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Gebänderte Heidelibelle
Sympetrum pedemontanum (O.F. MÜLLER in ALLIONI, 1766)
Artenprofil von H. Gospodinova & H.-W. Wünsch
(Letzte Änderung: 07.10.2014)


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Libellen (Odonata)
Familie: Segellibellen (Libellulidae)
Gattung: Heidelibellen (Sympetrum)

Fotos (© H. Gospodinova (1), H.-W. Wünsch (2))
Stemwede (Kreis Minden-Lübbecke, 1),
Montfort (NL/Provinz Limburg nahe NRW-Grenze, 2)


(xxl-Foto)
Männchen
25.08.2012

(xxl-Foto)
frisches
Weibchen
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Erklärungen zum wissenschaftlichen Artnamen: "Sympetrum" ist eine Wortkombination, zusammengesetzt aus "sym-piezein" (gr.) = "zusammen-gedrückt" und "êtron" (gr.) = Unterleib. Dies weist auf das seitlich zusammengedrückte Abdomen hin.
"pedemontanum" kommt von "ad pedes montium" (lat.) abgeleitet von "pes" (lat.) = Fuß und "mons" (lat.) = Berg. Zusammengefasst entspricht es somit "Am Fuß der Berge". Die mittelalterliche Bezeichnung für die Region Piémont, südwestlich der Alpen, in der die Art in der Nähe von Turin von O. F. MÜLLER entdeckt und ihre Beschreibung von C. A. ALLIONI publiziert wurde lautete "Pedemontium".


Besondere Merkmale:

Sympetrum pedemontanum gehört zu den kleinen Vertretern dieser Gattung und ist mit einer Körperlänge von 3,0 bis 3,5 cm und einer Flügelspannweite von bis zu 5,5 cm etwa gleich groß wie die Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae).
In ihrer Erscheinung ist diese Segellibelle eigentlich unverwechselbar. Sie gilt vielfach als die schönste Heidelibelle schlechthin. Beide Geschlechter haben als Haupterkennungsmerkmal jeweils ein breites braunes Band auf allen vier Flügeln, welches diese im äußeren Drittel, nahe bei den Pterostigmata, vertikal durchläuft. Der rote Kopf, die Stirn und der bräunliche Thorax ähneln der Blutroten Heidelibelle (Sympetrum sanguineum).

Weibchen: Die Weibchen sind von blassgelber bis ockergelber Farbe. Ihre Flügelmale sind hellweiß, im Alter leicht rosa farbig. Auf sandfarbenem Boden sind die Tiere so gut wie unsichtbar. Trotz oder gerade wegen ihrer auffälligen Flügelzeichnung sind die Tiere eher unauffällig und sehr schwer zu entdecken.

  

Adulte Männchen (links) und Weibchen (rechts) der Gebänderten Heidelibelle (Fotos: H.-W. Wünsch, xxl-Fotos per Bildklick)

Männchen: Die Flügelmale sind bei den Männchen von oben gesehen kräftig rosa gefärbt. Das bei den Männchen rosarot leuchtende Abdomen ist etwas abgeflacht und mittig leicht keulig verdickt. Damit ähnelt sie der Sumpf-Heidelibelle (Sympetrum depressiusculum), besitzt jedoch nicht deren Zeichnung (kleine schwarze Keilflecken auf den Hinterleibsegmenten).

Jungtiere: Bei den Jungtieren sind die Flügelmale weiß.

Körperlänge: 30-35 mm; Flügelspannweite: max. 55 mm


Übersicht aller in NRW vorkommenden Libellenarten der Gattung Sympetrum:


S. danae
Schwarze Heidelibelle



S. depressiusculum
Sumpf-Heidelibelle



S. flaveolum
Gefleckte Heidelibelle



S. fonscolombii
Frühe Heidelibelle



S. meridionale
Südliche Heidelibelle



S. pedemontanum
Gebänderte Heidelibelle


S. sanguineum
Blutrote Heidelibelle


S. striolatum
Große Heidelibelle


S. vulgatum
Gemeine Heidelibelle


Lebensraum
Die Gebänderte Heidelibelle stellt relativ hohe Ansprüche an ihre Lebensräume. Diese müssen eine gewisse Eigendynamik mitbringen. Das bedeutet, dass neue Sumpfgebiete, möglichst ohne offene Wasserflächen, entstehen müssen, während alte, in der Nähe liegende Sumpftümpel trockenfallen sollten. Außerdem ist die Art in überfluteten Altarmen von Flüssen, welche eine starke Ufervegetation aufweisen, zu finden.



Männliche Gebänderte Heidelibelle in der Profilansicht (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto per Bildklick)

Gelegentlich tritt die Art verstärkt nach Hochwasserständen auf. Dabei nutzt sie die kurzfristig überfluteten Feuchtwiesen und Gräben. Einen weiteren Lebensraum bilden mäandrierende saubere Vorgebirgsbäche. Von großer Bedeutung sind auch klimatisch begünstigte Regionen in denen größere, mit langen Gräben durchzogene Wiesen- oder Ackerflächen vorhanden sind.

Biologie und Lebensweise
Als eine spät im Jahr auftretende Art beginnt die Gebänderte Heidelibelle ab der 2. Julihälfte zu schlüpfen. Die Emergenz vollzieht sich meist in dichter Vegetation unmittelbar über der Wasseroberfläche. Nach dem Schlüpfen klettern die jungen Imagines am Schlupfsubstrat empor und starten zu ihrem meist nur kurzen Jungfernflug. In diesem Stadium können sie noch leicht mit anderen Heidelibellenarten verwechselt werden, da ihre braunen Flügelbänder zunächst nur sehr schwach ausgebildet sind.



Junges Weibchen der Gebänderten Heidelibelle (Foto: H. Gospodinova, xxl-Foto per Bildklick)

Anschließend bleiben sie einige Stunden in der nahen Wiesenvegetation sitzen, um anschließend mit ausgehärtetem Körper weiterzufliegen. Als Jagd- und Reifehabitat suchen sie an die Gewässer angrenzende Mähwiesen auf. Fehlen diese, so werden lockere Hochstaudenfluren, Großseggen- und Pfeifengraswiesen als vorübergehende Lebensräume genutzt. Dichte Schilfgürtel werden von der Art gemieden. Mit Erreichen der Geschlechtsreife kehren die Männchen wieder zu ihrem angestammten Gewässer zurück.



Junges Männchen der Gebänderten Heidelibelle (Foto: H. Gospodinova, xxl-Foto per Bildklick)

Sympetrum pedemontanum gilt als eine ausgesprochene "Spätaufsteherin". In den Morgen- und Vormittagsstunden sucht man sie an ihren Gewässern vergebens. Die ersten männlichen Imagines finden sich etwa gegen 11:30 Uhr an den Ufern der Bäche und Gräben ein. Kurz darauf folgen die Weibchen, sodass das Aktivitätsmaximum der Art während der Mittagszeit erreicht wird. Bereits am frühen Nachmittag gegen 15:00 Uhr lässt die Abbundanz stark nach. Ab 15:30 Uhr ist kaum noch ein Exemplar am Wasser zu beobachten. Die Art fliegt meist flach über dem Boden und erzeugt mit ihren farbigen Flügeln ein phänomenales Flimmern, welches den gesamten Körper aufzulösen scheint. Selbst wenn ein Männchen ruhend in der grünen Ufervegetation sitzt, ist es extrem schwer ausfindig zu machen.
Die Tiere erreichen für ihre Größe recht hohe Fluggeschwindigkeiten. Dadurch und aus den vorgenannten Gründen verliert der aufmerksame Naturbeobachter diese hübsche Libellenart immer wieder aus den Augen.



Frisch geschlüpftes Männchen der Gebänderten Heidelibelle (Foto: H. Gospodinova, xxl-Foto per Bildklick)

Die Männchen scheinen am Gewässer einen Hang zur Territorialität zu entwickeln, verhalten sich jedoch untereinander relativ friedlich. Dafür sehen sie sich als kleine Libellenart oft den Angriffen von größeren Arten ausgesetzt. Dies betrifft vor allen Dingen die Tandemformationen. Werden diese von weitaus größeren Arten wie etwa dem Großen Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) oder der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) angegriffen, so lassen sich die Pärchen ins Gras fallen, wo sie einige Minuten lang regungslos verharren. Ihre Flügelbänder verhelfen ihnen hierbei zu einer guten Tarnung. Bei starker Sonneneinstrahlung suchen die Tiere Halbschatten auf.
Am Gewässer einfliegende, paarungswillige Weibchen werden, sobald sie von den Männchen entdeckt worden sind, zur Paarung ergriffen. Dabei schleppen die Männchen ihre sich während des Fluges meist passiv verhaltenden Partnerinnen mit kräftigen Flügelschlägen ab. Während des gesamten Paarungsrituals übernimmt das Männchen die Führung. Es wählt auch den Ort des Paarungsrades und der Eiablage aus.



Kopula der Gebänderten Heidelibelle (Foto: H. Gospodinova, xxl-Foto per Bildklick)

Die eigentliche Kopulation wird dabei fliegend eingeleitet und nach etwa 10 bis 30 Minuten in der Vegetation sitzend beendet.



Tandem der Gebänderten Heidelibelle (Foto: H. Gospodinova, xxl-Foto per Bildklick)

Die anschließende Eiablage erfolgt in der Tandemformation, wobei das an das Männchen angekoppelte Weibchen seine Eier unter wippenden Flugbewegungen über Wasser abwirft.



Eiablage der Gebänderten Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto per Bildklick)

Die Eier überwintern und überstehen dabei monatelanges Trockenfallen oder Einfrieren des Gewässers. Die Larven schlüpfen im darauffolgenden Mai bis Anfang Juni. Über ihre Lebensweise ist noch nicht viel bekannt und es gibt widersprüchliche Angaben.
In ihren Fortpflanzungsgewohnheiten verhält sich die Gebänderte Heidelibelle ähnlich wie die meisten anderen Arten der Gattung Sympetrum, wie z. B. die Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum) oder die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum).
Als sehr spät auftretende Art hat die Gebänderte Heidelibelle eine Flugzeit von Mitte Juli bis etwa Mitte September. Einzelne Individuen können jedoch noch bis in den Oktober hinein gefunden werden.



Abgeflogenes Weibchen der Gebänderten Heidelibelle (Foto: H. Gospodinova, xxl-Foto per Bildklick)

Nahrung
Adulte: Als Nahrung dienen kleine Insekten wie Fliegen, Mücken, Schwebfliegen und Schnaken, die im Flug erbeutet werden.

Larven: Über die Entwicklung der Larven ist nichts bekannt. Im Gegensatz zu den anderen Heidelibellenarten sind die Exuvien der Gebänderten Heidelibelle schlammverkrustet. Dies deutet auf ein Leben, eingegraben in feinem Sediment des Entwicklungsgewässers, hin.

Verbreitung in D/Welt
Das Verbreitungsareal von Sympetrum pedemontanum zieht sich als breites Band von Westeuropa über die gemäßigte Paläarktis bis nach Sachalin und Japan. In Europa erstreckt es sich von Belgien und Südfrankreich nach Osten. Im Norden verläuft die Grenze von den Niederlanden über Norddeutschland, Nordpolen und Weißrussland weiter nach Osten. Im Süden reicht es von Südfrankreich über Norditalien und Ungarn bis zur Ukraine. Weiterhin existieren isolierte Vorkommen in Nordwestspanien, im Balkan und in Rumänien. Der südlichste Nachweis stammt aus Nordgriechenland, der nördlichste aus Finnland. Einzelfunde aus Großbritannien liegen ebenfalls vor.



Altes Männchen der Gebänderten Heidelibelle (Foto: H.-W. Wünsch, xxl-Foto per Bildklick)

Die Art gilt in Deutschland gemäß der Roten Liste für bedrohte Tierarten (1998) als "gefährdet" (Stufe 3). Entsprechend ihrer hohen Lebensraumansprüche sind aus Deutschland nur vereinzelt Streufunde bekannt, wobei die Individuenzahl in den einzelnen Habitaten nicht sehr hoch ist. Es existieren jedoch Vorkommen in allen Bundesländern.

Verbreitung in NRW
Als typische Art der Ebenen und klimatisch begünstigten Flusstäler besiedelt die Gebänderte Heidelibelle im äußersten Nordosten von Nordrhein-Westfalen Teile des weit verzweigten Grabensystems zwischen den landwirtschaftlich intensiv genutzten Flächen der Gemeinde Stemwede im Kreis Minden-Lübbecke unweit des Naturparks Dümmer und des Oppenweher Moores. Weitere Vorkommen von Sympetrum pedemontanum sind in NRW nicht bekannt.
In der Roten Liste der Libellen Nordrhein-Westfalens (2010) wird die Art insgesamt mit dem RL-Status 1S = "vom Aussterben bedroht" geführt. Dabei ist sie für das Bergland als Rarität und für das Tiefland als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Zusätzlich heißt es dort "... in geeigneten Jahren kommt es zu einer starken Expansion mit Besiedlung zahlreicher Gewässer an denen in der Folge die entstehenden Populationen sukzessive (eben auch in Abhängigkeit von der lokalen Isolation sowie von Habitat optimierenden Maßnahmen) wieder erlöschen."

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.

BROCHARD, C., D. CROENENDIJK, E. VAN D. PLOEG, T. TERMAAT: Fotogids larvenhuidjes van libellen / druk 1. KNNV, Uitgeverij. 224 S.

DIJKSTRA, K.-D. B. (2006): Field Guide to the dragonflies of Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.

GLITZ, D. (2012): Libellen in Norddeutschland, ein Geländeschlüssel. NABU-Landesverbände: Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg & Mecklenburg-Vorpommern. 374 S.

KUHN, K. & K. BURBACH (1998): Libellen in Bayern. Eugen Ulmer, Stuttgart. S. 176 ff

OTT, J. & W. PIPER (1998): Rote Liste der Libellen (Odonata). In: Binot, M., R. Bless, P. Boye, H. Gruttke & P. Pretscher: Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.): Schr.-R. Landschaftspfl. u. Natursch. 55: 260-263

ROTE LISTE und Artenverzeichnis der Libellen - Odonata - in Nordrhein-Westfalen (2010): 4. Fassung, Stand April 2010, Arbeitskreis Libellen NRW - Klaus-Jürgen Conze, Nina Grönhagen unter Mitarbeit von Edgar Baierl, Andreas Barkow, Ludger Behle, Norbert Menke, Matthias Olthoff, Eva Lisges, Mathias Lohr, Martin Schlüpmann und Eberhard Schmidt - PDF

STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (2000): Libellen Baden-Württembergs, Bd. 2, Großlibellen (Anisoptera). Ulmer Verlag. 534 ff.

WENDLER, A. & NÜß, J.-H. (1991): Libellen: Bestimmung, Verbreitung, Lebensräume und Gefährdung aller Arten Nord- und Mitteleuropas sowie Frankreichs unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands und der Schweiz. - Hamburg: DJN 1991, 129 S.

WILDERMUTH, H. & A. MARTENS (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas: Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. Quelle & Meyer, 824 S.

WÜNSCH, H.-W. & H. GOSPODINOVA (2012): Die Libellen Nordrhein-Westfalens. CD-ROM, Band 2, Großlibellen, 4. aktualisierte Auflage.


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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet

Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste

www.libellenwissen.de: Sehr viele Informationen über Libellen, Bestimmungshilfen, Fotogalerien uvm. von Andreas Thomas Hein

Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.


Zur Linkliste weiterer interessanter Libellen-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de