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Kleiner Eisvogel - Limenitis camilla (LINNAEUS, 1764)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 09.05.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)

Fotos (© Christine Reichardt)
NSG Bielenberg (Kreis Höxter)


(xxl-Foto)
12.10.2014
Männchen
   
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Kleiner Eisvogel bei der Nahrungsaufnahme an einem Misthaufen (Foto © Christine Reichardt, NSG Bielenberg, xxl-Foto per Bildklick)


Oberseite der Flügel braunschwarz mit weißer Flügelbinde, die im Vorderflügel in einer unterbrochenen Reihe weißer Flecken ausläuft; Flügelunterseite rot und weiß gezeichnet mit doppelter dunkler Fleckenreihe am Außenrand der Flügel; ohne Blauschimmer

Männchen: Flügelumrisse nicht so plump, schmaler und deutlicher zugespitzt als beim Weibchen

Weibchen: mit breiterer weißer Flügelbinde

Flügelspannweite: 42-52 mm

Ei: hellolivgrün gefärbt; kugelrund und mit Borsten verziert (sieht klettenartig aus); Struktur mit großmaschigem Netzwerk (wabenartig); Mikropylrosette 6-8blättrig von kleinmaschigem, undeutlichem Netzwerk umgeben; Ei-Durchmesser: 0,85 mm; Ei-Höhe: ca. 1 mm

Raupe: bis 27 mm; grün mit brauner Kopfkapsel; 2 Reihen wein- bis rostroter Rückendornen und mit weißlicher Seitenlinie; die Anordnung der Rückendornen: 3 längere Stachelpaare im vorderen Körperdrittel, 2 kürzere im hinteren Drittel; Kopf auffällig kräftig bedornt, braunrot gefärbt und seitlich der Mittelspalte weiss gestreift.



Raupe des Kleinen Eisvogel (Foto © Brigitte Umberg, xxl-Foto per Bildklick)

Puppe: grüne Stürzpuppe (kopfunter hängend) mit paarigen, ohrförmigen Fortsätzen und mit silbrig glänzenden Flecken (Augenpartie, Hinterleibsende und Teile der Flügelscheiden)



Puppe des Kleinen Eisvogel (Foto © Brigitte Umberg, xxl-Foto per Bildklick)


Ähnliche Arten:

Großer Eisvogel (Limenitis populi): größer; mit orange gefärbten Submarginalflecken; Raupenfraßpflanze ist die Zitterpappel (Populus tremula)

Blauschwarzer Eisvogel (Limenitis reducta): je nach Lichteinfall schwarzbraun- oder blauschillernd; nur mit einer dunklen Fleckenreihe am Rand der Hinterflügelunterseite; auf den Vorderflügeln immer mit weißem Zellfleck

Lebensraum
Zu den bevorzugten Lebensräumen des Kleinen Eisvogels zählen Auwälder, Bachufer, lichte, unterholzreiche Laubwälder und feuchte Laubwälder - zwingend ist dabei das Vorkommen der Raupenfraßpflanze, der Roten Heckenkirsche.



Kleiner Eisvogel (Foto © Christine Reichardt, NSG Bielenberg, xxl-Foto per Bildklick)

Der Kleine Eisvogel ist von der Ebene, über das Hügelland bis in das Bergland verbreitet. Ideale Eiablageplätze liegen im tiefen Waldesschatten, insbesondere dort, wo ein kleines, voll beschattetes Bächlein in ein größeres, sonnigeres Tal mündet (EBERT et al., 1993).

Biologie und Lebensweise
Die überwinterte Raupe des Kleinen Eisvogels verpuppt sich Ende Mai/Anfang Juni. Die Stürzpuppe wird an dünnen Zweigen der Futterpflanze angesponnen. Ab Mitte Juni schlüpfen die Falter und fliegen dann in einer Generation bis Ende Juli/Anfang August. Der Hauptflugmonat ist der Juli.
Die Männchen schweben oft in der Morgensonne auf feuchten Waldwegen und an Waldrändern auf und ab, ruhen sich auf niedrigem Gebüsch aus und trinken an feuchten Wegstellen.



Frisch geschlüpfter Kleiner Eisvogel (Foto © Brigitte Umberg, xxl-Foto per Bildklick)

Die Eier werden vom Kleinen Eisvogel-Weibchen einzeln auf den Blättern im Schatten wachsender, luftfeuchter Roten Heckenkirsche abgelegt und die schlüpfenden Raupen ernähren sich bis zu ihrer Überwinterung von den Blättern der Wirtspflanze. Dabei fressen sie zuerst die Blattspitze, lassen aber die Mittelrippe des Blattes stehen. Auf dieser Blattrippe ruhen sie gelegentlich aus und verlängern diese mit angesponnenem Kot ("Kotrippe"). Die 3-4 mm lange Raupe überwintert in einem versponnenen Blatt (tütenförmiges "Hibernarium" = Winterlager) der Roten Heckenkirsche bevor sie im April des Folgejahres wieder aus ihrer Winterruhe erwacht und auf Nahrungssuche geht.

Nahrung
Raupe: Die Raupen fressen das Laub der Roten Heckenkirsche (Lonicera xylosteum). Selten werden wohl auch Blätter anderer Lonicera-Arten oder der Schneebeere (Symphoricarpos rivularis) als Nahrung gewählt.



Kleiner Eisvogel bei der Nahrungsaufnahme an einer Kotkugel (Foto © Christine Reichardt, NSG Bielenberg, xxl-Foto per Bildklick)

Falter: Die Falter besuchen gelegentlich Blüten (z. B. Brombeere, Disteln, Waldrebe, Wasserdost, Giersch, Wald-Engelwurz, Mädesüß, Linden, Liguster, Witwenblumen) und saugen Nektar. Wie viele andere Falterarten nehmen sie aber auch gerne Salze aus Kot oder Aas auf oder saugen an zuckerhaltigen Ausscheidungen von Blattläusen.

Verbreitung in D/Welt
Der Kleine Eisvogel ist in West- und Mitteleuropa, im Norden bis Südengland, Südskandinavien und im Süden bis Mittelitalien und den Balkan verbreitet. Östlich bis Nordost-China, Korea und Japan vorkommend. In der Roten Liste der Tagfalter Deutschlands ist die Art auf die Vorwarnliste genommen worden. Die Bestände unterliegen jedoch einem kurz- und langfristig starken Rückgang, sodass eine weitere Verschärfung der Gefährdungslage befürchtet werden muss.

Verbreitung in NRW
In der Roten Liste der Schmetterlinge NRWs (2010) wird der Kleine Eisvogel mit dem Status RL 2 = stark gefährdet geführt.

Die Einstufung in die Rote Liste bezogen auf die NRW-Großlandschaften sieht folgenderweise aus:
Niederrheinisches Tiefland (RL1 = vom Aussterben bedroht), Niederrheinische Bucht (RL3 = gefährdet), Westfälische Bucht (RL3), Westfälisches Tiefland (RL1), Weserbergland (RL2), Eifel/Siebengebirge (RL2), Bergisches Land (RL2) und Sauer- und Siegerland (RL2).

PÄHLER & DUDLER (2010) schreiben, bezogen auf den Verbreitungsraum Ostwestfalen-Lippe und die angrenzenden Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen: "Der Kleine Eisvogel ist in allen Landschaftsbereichen mit strukturreichen Wäldern verbreitet... Die Imagines erscheinen bei uns regelmäßig jedoch meist vereinzelt. Große Ansammlungen, die vor einigen Jahrzehnten noch beobachtet werden konnten, sind aktuell nicht mehr anzutreffen."

Benutzte Literatur
BELLMANN, H. (2016): Der Kosmos Schmetterlingsführer. Kosmos - Naturführer. Schmetterlinge, Raupen und Nahrungspflanzen. Kosmos. 448 S.

BÜHLER-CORTESI, T. (2009): Schmetterlinge. Tagfalter der Schweiz. Haupt-Verlag. 238 S.

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. Akademie-Verlag, Berlin. 154 S. und 61 Tafeln

EBERT, G. (HRSG.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Bd. 2. Tagfalter II. Eugen Ulmer, Stuttgart. 535 S.

LEPIDOPTEREN ARBEITSGRUPPE (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Band 1 – Basel (Schweizerischer Bund für Naturschutz)

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

PÄHLER, R. & H. DUDLER (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen. Band 1. - Eigenverlag. 608 S. Verl

REINHARDT, R. & R. BOLZ (2011): Rote Liste und Gesamtartenliste der Tagfalter (Rhopalocera) (Lepidoptera: Papilionoidea et Hesperioidea) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 73 (3)

RUCKSTUHL, T. (2002): Schmetterlinge und Raupen. Bestimmen - Kennenlernen - Schützen. Gondrom Verlag. Bindlach. 240 S.

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag). 184 S.

SCHUMACHER et al. (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge - Lepidoptera - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand Juli 2010 pdf

TOLMAN, T. & R. LEWINGTON (2012): Schmetterlinge Europas und Nordwestafrikas. Alle Tagfalter - Über 2000 Arten. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 383 S.

WEIDEMANN, H-J. (1988): Tagfalter: Entwicklung - Lebensweise. Bd. 2 Biologie - Ökologie - Biotopschutz. Verlag Neumann-Neudamm GmbH - Melsungen.

WILLNER, W. (2017): Taschenlexikon der Schmetterlinge Europas. Alle Tagfalter im Porträt. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 450 S.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Wikipedia - Kleiner Eisvogel (Schmetterling)

lepiforum: Limenitis camilla (LINNAEUS, 1764) (Kleiner Eisvogel)

Portal für Schmetterlinge/Raupen - Kleiner Eisvogel

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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