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Wolfsmilchschwärmer - Hyles euphorbiae (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
(Letzte Änderung: 14.01.2014)


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Schwärmer (Sphingidae)
Unterfamilie:Macroglossinae (Großzungenschwärmer)

Synonyme:

Celerio euphorbiae
Deilephila euphorbiae

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)
Schmidmühlen (Bayern/Oberpfalz)


(xxl-Foto)
27.08.2012
   
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen





Rücken- und Bauchansicht des Wolfsmilchschwärmers (Fotos: Jochen Rodenkirchen, 27./28.08.2012, xxl-Foto per Fotoklick)

Vorderflügel hellgelbbraun mit dunkler Fleckenzeichnung und Bänderung.
Das beste Bestimmungsmerkmal ist der große grünliche/olivbraune Fleck am Vorderrand des Vorderflügels!
Die Hinterflügel sind rosa/rot, mit weißen Flecken und schwarzer Bänderung gezeichnet. Kopf und Brust dunkel olivgrün, mit einem seitlichen weißen Streifen und Schulterdecken innenseits weißlich eingefasst. Hinterleib dunkel olivgrün mit weißen Querbinden und rosa Unterseite gefärbt.

Weibchen: etwas größer als die Männchen und mit feineren Fühlern

Flügelspannweite: 55-75 mm; Vorderflügellänge ca. 25-35 mm


Ei: Breite = 1,25 mm; Eifarbe graugelb mit unregelmäßig verteilten schwärzlichen Flecken und teilweise marmoriert; Profil kreisrund; in die Länge gezogenes Netzwerk, das zum Eiboden in Trichterstruktur übergeht; Mikropylrosette 16-blättrig und von 8-10 Reihen deutlicherem Netzwerk umgeben; Ei sehr weichschalig; Länge = 1,3 mm; Höhe = ca. 1 mm (Angaben aus DÖRING, 1955)



Wolfsmilchschwärmer-Eier an Zypressen-Wolfsmilch (Foto: Jochen Rodenkirchen, 28.08.2012, xxl-Foto per Fotoklick)


Raupe: In jüngeren Entwicklungsstadien grünlich und später dann sehr charakteristisch in rot-schwarzer Warntracht eingefärbt. Sie werden bis zu 8 cm lang und sind seitlich auf jedem Segment mit einem Paar untereinander angeordneter weißer, schwarz gerandeter Flecken gezeichnet. Auf dem Rücken verläuft eine zunächst gelbe, später dann rote Längslinie. Auffällig sind auch das orange-rote Analhorn mit schwarzer Spitze.

 
 

Raupen des Wolfsmilchschwärmer (Fotos: Jochen Rodenkirchen, 23.07.2012 und 30.07.2012, xxl-Foto per Fotoklick)


Puppe: grau-ockerfarben gefärbt



Puppe des Wolfsmilchschwärmers (Fotos: Jochen Rodenkirchen, 11.08.2012, xxl-Foto per Fotoklick)


Ähnliche Art:
Labkraut-Schwärmer (Hyles gallii): Sehr ähnlich, aber im Gegensatz zu Hyles euphorbiae ohne großen grünlichen Fleck am Vorderrand der Vorderflügel. Bei Hyles gallii ist der Vorderflügelvorderrand breit olivfarben und mehrfach vom weißlichen Mittelfeld eingeschnitten. Die Zeichnung am Flügelvorderrand ist hingegen nicht, wie beim Wolfsmilchschwärmer, unterbrochen.



Vergleich: Wolfsmilchschwärmer links (Foto: Jochen Rodenkirchen), Labkraut-Schwärmer rechts (Foto: Hans-Joachim Weigt)

Lebensraum
Zypressen-Wolfsmilch ist in allen Pflanzenteilen durch den enthaltenen Milchsaft stark giftig und wird aufgrund des scharfen Geruchs und Geschmacks von Weidetieren gemieden. Warme, intensiv beweidete Magerrasen, auf denen inselartig die Wolfsmilch-Pflanzen stehen geblieben sind, stellen somit ideale Lebensräume für den Wolfsmilchschwärmer dar.
Die Art ist ebenfalls an wärmebegünstigten Standorten, wie z. B. Sand- und Kiesflächen mit lückigem Bewuchs, Steinbrüchen, Weinbergen, Halbtrockenrasen oder Sandtrockenrasen zu finden. Als sehr gut geeignete Lebensräume werden auch trockenwarme, sonnige Hänge entlang von Flüssen angenommen. In den Alpen erreicht der Wolfsmilchschwärmer etwa die 2000 m Höhenlinie.



Wolfsmilchschwärmer (Foto: Jochen Rodenkirchen, 28.08.2012, xxl-Foto per Fotoklick)

Biologie und Lebensweise
Wolfsmilchschwärmer treten hierzulande in 1 Generation mit Flugzeit von Mitte Mai bis Mitte August auf (PÄHLER & DUDLER, 2010). Es finden sich in der Literatur allerdings auch Angaben über 1-2 bzw. 2 Generationen, die sich in besonders klimatisch begünstigten Gegenden bilden können und dann von Mai bis Juli (erste Generation) und erneut von August bis Oktober (zweite Generation) fliegen.
Der dämmerungs- und nachtaktive Falter kann mit viel Glück am frühen Abend im Garten beim Besuch nektarreicher Blütenpflanzen beobachtet werden.
Die Eier werden vom Weibchen in kleinen Gelegen von 6-20 Eiern an den Spitzentrieben der Zypressen-Wolfsmilch abgelegt. Die Jungraupen treten zunächst gesellig auf, sind mit zunehmenden Alter jedoch nur noch vereinzelt zu finden.



Raupen des Wolfsmilchschwärmers (Fotos: Jochen Rodenkirchen, 23.07.2012, xxl-Foto per Fotoklick)

Bei sehr hohen Bodentemperaturen über 30°C verhindern die Raupen das Austrocknen, indem sie in der Vegetation nach oben ausweichen. Von Juni bis Ende September sind die Raupen an ihrer Nahrungspflanze zu finden.
Die Puppen überwintern eingesponnen in Pflanzenresten in Bodennähe (WEIDEMANN, 1996) oder in einer Erdhöhle (PÄHLER & DUDLER, 2010).

Nahrung
Raupe: Die Raupen fressen hierzulande hauptsächlich (einige Literaturquellen behaupten sogar ausschließlich) an Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias). Andere Wolfsmilcharten (u. a. Euphorbia seguierana - Steppen-Wolfsmilch) kommen wohl in geringerer Wichtigkeit auch als Nahrungspflanzen in Frage.



Jungraupen des Wolfsmilchschwärmers (Fotos: Jochen Rodenkirchen, 02.09.2012, xxl-Foto per Fotoklick)

Imago: Die Wolfsmilchschwärmer können mit Glück in blumenreichen Siedlungsbereichen bei der Nahrungsaufnahme an nektarreichen Blütenpflanzen, wie z. B. Seifenkraut, Phlox oder Geißblatt-Arten beobachtet werden.

Verbreitung in D/Welt
Der Wolfsmilchschwärmer ist in Nordafrika, Süd- und Mitteleuropa und ostwärts bis China heimisch. Selten ist er auch - wohl als Zuwanderer - in Holland, Südschweden und Südengland zu finden. Wolfsmilchschwärmer gelten als sogenannte Binnenwanderer, bei denen ein Wandertrieb vorhanden ist, der durch äußere Faktoren ausgelöst werden kann, was aber nicht unbedingt der Fall sein muss.

Die Bestände der ehemals sehr häufigen und weit verbreiteten Art haben in letzter Zeit bedrohlich abgenommen. Um auf dieses Problem hinzuweisen wurde der Wolfsmilchschwärmer im Jahr 2014 in Deutschland als "Schmetterling des Jahres" gewählt.
In Deutschland ist Hyles euphorbiae in Südbayern oft noch sehr häufig, in Rheinland-Pfalz regelmäßig, in Baden-Württemberg mit Verbreitungsschwerpunkten in der Oberrheinebene und im Neckar-Tauberland, in Niedersachsen an geeigneten Standorten regelmäßig (RL-Status = 2), in Hessen ist die Art gefährdet (RL-Status 3) und in Ostdeutschland auf Sandtrockenrasen überall und teils häufig zu finden (WEIDEMANN, 1996).



Makro des Wolfsmilchschwärmers (Fotos: Jochen Rodenkirchen, 27.08.2012, xxl-Foto per Fotoklick)

Verbreitung in NRW
In der Roten Liste der bedrohten Schmetterlinge NRWs (2010) wird der Wolfsmilchschwärmer mit dem Status 1 = vom Aussterben bedroht geführt. Dieser Status bezieht sich jedoch nur auf die Großlandschaften Westfälische Bucht und Weserbergland, in den anderen Regionen gilt die Art sogar als ausgestorben.
In NRW hat man noch am ehesten eine Chance einen Wolfsmilchschwärmer oder seine verschiedenen Entwicklungsstadien, im Naturschutzgebiet Rodderberg (südlich Bonn in der nördlichsten Vulkaneifel), im Naturschutzgebiet Düne Tannenbusch (Trockenrasen auf Binnendüne) oder am Bonn-Niederkasseler Rheinufer an den Rheindämmen, zu finden.



Makro des Wolfsmilchschwärmers (Fotos: Jochen Rodenkirchen, 27.08.2012, xxl-Foto per Fotoklick)

Weiterführende Literatur
DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. Akademie-Verlag, Berlin.

EBERT, G. -HERAUSGEBER- (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 4: Nachtfalter II - Stuttgart (Ulmer)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Bände 1-4, Melsungen (Neumann).

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

PÄHLER, R. & DUDLER, H. (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe, Band 1, Lemgo (Eigenverlag)

ROUGEOT, P. C. & VIETTE, P. (1983): Die Nachtfalter Europas und Nordafrikas. 1. Schwärmer und Spinner (1. Teil) - Keltern

RUCKSTUHL, T. (2002): Schmetterlinge und Raupen. Bestimmen - Kennenlernen - Schützen. Gondrom Verlag. Bindlach. 240 S.

SCHUMACHER, H., W. VORBRÜGGEN, H. RETZLAFF & R. SELIGER (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Schmetterlinge - Lepidoptera - in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand Juli 2010, Band 2 - Tiere. LANUV-Fachbericht 36, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, Recklinghausen - pdf

WEIDEMANN, H. J. & J. KÖHLER (1996): Nachtfalter - Spinner und Schwärmer. Naturbuch Verlag. 512 S.

WILLNER, W. (2012): Die Schmetterlinge Deutschlands in ihren Lebensräumen. Finden und Bestimmen. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 288 S.


Quellen im Internet:

BUND NRW Naturschutzstiftung: Schmetterling des Jahres 2014 - Wolfsmilchschwärmer

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Schmetterling des Jahres 2014 - Wolfsmilchschwärmer

Wikipedia: Wolfsmilchschwärmer


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 11000 Fotos, mehr als 1000 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 01/2014)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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