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Gefleckte Heidelibelle - Sympetrum flaveolum (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von H. Gospodinova & H.-W. Wünsch
(Letzte Änderung: 05.01.2015)


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Segellibellen (Libellulidae)
Gattung: Heidelibellen (Sympetrum)

Fotos (© H.-W. Wünsch (4, 6), H. Gospodinova (3),
J. Rodenkirchen (1-2 & 5))


u. a. Gugny (Polen, 1-2 & 5)


(xxl-Foto)
Männchen
12.07.2013

(xxl-Foto)
Weibchen
12.07.2013

(xxl-Foto)
Weibchen
08.2009
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Weibchen
08.2009

(xxl-Foto)
Weibchen
12.07.2013

(xxl-Foto)
juv. Männchen
28.06.2009
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Hinweise zum Artnamen: "Sympetrum" ist eine Wortkombination aus dem griechischen "sympiezein", was soviel wie "zusammengedrückt" heißt und "êtron" = Unterleib. Während der Gattungsname auf den seitlich zusammengedrückten Hinterleib Bezug nimmt, bedeutet das lateinische "flaveolum" (Verkleinerungsform von "flavus")= etwas gelb, bzw. gelblich und weist auf die auffälligen und großen gelb, bzw. rötlichen Basisflecken auf den Hinterflügeln der Imagines hin. Der deutsche Artname Gefleckte Heidelibelle nimmt ebenfalls hierauf Bezug.

Sympetrum flaveolum ist eine mittelgroße Segellibelle. Ihre Beine sind schwarz und mittig mit einem dünnen, gelben Längsstreifen versehen. Die Hinterflügel zeigen bei beiden Geschlechtern einen deutlich sichtbaren Basalfleck von anfangs gelber, später rötlicher Färbung. Die Augen der adulten Tiere sind zweifarbig; oben rötlich und in der unteren Hälfte braun-beige. Die juvenilen Imagines sind leuchtend gelb gefärbt. Bis zur Geschlechtsreife wechselt die Färbung der Männchen zu einem dunklen und kräftigen Rot mit sich zum Hinterleibsende verdickenden schwarzen Seitenlinien.



Weibliche Gefleckte Heidelibelle (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Auf den Abdominalsegmenten S-8 und S-9 befinden sich schwarze Flecken. Die Flügelmale sind bei frisch geschlüpften Tieren weiß und bei ausgefärbten Exemplaren rotbraun. Die Weibchen sehen khakifarben aus, was ihnen zu Tarnzwecken in der Vegetation hervorragende Dienste leistet. Die Gefleckte Heidelibelle kann auf den ersten Blick leicht mit der Frühen Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii) verwechselt werden. Diese weist ebenfalls, jedoch wesentlich kleinere Basalflecken an den Flügeln auf. Die untere Augenhälfte ist bei dieser Art hellblau und die Flügelmale sind gelblich und schwarz umrahmt.



Männliche Gefleckte Heidelibelle (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Erwachsene Männchen ändern bei kühlen Temperaturen ihre Körperfarbe von ihrem kräftigen Dunkelrot zu einem bräunlichen Farbton, was bedeutet, dass sie ihre Körpertemperatur regulieren können. Nach einer kühlen Nacht kann Sympetrum flaveolum die Aufwärmzeit durch selbst erzeugte Wärme verkürzen, die bei der Vibration der Flügel entsteht. Die verdüsterte Körperfarbe wirkt hierbei unterstützend.

Körperlänge: 3,2 - 3,7 cm; Flügelspannweite: 5 cm


Übersicht aller in NRW vorkommenden Libellenarten der Gattung Sympetrum:


S. danae
Schwarze Heidelibelle



S. depressiusculum
Sumpf-Heidelibelle



S. flaveolum
Gefleckte Heidelibelle



S. fonscolombii
Frühe Heidelibelle



S. meridionale
Südliche Heidelibelle



S. pedemontanum
Gebänderte Heidelibelle



S. sanguineum
Blutrote Heidelibelle


S. striolatum
Große Heidelibelle


S. vulgatum
Gemeine Heidelibelle


Lebensraum
Sympetrum flaveolum stellt in der Wahl ihrer Habitate, die ausschließlich den Charakter eines Stillgewässers haben müssen, hohe Ansprüche. Dabei zeigt die Art eine gewisse Vorliebe für Sumpfgebiete und Übergangsmoorschlenken mit wenig oder sogar ohne offene Wasserflächen.



Gefleckte Heidelibelle in Lauerstellung (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Verlandungszonen von Weihern und Teichen werden besiedelt, sofern sie keiner starken Wasserschwankung unterliegen, flach auslaufende Ufer vorweisen und über eine niedere, rasenartig von Moosen bedeckte Fläche von mittlerer bis hoher Deckung verfügen.

Biologie und Lebensweise
Die Gefleckte Heidelibelle beginnt ihre Emergenzperiode ab Mitte Juni, sodass ab diesem Zeitpunkt erste adulte Exemplare zu finden sind. Die letzten Imagines schlüpfen je nach Witterung und Lage des Habitats Ende August. Das Aktivitätsmaximum der Art liegt eindeutig im August. Ist der Herbst von milder Witterung können sogar Anfang November noch vereinzelte Tiere in ihren anspruchsvollen Lebensräumen beobachtet werden.
Die Populationen der Art sind zumeist recht klein. Nur ganz selten kann es in "starken Jahren" zu einem Massenschlupf kommen, wobei die Imaginalhäutungen wenig synchron verlaufen.
Nach dem Schlüpfen halten sich die Jungtiere nicht sehr weit von ihren angestammten Gewässern auf. Ihre Reifezeit verbringen sie über Brachwiesen, Weiden und an Waldrändern jagend, die meist nicht mehr als 150 m vom Schlupfort entfernt liegen.



Weibliche Gefleckte Heidelibelle in der Seitenansicht (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Nach Erreichen der Geschlechtsreife kommt es in unmittelbarer Nähe der Gewässer zu Paarungsaktivitäten, die weitgehend denen anderer Heidelibellenarten gleichen. Hierzu erscheinen die Imagines auch bei optimalen Witterungsbedingungen nicht vor 08:30 Uhr am Gewässer. Nach einem relativ kurzen Aktivitätsmaximum über die Mittagszeit verlassen die Tiere ihr Fortpflanzungshabitat bereits wieder vor 14:00 Uhr.



Gefleckte Heidelibelle aus ungewöhnlicher Perspektive.
Schön erkennbar sind die namensgebenden gelben Flügelflecke (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Die Paarung wird in der Regel am Wasser eingeleitet und in den angrenzenden Wiesen sitzend beendet. Die Kopula dauert etwa 10 bis 15 Minuten. Im Anschluss daran kommt es zur Eiablage, bei der die Weibchen, die in Tandemformation an das Männchen angekoppelt sind, ihre Eier jedoch nicht über einer Wasseroberfläche, sondern über benachbarten Flächen in der Nähe der Gewässer abwerfen. Wenn das Gelände im kommenden Frühjahr wieder überflutet wird, schlüpfen die Larven. Unterbleibt eine Überflutung, so halten sich die Eier weiterhin lebensfähig.



Weibliche Gefleckte Heidelibelle (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Bei guten Wasserständen schlüpfen weitaus mehr Tiere als im Normalfall. Dies ist wahrscheinlich die Voraussetzung für gelegentlich beobachtete Wanderungen von größeren Beständen über weite Distanzen. Dabei werden auch hohe Gebirgszüge und Schneefelder überflogen. Während dieser Wanderungen werden in potentiellen Habitaten auf "gut Glück" Eier abgelegt, sodass sie sehr gut in der Lage ist, Habitate neu zu besiedeln. Eine Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch ein ständiger Individuennachschub aus langfristig beständigen, großen Spenderpopulationen.



Zu den natürlichen Feinden der Gefleckten Heidelibelle gehören verschiedene Spinnenarten (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Die Autoren können Sympetrum flaveolum in den letzten Jahren, seit 2009, aus eigener Erfahrung als eine unstete Wanderlibellenart charakterisieren: An einigen Gewässern wanderten die jungen Imagines nach wenigen Lebenstagen im Juni vollständig ab. Im Osten Deutschlands, in Thüringen, konnte die Art im gleichen Jahr in einer kleinen Population von adulten Tieren im Oktober auf Wiesen die von einem Bach durchschnitten wurden (!) nachgewiesen werden. In den folgenden Jahren erfolgte trotz intensiver Suche kein Nachweis der Art. Einträge vieler Odonatologen in Fachforen bestätigten ihrerseits keinen einzigen Fund der Gefleckten Heidelibelle auf Bundesebene. Erst im Spätsommer 2013 gelang in einem Moorgebiet an den Grenzen von NRW, Niedersachsen und den Niederlanden wieder eine Dokumentation einer sehr kleinen Population der Art.

Nahrung

  

Männliche Gefleckte Heidelibelle (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos 1, 2)

Adulte: Das Nahrungsspektrum ähnelt dem vergleichbarer Sympetrum-Arten. Kleine Insekten wie Fliegen, Mücken, Schwebfliegen und Schnaken werden im Flug erbeutet.

Larven: Die als sehr agil geltenden Larven laufen im Gewässer auf dem Grund umher und erbeuten so in erster Linie Wasserflöhe und Muschelkrebse.

Verbreitung in D/Welt
Das Verbreitungsareal der Gefleckten Heidelibelle erstreckt sich von Westeuropa über das gesamte Asien bis nach Hokkaido und Kamtschatka. Europa ist lückenhaft besiedelt. Vor allem im Süden sind die Vorkommen auf höhere Lagen beschränkt. In Europa kommt die Art von Portugal über Frankreich, den Beneluxstaaten, Norddeutschland, Südnorwegen, Mittelfinnland und Polen bis zum Ural vor.



Männliche Gefleckte Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Im Süden wird das lückenhafte Verbreitungsgebiet von Südspanien, Südfrankreich, Mittelitalien über Nordgriechenland bis zur Türkei begrenzt. In Großbritannien gilt die Spezies als gelegentlicher Einwanderer. Ihre Vorkommen liegen nicht nur im Tiefland. In Spanien werden nur Höhenlagen von 800 bis 1.000 m über NN besiedelt. Aus der Schweiz sind sichere Entwicklungsnachweise aus Höhen von über 2.100 m bekannt. In den Pyrenäen pflanzen sich die Tiere noch auf über 2.400 m Höhe über NN fort.



Diese weibliche Gefleckte Heidelibelle sieht aus, als ob sie mit Juwelen besetzt wäre (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto)

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen (GdO) haben die Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum) zur Libelle des Jahres 2015 gekürt und dabei berücksichtigt, dass ihre Bestände in den letzten Jahren deutlich abnehmende Tendenzen aufweisen.

Als eine sehr unstete Art kann Sympetrum flaveolum regional betrachtet, jahrelang fehlen und besonders im Westen plötzlich durch östliche Winde begünstigt, an vielen Orten erscheinen. In der Regel folgen dann ein bis zwei Jahre der Fortpflanzung bis die Art wieder verschwindet.



Gefleckte Heidelibelle in Obelisk-Stellung. An sehr heißen Tagen wird das Abdomen nach oben gerichtet, um die sonnenexponierte Körperoberfläche zu minimieren. Dies schützt vor Überhitzung. (Foto: Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto)

Die Populationen der Gefleckten Heidelibelle sind in den letzten Jahren in Mitteleuropa stark zurückgegangen und daher stark gefährdet. In der deutschlandweiten Roten Liste der bedrohten Tierarten wird die Art in der Stufe 3 = "gefährdet" geführt. Je nach Bundesland schwanken diese Angaben jedoch zwischen "ungefährdet und "stark gefährdet". Für die Schweiz wird die Stufe 2 = "stark gefährdet" und für Österreich die höchste Stufe 1 = "vom Aussterben bedroht" angegeben.

Verbreitung in NRW



Weibliche Gefleckte Heidelibelle (Foto: H. Gospodinova, xxl-Foto)

Den Autoren gelangen in den letzten Jahren in NRW nur sporadische Funde der Art. Eine bis zum Jahr 2009 bodenständige Population im NSG Wahner Heide bei Köln ist aufgrund der Verlandung des Habitats erloschen. In den Jahren 2010 bis 2012 fehlte die Gefleckte Heidelibelle flächendeckend im gesamten Bundesland. Erst im August 2013 konnten bei Exkursionen in einem Naturschutzgebiet nahe der niederländischen Grenze wenige Exemplare der Spezies entdeckt und dokumentiert werden. Im September 2014 gelang das Gleiche an einigen Moorschlenken des Oppenweher Moors, an der Grenze zu Niedersachsen.

In der aktuellen Roten Liste der bedrohten Libellenarten Nordrhein-Westfalens (2010) wird die Gefleckte Heidelibelle insgesamt mit dem Status V = Vorwarnliste eingestuft. Dieser Status gilt für das Tiefland, während die Art hierzulande im Bergland seltener anzutreffen ist und mit dem Status 3 = gefährdet geführt wird.

Benutzte Literatur
Arbeitskreis Libellen NRW - Klaus-Jürgen Conze, Nina Grönhagen unter Mitarbeit von Edgar Baierl, Andreas Barkow, Ludger Behle, Norbert Menke, Matthias Olthoff, Eva Lisges, Mathias Lohr, Martin Schlüpmann und Eberhard Schmidt (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Libellen - Odonata - in Nordrhein-Westfalen. Großlibellen - Anisoptera. 4. Fassung, Stand April 2010

BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

BROCHARD, C.; D. CROENENDIJK; E. VAN DER PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. KNNV. 224 S.

DIJKSTRA, K.-D. B. (2006): Field Guide to the dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GLITZ, D. (2012): Libellen in Norddeutschland, ein Geländeschlüssel.

STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (2000): Libellen Baden-Württembergs, Bd. 2, Großlibellen (Anisoptera). Ulmer Verlag. 534 ff.

WILDERMUTH, H. & A. MARTENS (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Portrait. 824 Seiten, Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co. Wiebelsheim

WÜNSCH, H.-W., GOSPODINOVA, H. (2012): Die Libellen Nordrhein-Westfalens und darüber hinaus. CD-ROM, Band 1 & 2 Ausgabe 2014


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.libellenwissen.de: Sehr viele Informationen über Libellen, Bestimmungshilfen, Fotogalerien uvm. von Andreas Thomas Hein

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


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