Eine Kollektion wurde von J. T. PALMER in Bischofsheim an der Rhön (MTB 5526/1) am 17.05.2002 aufgesammelt, die zweite vom Verfasser selber in der Emmelkämper Mark (MTB 4208/2 Wulfen) am 01.11.2004, was eine Erscheinungszeit vom Frühjahr bis zum Spätherbst bedeutet.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Nach G. J. KRIEGLSTEINER (1991) sind im Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) der Nichtblätterpilze lediglich sieben (!) Fundpunkte für Mycocalia denudata angegeben. Vermutlich sind in letzter Zeit einige Funde hinzugekommen. Trotzdem darf der Zwergnestling in ganz Deutschland als äußerst selten eingestuft werden. Der Raritätsstatus in der Roten Liste Deutschlands von 1996 hat sicherlich auch heute noch seine Berechtigung.
Demgegenüber gelten alle genannten Verwechslungsarten in ganz Deutschland als zerstreut bis gut verbreitet.

Verbreitung in NRW
2004 gelang dem Verfasser die erste und einzige Aufsammlung des Zwergnestlings. Weitere Funde sind davor und danach in NRW nicht bekannt geworden. Dementsprechend würde Mycocalia denudata in der in Vorbereitung stehenden neuen Roten Liste NRW mit dem Gefährdungsgrad R = Rarität eingestuft werden.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A.; A. GMINDER & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze. Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau Vol. 2

BREITENBACH, J. & F. KRÄNZLIN (1986): Pilze der Schweiz, Band 2, Nichtblätterpilze, Verlag Mykologia, CH-6ooo Luzern 9

GROß, G.; A. RUNGE & W. WINTERHOFF unter Mitarbeit von G. J. KRIEGLSTEINER (1980): Beihefte zur Zeitschrift für Mykologie 2, Bauchpilze (Gasteromycetes s. l.) in der Bundesrepublik und Westberlin

JÜLICH, W. (1984): Kleine Kryptogamenflora, Band II b/1. Die Nichtbätterpilze, Gallertpilze und Bauchpilze. Gustav Fischer Verlag Stuttgart-New York

KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KASPAREK, F. (2005): Der Tintling, Die Pilzzeitung Nr. 42. Ein Kessel Buntes Teil VI

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 1: Ständerpilze, Teil A: Nichtblätterpilze. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.

KRIEGLSTEINER, G. J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Band. 2: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen-, und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Verlag Eugen Ulmer Gmbh & Co. Stuttgart


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

www.pilzepilze.de: Forum, mehr als 500 Pilze in der Galerie, Interessantes über Pilze, Literaturempfehlungen...

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