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Abendpfauenauge - Smerinthus ocellata (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt
Letzte Änderung: 05.07.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Schwärmer (Sphingidae)
Unterfamilie:Großschwärmer (Sphinginae)

Synonym:

Dilina ocellata

Fotos (© Hans-Joachim Weigt (1), Axel Steiner (2-3))
Holzwickede (Mittleres Ruhrtal - Standortübungsplatz Hengsen) (1), Breckerfeld (2-3)


(xxl-Foto)
Schreckstellung
Männchen
09.04.2009

(xxl-Foto)
05.07.2015

(xxl-Foto)
05.07.2015
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Abendpfauenauge-Oberseite in Ruhestellung ohne die auffälligen Augen (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Robuster, dickleibiger Nachtschmetterling mit schmalen, gestreckten Vorderflügeln und erheblich kleineren Hinterflügeln. Vorderflügel am Außenrand zweimal konkav geformt, Apex sehr spitz. Grundfärbung rehbraun mit dunkelbrauner Binden- und Fleckenzeichnung. Hinterflügel hellbraun-grau, an der Basis schön rosenrot. Im Innenwinkel befindet sich ein großer, schwarz gerandeter blauer Augenfleck mit dunklem Kern. Vorder- und Hinterleib sind rehbraun, die Fühler oben weiß, unten dunkelbraun. Männliche Fühler sind sägezahnig und erscheinen dadurch deutlich dicker als die weiblichen. Der Rüssel ist bei diesen Schwärmern verkümmert.



Abendpfauenauge-Unterseite (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Flügelspannweite: Männliche Imagines werden zwischen 70 und 80 mm groß, weibliche bis zu 90 mm.

Ei: Die Eier werden zu 1-4 Stück an Blättern und Zweigen von Weiden, Espen und Pappeln abgelegt. Gelegentlich auch an Obstbäumen, hier vor allem an Kirsche. Die Form ist kugelig, die Farbe hellgrün. Der Längsdurchmesser beträgt etwa 2 mm.



Eiablage des Abendpfauenauges an Weidenblatt (Foto © Hans-Joachim Weigt)


Raupe: Die grünblaue (nur selten blattgrüne) Raupe ist schlank, spindelförmig mit kleinem dreieckigen, gelb gerandetem Kopf und roten Vorderbeinen. Sie ist am ganzen Körper mit winzigen weißen Wärzchen bedeckt. Acht weiße, schräg nach hinten verlaufende Seitenstreifen täuschen die Blattrippen eines Weidenblattes vor. Das große, spitze Horn über dem After ist blau. Ausgewachsen kann die Raupe bis zu 90 mm lang werden.

   

Ausgewachsene Raupe (links) des Abendpfauenauges und R2-Stadium (rechts) (Fotos © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Fotos 1,2)


   

Ausgewachsene Raupe des Abendpfauenauges links = Kopf; rechts = Hinterende (Fotos © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Fotos 1,2)




Ausgewachsene Raupe des Abendpfauenauges (Foto © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Puppe: Die kaffeebraune, glattschalige Puppe ist etwa 50 mm lang und mäßig schlank. Sie ruht in einem Erdkokon etwa 10 bis 20 cm tief in lockerem Boden in der Nähe der Nahrungspflanze.

Lebensraum



Typisches Biotop des Abendpfauenauges:
Holzwickede (MTB 4511: Mittleres Ruhrtal, Standortübungsplatz Hengsen) (Foto © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Das Abendpfauenauge ist ein typischer Bewohner der Weichholzauen und Ufergehölze an Still- und Fließgewässern. Trotz des immensen Schwundes dieser Habitate kann es als ungefährdet gelten, weil es in der Lage ist, Ausweichhabitate in Gärten und Parks zu besiedeln. In den Alpen wurde das Abendpfauenauge noch in 2000 m Höhe gefunden.

Biologie und Lebensweise


Der Fühler des Abendpfauenauge von 2 Seiten betrachtet in der Detailansicht. Abendpfauenaugen-Weibchen produzieren Duftstoffe (Pheromone). Diese werden von den Männchen mit ihren Riechorganen (Fühlern) selbst in sehr geringen Konzentrationen wahrgenommen und führen das Männchen letztendlich zu seinem Weibchen.
(Fotos © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Wie viele andere Schwärmer auch, ist das Abendpfauenauge einbrütig. Nur ganz selten kann es zu einer partiellen zweiten Generation kommen. Die Imagines fliegen von der späten Dämmerung an bis weit nach Mitternacht.

 
 

Abendpfauenauge (Fotos © Axel Steiner, 05.07.2015, Breckerfeld, xxl-Fotos per Bildklick)

Am Tage ruhen sie meist offen an Stämmen und vertrauen auf die Tarnfunktion ihrer Vorderflügel, die flach ausgebreitet die kleinen Hinterflügel überdecken. Bei Störung werden die Vorderflügel ruckartig nach vorn geschoben sodass die Augenflecke der Hinterflügel sichtbar werden. Dabei krümmt sich der Falter und führt bei stärkerer Störung einen regelrechten Tanz vor. Es ist nachgewiesen, dass die meisten Fressfeinde dann erschreckt von ihm ablassen. Selbst Menschen lassen sich erschrecken.



Kopula des Abendpfauenauges:
Holzwickede (MTB 4511: Mittleres Ruhrtal, Standortübungsplatz Hengsen) (Foto © Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Das Abendpfauenauge fliegt von Anfang Mai bis Anfang Juli. Natürlich leben die Tiere nicht so lange, zumal sie praktisch kaum Nahrung aufnehmen. Die lange Flugzeit kommt durch das zeitlich versetzte Schlüpfen der Tiere zustande.
Die Raupe lebt von Mitte Juni bis Mitte August, einzeln, vor allem an schmalblättrigen Weiden. Späte Raupen im September-Oktober gehören einer partiellen zweiten Generation an. Vor der Verpuppung werden die Raupen gedrungener und intensiver blaugrün-grau. Sie verlassen meist nachts ihre Futterpflanze und graben sich in Stammnähe ein.

Nahrung


Frontalansicht des Abendpfauenauges (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Die Imagines können mit ihrem verkümmerten Rüssel keine Blüten zur Nahrungsaufnahme besuchen. Sie leben deshalb nicht sehr lange. Männchen sterben oft schon nach 3-4 Tagen, Weibchen können 10 Tage alt werden. Die Raupe lebt, wie schon erwähnt, an Weiden, Pappeln, Espen und Obstbäumen. Während der Zucht nimmt sie auch Esche und Schlehe an.

Verbreitung in D/Welt
In Deutschland nahezu flächendeckend verbreitet. Sonst in der paläarktischen Region bis Westsibirien und Kleinasien vorkommend. Die Art bildet in Südeuropa und Nordafrika Unterarten aus.



Flügelunterseite des Abendpfauenauges in der Detailansicht. (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Verbreitung in NRW



Seitenansicht des Abendpfauenauges (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto per Bildklick)

Überall in NRW, in zusagenden Habitaten nicht selten, jedoch als Weichholzauen-Bewohner potenziell gefährdet (Vorwarnliste - ROTE Liste NRW, 1999).

Weiterführende Literatur
BERGMANN, A. (1954): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands, 4/1 Eulen. - Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

DUDLER, H. KINKLER, H. et. al. (1999): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten 17: 575-626, Recklinghausen.

EBERT, G. - HERAUSGEBER - (1998): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 7 - Nachtfalter 5 - Stuttgart (Ulmer)

FORSTER, W. & WOHLFAHRT, Th. A. (1971): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band IV, Eulen (Sphingidae) - Stuttgart (Franckh).

HOCK, W., KINKLER, H., LECHNER, R. et. Al (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz - LÖBF_Reihe Artenschutz, Band 1, Landesanstalt für Ökologie, Recklinghausen

KARSHOLT,O. & RAZOWSKI, J. (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist - Stenstrup Danmark (Apollo Books)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Melsungen (Neumann,).

LERAUT, P. (1980): Liste systematique et synonymique des Lepidopteres de France, Belgique et Corse. - Alexanpr, Paris.

LEPIDOPTEREN ARBEITSGRUPPE (1997): Schmetterlinge und ihre Lebensräume Band 2 - Egg (Schweizerischer Bund für Naturschutz)

NOVAK, I. & SEVERA; F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer- Stuttgart (Franckh)

PORTER, J. (1997): Colour Identification Guide to Caterpillars of The British Isles -London (Viking)

ROUGEOT, P.C. & VIETTE, P. (1983): Die Nachtfalter Europas und Nordafrikas. 1. Schwärmer und Spinner (1. Teil) - Keltern

SAUER, F. (1982): Raupe und Schmetterling nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1984): Heimische Nachtfalter nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SAUER, F. (1992): Die schönsten Raupen nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SEITZ, A. (1913): Die Großschmetterlinge der Erde, I. Abteilung: Die Großschmetterlinge des Palaearktischen Faunengebietes, II. Band: Spinner und Schwärmer. - Stuttgart.

SKINNER, B. (1984): Moths of the British Isles - London

WEIGT, H.-J. (2009): Schmetterlinge im Kreis Unna - Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna, Band 3, Bergkamen.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): fast 6000 Fotos, mehr als 550 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2008)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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