Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Teufelchen, Gottesanbeterinnen-Wanze - Phymata crassipes (FABRICIUS, 1775)
Artenprofil von Axel Steiner (Letzte Änderung: 20.02.2011)


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schnabelkerfe (Hemiptera)
Unterordnung: Wanzen (Prosorrhyncha
(Heteroptera und Coleorrhyncha))
Familie: Raubwanzen (Reduviidae)

Fotos (© Axel Steiner)
Nähe von Wachendorf (Eifel)



(xxl-Foto)

05.06.2010


(xxl-Foto)

05.06.2010

(xxl-Foto)

05.06.2010
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
05.06.2010

(xxl-Foto)
05.06.2010

(xxl-Foto)
05.06.2010
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen



Teufelchen (Phymata crassipes) (Foto: © Axel Steiner, 05.06.2010, xxl-Foto)

Charakteristische kräftige zu Fangbeinen umgestaltete Vorderbeine; Hinterleib seitlich stark verbreitert und schüsselartig an den Rändern aufgewölbt; zwischen Komplex- und Einzelaugen befindet sich eine Rinne, die sich auf der Vorderbrust fortsetzt und in der die Fühler in Ruheposition abgelegt werden können; Mittel- und Hinterbeine ohne kleine Höcker (im Gegensatz zu P. monstrosa); Kiele des Pronotum ohne Dornen; Hinterecken der 3 ersten Segmente des Connexivum nicht angespitzt; Membran bräunlich

Männchen: dunklere rotbraune Körperfärbung
Weibchen: hellere gelbbraune Körperfärbung

Körperlänge: 7,1-8,8 mm

Ähnliche Arten: In NRW ist das Teufelchen mit keiner anderen Wanzenart zu verwechseln. In Südwesteuropa gibt es jedoch mit Phymata monstrosa eine weitere ähnliche Phymata-Art.
P. monstrosa ist jedoch anhand der oben angegebenen Merkmale von P. crassipes zu unterscheiden.

Lebensraum



Seitenansicht des Teufelchen (Foto: © Axel Steiner, 05.06.2010, xxl-Foto)

In trockenen Biotopen mit ausreichend Sonneneinstrahlung anzutreffen.
Geeignete Biotope sind Kalkmagerrasen, Felsheiden, südexponierte Hänge oder Waldränder.
Ich habe das fotografierte Exemplar in der Eifel an einem an einen Trockenrasen angrenzenden, sonnigen aber stark bewachsenen - landwirtschaftliche Flächen begleitenden - Pfad mit Heckenbewuchs, etwa in 40 cm Höhe in der heckenbegleitenden Saumpflanzengesellschaft gefunden.
Karl Günter Wünsch hat das Teufelchen in der Eifel und in Südfrankreich des Öfteren auf der Orchideenart Ohnsporn (Aceras anthropophorum) beobachten können, deren Blütenstand es als "Ansitz" für die Jagd genutzt hat.
BRÄU (2001) konnte die Art jedoch, wie aus dem folgenden Text hervorgeht auch in deutlich feuchteren Biotopen nachweisen:
"Daß Phymata crassipes (FABRICIUS, 1775)(RL Bay. 2, RL BRD 2/3) unter den Funden aus Mooren erwähnt wird mag verwundern, wird die Gottesanbeterinnen-Wanze doch in der Literatur allgemein als Art der Trockenrasen und als "Steppenart" eingestuft. Der Verfasser konnte die in Bayern offenbar durchaus nicht ausgesprochen seltene Art jedoch abgesehen von etlichen Funden in Trockenbiotopen auch in einem anthropogen wenig gestörten Hochmoor (EBE),in mit Blaugras durchsetzten Kopfbinsenriedern des Weißensee-Verlandungsbereiches und im Füssener Wasenmoos (dort leg. H. LIPSKY)(OAL), sowie an einer Brücke über einen Bach im Königsdorfer Moor (TÖL) finden!"

Biologie und Lebensweise



Anhand dieses Bildes kann man erahnen woher der Name Teufelchen herkommt... (Foto: © Axel Steiner, 05.06.2010, xxl-Foto)

Das Teufelchen (Phymata crassipes) ist ein typischer Lauerjäger, das auf Blütenköpfen niederer Pflanzen sitzt und auf anfliegende Beute wartet. Diese wird dann mit den Vorderbeinen ergriffen und anschließend ausgesaugt.
MORKEL (2003) konnte die Art auf den Blüten von Margariten (Chrysanthemum leucanthemum) beobachten, während sie auf Beuteinsekten lauerte.
Alle Raubwanzenarten besitzen einen langen gebogenen Rüssel, der an der Spitze unterseits mit Zähnchen besetzt ist und der auf einer mit Querrillen versehenen Längsrinne der Vorderbrust durch Reiben ein zirpendes Geräusch erzeugen kann.
Beide Geschlechter und auch die Larven können auf diese Weise bei Gefahr ein zirpendes Geräusch erzeugen, dass aber im Falle des Teufelchens vom menschlichen Ohr wohl nicht gehört werden kann.
In Gefahrensituationen fallen die Teufelchen in Schreckstarre und versuchen unbeweglich - einem Blatt oder Ast ähnelnd - der Gefahr zu entkommen.

Adulte Exemplare kann man im Frühjahr ab Mai/Juni finden. Die Tiere überwintern als Imagines oder im Larvenstadium in der Kraut- oder Streuschicht. Im zeitigen Frühjahr paaren sich die überwinternden Individuen, legen Eier und die daraus resultierenden Larven sind bereits ab Juni zu finden.
Die überwinternden Larven sind jedoch erst ab Juni ausgewachsen und pflanzen sich erst dann fort.
Der genaue Entwicklungszyklus dieser Art ist noch nicht wissenschaftlich exakt untersucht. Es ist durchaus möglich, dass die Tiere im ersten Jahr als Larve überwintern.
Die Eier werden einzeln oder in Gruppen an Pflanzenstängeln abgelegt.

Nahrung



Die berüchtigte "Käpt'n-Hook"-Klaue des Teufelchen (Foto: © Axel Steiner, 05.06.2010, xxl-Foto)

Die Schienen mit den verkümmerten vollständig fehlenden Fußgliedern können gegen die Schenkel eingeklappt werden. Insekten und Spinnen können auf diese Weise eingeklemmt und festgehalten werden.

Verbreitung in D/Welt
Das Teufelchen ist paläarktisch weit verbreitet und kommt von Korea und Nordchina, über Sibirien bis in den Mittelmeerraum und Nordafrika vor. Im Mittelmeerraum ist Phymata crassipes weit verbreitet, nördlich der Alpen gelegentlich in trockenwarmen Wiesen zu finden. Die nordwestliche Verbreitungsgrenze dieser Wanzenart verläuft durch Norddeutschland.
Im Tiefland Niedersachsens und in Brandenburg fehlt das Teufelchen. In Deutschland eine eher seltene Art, nur in Südwestdeutschland etwas häufiger.

Verbreitung in NRW
Im Naturschutzgebiet "Wenkenberg" am südlichen Rand der Stadt Nieheim wurden im Jahre 2003 die ersten NRW-Exemplare von Phymata crassipes auf Kalk-Halbtrockenrasen nachgewiesen (MORKEL, 2005). Auf den Kalkmagerrasen des weiter südlich gelegenen Diemeltales sind nach MORKEL (2005), entsprechend dem Vorkommen auf hessischer Seite, auch weitere westfälische Vorkommen der Art zu erwarten.
Die Art ist bisher u. a. am westfälischen Fundort (Nieheim) und in der Eifel in der Nähe von Wachendorf von mir und in Gilsdorf (bei Bad Münstereifel) von Karl Günter Wünsch gefunden worden.
Es ist jedoch zu vermuten, dass die kleine Wanzenart oft übersehen wird und weitere Fundmeldungen folgen werden.

Benutzte Literatur
BRÄU, M. (2001): Stand der Wanzen-Faunistik in Bayern (inkl. Mitteilung einiger Funde bemerkenswerter Arten). Zeitschrift HETEROPTERON, Heft 11/2001, S. 25-32

GRZIMEK, B. (HRSG.) (1979): Grzimeks Tierleben. Band 2 - Insekten. dtv, 627 S.

MORKEL, C. (2003): Drei für Nordrhein-Westfalen neue Wanzenarten (Insecta: Heteroptera). Zeitschrift HETEROPTERON, Heft 20/2005, S. 17-18

SAUER, F. (1996): SAUERS Naturführer - Wanzen und Zikaden nach Farbfotos erkannt. 184 S.

SEDLAG, U. (1986): Insekten Mitteleuropas - Beobachten und Bestimmen. Neumann Verlag, Leipzig. 408 S.

STICHEL W. (1926): Illustrierte Bestimmungstabelle der deutschen Wanzen (Hemiptera-Heteroptera). Lieferung 4, Verlag naturwissenschaftlicher Publikationen Berlin-Hermsdorf. S. 91-124

WACHMANN, E. (1989): Wanzen beobachten - kennenlernen. Neumann-Neudamm Verlag, Melsungen

WACHMANN, E.; A. MELBER & J. DECKERT (2006): Wanzen Band 1: Dipsocoromorpha, Nepomorpha, Gerromorpha, Leptopodomorpha, Cimicomorpha (Teil 1) mit Tingidae, Anthocoridae, Cimicidae und Reduviidae. Die Tierwelt Deutschlands, 77. Teil, Goecke & Evers, Keltern. 264 S.


Zur Buchliste weiterer interessanter Wanzen-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Wanzen (Prosorrhyncha) im Internet

Wanzen Mitteleuropas bei www.koleopterologie.de/heteroptera: Fotogalerie, Familien, Infos, Kontakte, Links...

Wanzen in NRW (Helga Stein): Wissenswertes über Wanzen, Fotogalerie, Systematik, Steckbriefe...


Zur Linkliste weiterer interessanter Wanzen-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de