Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Blauflügelige Sandschrecke - Sphingonotus caerulans (LINNAEUS, 1767)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 13.09.2014


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Kurzfühlerschrecken (Caelifera)
Familie: Feldheuschrecken (Acrididae)
Unterfamilie: Ödlandschrecken (Oedipodinae)

Fotos (© Angelika und Reimund Ley - det. Werner Reitmeier )
Essen (Schurenbachhalde, 1), Waltrop (Halde Brockenscheid, 2-6)


(xxl-Foto)
01.08.2009

(xxl-Foto)
31.07.2014

(xxl-Foto)
31.07.2014
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
31.07.2014

(xxl-Foto)
31.07.2014

(xxl-Foto)
31.07.2014
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Blauflügelige Sandschrecke (Foto © Angelika und Reimund Ley, 01.08.2009, xxl-Foto per Fotoklick)

hellgrau bis kräftig-braun sehr variabel gefärbt; Vorderflügel mit 2-3 dunklen Querbinden oder fein gleichmäßig gefleckt; Hinterflügel hellblau an der Basis und meist mit durchsichtiger Spitze, eine dunklere Binde am Hinterrand ist nur selten, dann aber sehr schwach vorhanden und nie so deutlich wie bei Oedipoda; Stufe auf Oberrand des Hinterschenkels fehlt; Hinterschenkel mit einem hellen Band vor dem Knie; Hinterschienen hellblau; Flügel sind länger als bei Oedipoda und reichen bis zum Ende der Hinterschienen; Rückenkiel des Halsschild nur im vorderen Teil schwach vorhanden (bei Oedipoda ist der Rückenkiel deutlich ausgeprägt); Halsschild in der ersten Hälfte eingeschnürt und durch 3 Querfurchen unterbrochen; der Kopf überragt in der Seitenansicht das Profil des Halsschilds



Oben und Mitte: Typische Oedipoda-Stufe am oberen Rand des Hinterschenkels (Foto © Nicolaj Klapkarek),
Unten ohne Stufe: Blauflügelige Sandschrecke (Foto © Angelika und Reimund Ley)


Körpergröße: Männchen: 14-26 mm; Weibchen: 20-31 mm

Gesang: ein feiner Schnurrlaut, der mehrmals wiederholt wird


Ähnliche Arten:

Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica): Hinterflügel rot mit ausgedehnterer schwarzer Binde am Hinterrand des Hinterflügels (verläuft meist entlang des gesamten Hinterrands

Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens): hinten dreieckiges Halsschild flach mit deutlichem Einschnitt im Mittelkiel; Oberkante der Hinterschenkel hinter der Mitte deutlich gestuft; Hinterschienen mit schwarzen Dornen

   

Verwechslungsart Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) (Foto © Nicolaj Klapkarek, xxl-Fotos bei Fotoklick)

Lebensraum
Sphingonotus caerulans besiedelt warme und trockene (= xero- und thermophil) offene Flächen, wie z. B. Sand- und Kiesbänke entlang von Flussläufen, Flussdämme, Gras- und Felsenheiden, Kies-, Sand- und Gipsgruben, Steinbrüche, Truppenübungsplätze, Bahn-, Zechen- und Industriegelände. Dabei wird sandiger Grund ( > Name = Sandschrecke) mit geringem Pflanzenbewuchs bevorzugt. Wenn die Flächen zuwachsen verschwindet die Art sofort wieder.
DETZEL (1993) gibt eine Areal-Mindestgröße für eine Population mit 150-200 m2 an.
Die Blauflügelige Sandschrecke kann vermutlich auch passiv als "Blinder Passagier" in Waggons von einem Bahnhof zum anderen verschleppt werden und sich auf diese Weise schnell entlang von Bahnstrecken ausbreiten.



Blauflügelige Sandschrecke (Foto © Angelika und Reimund Ley, 01.08.2009, xxl-Foto per Fotoklick)

Biologie und Lebensweise
Die Blauflügelige Sandschrecke ist ein guter und wendiger Flieger und kann schnell und weit fliegen. Neubesiedelungen geeigneter Lebensräume in 10 km Entfernung von einer Population sind belegt. Auf diese Weise können sie neu entstandene Lebensräume schnell erreichen oder sich z. B. entlang von Bahnstrecken ausbreiten.

Von Ende Juli bis September/Oktober kann man adulte Tiere antreffen.
Während der Balz fliegen oder trippeln die Tiere hintereinander her. Wenn die Männchen ein Weibchen erspähen und sich annähern geben sie kurze, schnell aneinandergereihte Laute von sich.

Die Eiablage findet im oder auf dem Boden statt.
Treffen mehrere Männchen aufeinander versuchen sie sich mit ihren kurzen (0,25-0,5 s Dauer), trillernden Schnurrlauten gegenseitig zu übertreffen (Rivalengesang).



Blauflügelige Sandschrecke (Foto © Angelika und Reimund Ley, 01.08.2009, xxl-Foto per Fotoklick)

Achtung! Die Blauflügelige Sandschrecke kommt oft vergesellschaftet mit der Blauflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) vor, weshalb es leicht zu Verwechslungen beider Arten kommen kann.

Nahrung
Als Nahrung werden in der Literatur Kräuter, Gräser, Moos, tote Insekten und Spinnen angegeben.

Verbreitung in D/Welt
Sphingonotus caerulans ist in Europa (Spanien bis Balkan und Norddeutschland bis Süditalien), Nordafrika und Westasien verbreitet. Vorkommen der Blauflügeligen Sandschrecke sind in ganz Deutschland, mit Ausnahme des äußersten Nordens und Nordwestens, zu finden. Verbreitungsschwerpunkte liegen im Südwesten und Nordosten Deutschlands.

Hier geht es zur deutschlandweiten Verbreitungskarte der "Blauflügeligen Sandschrecke" der Deutschen Gesellschaft für Orthopterologie e. V.

Verbreitung in NRW
In NRW gab es lange Zeit nur wenige historische Nachweise der Blauflügeligen Sandschrecke und diese stammten vor allem aus dem Münsterland. Das Areal der Art scheint sich aber nach und nach, von den aktuellen Verbreitungsschwerpunkten im Kölner Raum und im Ruhrgebiet ausstrahlend, auszubreiten.

In der Roten Liste NRW der Heuschreckenarten (2011) heißt es: "...nachdem erste Funde im Kölner Raum gelangen, hat sich die Blauflügelige Sandschrecke zunächst entlang der Rheinschiene und dann durch das gesamte Ruhrgebiet nach Norden und Osten ausgebreitet. Mittlerweile existieren bereits Vorposten in Paderborn und bei Düren."

Die Art gilt in NRW als stark gefährdet (RL 2). Dennoch wird ihr eine deutliche Ausbreitungstendenz zugestanden.



Blauflügelige Sandschrecke (Foto © Angelika und Reimund Ley, 31.07.2014, xxl-Foto per Fotoklick)

Bekannte Fundorte sind neben der Schurenbachhalde in Essen und der Halde Brockenscheid in Waltrop (Fotos!) u. a. auch ein ehemaliges Bahngelände am Südufer des Hengsteysees in Hagen. MICHAEL DREES teilte mir in einer E-Mail vom 08.04.2014 zur Verbreitung der Blauflügeligen Sandschrecke im Hagener Raum folgendes mit:
"Die Sandschrecke sehe ich hier schon mehr als 10 Jahren, und nach dem Erstfund 2002 am Vorhaller Bahnhof (s. Decheniana-Kurzmitteilung 156: 309f) auch an weiteren Fundorten, stets an oder in unmittelbaren Nähe von Gleisschotter. Funde liegen hier von den MTB-Quadranten 4510/4, 4610/2 und 4611/1 vor. Oedipoda caerulescens fehlt hier vorläufig und scheint ein geringeres Ausbreitungsvermögen zu besitzen."

NRW-Verbreitungskarte der "Blauflügeligen Sandschrecke" der AK Heuschrecken NRW

Benutzte Literatur
BAUR, B., BAUR. H., ROESTI, C. & ROESTI, D. (2006): Die Heuschrecken der Schweiz. Haupt, Bern 352 S.

BELLMANN, H. (2006): Der Kosmos Heuschreckenführer. Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 350 S.

DETZEL, P. (1993): Heuschrecken und ihre Verbreitung in Baden-Württemberg. Arbeitsbl. Naturschutz (19), 1-64, 2. Aufl. Karlsruhe.

HENF, M., G. WEBER, F. SONNENBURG, K. RICONO & F. STILLER (2006): Die Heuschrecken der Bergischen Großstädte Wuppertal, Remscheid und Solingen. Jahresberichte des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal e. V., Heft 59, S. 1-143

MAAS, S. , P. DETZEL & A. STAUDT (2002): Gefährdungsanalyse der Heuschrecken Deutschlands. Verbreitungsatlas, Gefährdungseinstufung und Schutzkonzepte. Hrsg. v. Bundesamt f. Naturschutz. Landwirtschaftsverlag Münster. 401 S.

ROESTI, C & B. KEIST (2009): Die Stimmen der Heuschrecken. Mit DVD. Haupt Verlag. 144 S.

VOLPERS, M. & L. VAUT (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Heuschrecken - Saltatoria - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung. S. 489-510 - pdf

WENDLER, A. , LORENZ, C. & J. HORSTKOTTE (1999): Heuschrecken. 13. unveränderte Auflage; Hamburg. HRSG.: Deutscher Jugendbund für Naturbeobachtung. 97 S.


Zur Buchliste weiterer interessanter Heuschrecken-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Heuschrecken (Saltatoria) im Internet

Arbeitskreis Heuschrecken NRW: Infos, Kontakte, Links, Artenlisten

Tier und Natur (Hans-Jürgen Martin): Informationen, Körperbau, Artenlisten...

Mark van Veen: Niederländische Seite mit Artenprofilen und Gesängen der Heuschrecken.


Zur Linkliste weiterer interessanter Heuschrecken-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de