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Schwarzspecht - Dryocopus martius LINNAEUS, 1758
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 29.03.2016


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Spechte (Picidae)

Fotos (© Ralf Steinberg (1), Horst Jerzembek (2-3))
Remscheid (1), Olsberg (2-3)


(xxl-Foto)
26.04.2010
Männchen

(xxl-Foto)
23.06.2014
Weibchen

(xxl-Foto)
23.06.2014
Männchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale
Krähengroß (größte heimische und europäische Spechtart!); schwarz gefärbt; weiße Augen; mächtiger heller Schnabel mit schwärzlich-grauer Spitze; schmaler Hals; langer und kantiger Kopf; Schwanz keilförmig zugespitzt und lang; dunkelgraue Füße; Zehen mit stark gebogenen Krallen



Vergleich der Schwarzspecht-Geschlechter
Links das Männchen, rechts mit dem geringeren Rotanteil am Kopf das Weibchen (Fotos © Horst Jerzembek)

Männchen: komplett rot gefärbter Scheitel; Federn am Hinterkopf leicht verlängert

Weibchen: nur rot gefärbter Hinterscheitelfleck ("briefmarkengroß")

Jungvögel: matt schwarzbraun gefärbt; Jungvögel zunächst mit blaugrauer Iris

Körperlänge: (40-) 45-46 (-57) cm
Spannweite: (64-) 67-68 (-73) cm
Flügellänge: 22,7 - 25,4 cm
Gewicht: 250 - 370 g



Schwarzspecht-Handschwingenfedern (Fotos © Sylvia Urbaniak, 29.03.2016, xxl-Foto per Bildklick)

Ruf: Schwarzspechte verfügen über verschiedene Lautäußerungen. Den Flugruf können Sie sich hier bei der Schweizer Vogelwarte anhören. Seine Trommelwirbel sind sehr laut und weit (2-4 km) zu hören. Die Länge ist unterschiedlich aber 20 Trommelschläge in 2 Sekunden gelten als Durchschnitt.

Flug: Flugbahn meist gerade und erst kurz vor der Landung bogenartig wie bei anderen Spechtarten; flatternder, ungleichmäßiger Flug mit hochgehaltenem Kopf; Fluggeschwindigkeit 40-60 km/h

Ähnliche Art: Schwarzspechte sind aufgrund ihrer Färbung und Größe hierzulande unverwechselbar.

Lebensraum
Schwarzspechte kann man mit viel Glück in älteren Buchen-, Misch-, aber auch in Kieferwald mit geeigneten Nistbäumen (Altholzbestände) und hohem Totholzanteil antreffen. Im Hagener Raum werden ausschließlich hochstämmige und bis zu einer Höhe von 10 m astlose Buchen in großen, geschlossenen Waldkomplexen als Brut- bzw. Schlafhöhle genutzt. Von einem einzelnen Paar werden dort Reviere von mindestens 100 ha Wald beansprucht (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN, 2009). BAUER et al (2005) gibt sogar mindestens 250-400 ha Waldfläche und insgesamt bis zu 500-1500 ha große Reviere an.

   

   

Männlicher Schwarzspecht 23.06.2014 (Fotos © Horst Jerzembek, xxl-Fotos per Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Schwarzspechte klettern an Baumstämmen mit gegrätschten Beinen gerade hoch und an Ästen auf der Oberseite. Am Boden wirken sie schwerfällig und hüpfen nur kurze Strecken.
Männchen und Weibchen führen eine monogame Saisonehe.



Anflug eines Schwarzspechts auf seine Nisthöhle, 05.05.2010 (Foto © Ralf Steinberg, xxl-Foto per Bildklick)

Baumhöhle: Hochovaler Höhleneingang (ca. 9 x 12 cm); bis zu 65 cm tief; die Baumhöhlen werden vor allem in alten (meist über 80-jährigen) Buchen oder Kiefern selbst gezimmert; meist wird in jedem Jahr eine neue Höhle gebaut; Männchen und Weibchen arbeiten gemeinsam etwa 3-4 Wochen am Bau und entfernen auf diese Weise oft über 10.000 Holzspäne aus dem Baumstamm

Die vom Schwarzspecht geschaffenen Baumhöhlen sind aus ökologischer Sicht äußerst wichtig. Zahlreiche Tierarten, wie z. B. Hohltaube, Gänsesäger, Eulenarten (u. a. Raufußkauz), Fledermäuse, Hornissen, Bilche oder Marder, die allesamt selber nicht dazu in der Lage sind sich eine eigene Baumhöhle zu bauen, sind abhängig von den geschickten Baumeistern. Schwarzspechte gelten somit als wichtige Schlüsselart, die anderen Höhlenbrütern ein Leben im Wald ermöglichen.

Eier: Gelegegröße: (2-) 3 - 5 (-6) Eier; Eifärbung: weiß, glatt und glänzend; Eigröße: 34,9 x 25,9 mm (kurz-elliptisch); Eigewicht: 10,1-13,8 g; die Eier werden auf einer Schicht von Sägespänen abgelegt

Legebeginn: April bis Mitte Mai; 1 Jahresbrut

Brutdauer: 12-14 Tage; beide Elterntiere wechseln sich beim Brüten ab und füttern auch beide; das Männchen brütet nachts alleine, tagsüber wechseln sich die Partner ab; das Weibchen übernachtet in einer eigenen Schlafhöhle, die bis zu 2,5 km vom Brutbaum entfernt liegen kann

   

       

Schwarzspecht-Familie an ihrer Nisthöhle, 12.04. bis 18.05.2010
(Fotos © Ralf Steinberg, xxl-Fotos per Bildklick, Bild 4 zeigt einen Jungspecht)

Nestlingszeit: Die Jungen kommen nackt zur Welt, besitzen jedoch an den Fersen Sitzwarzen, damit sie sich auf dem harten Höhlenboden nicht wundscheuern. Sie wiegen bei der Geburt etwa 9 Gramm, verzehnfachen ihr Gewicht aber in den ersten 5 Tagen (WIMMER & ZAHNER, 2010). Sie werden (24-) 27-28 Tage (bei Kälte auch bis 31 Tage) in ihrer Bruthöhle gefüttert.
Um die Jungvögel zum ersten Flug zu animieren werden die Fütterungsintervalle verlängert. Der Hunger erniedrigt einerseits das Gewicht und erhöht andererseits aber die Flugfähigkeit. Nach dem Ausflug bleibt die Familie noch 35-40 Tage zusammen. Während die Altvögel sehr reviertreu sind, suchen sich die Jungvögel nach dem Selbständigwerden eigene Reviere.

Als Feinde kommen insbesondere Baummarder in Frage. Viele Jungvögel sterben auch während Schlechtwetterperioden.

Nahrung
Die Nahrung der Schwarzspechte besteht aus Insekten und deren Larven/Puppen, insbesondere aus Ameisen und holzbewohnenden Käfern, die sie mit wuchtigen Schlägen aus dem Holz "befreien". Sie können ihre Zunge nur 5 cm weit hervorstrecken, so dass sie sich auf Nahrungssuche oft weit in das Holz einarbeiten müssen.
Seltener werden auch Beeren und Sämereien gefressen.

Verbreitung in D/Welt
Schwarzspechte bleiben das ganze Jahr über in unseren Breiten (= Standvogel). Sie sind in Europa von Frankreich/Nord-Spanien (südlich) bis nach Norwegen im Norden und in Asien bis Sachalin und Japan (östlich) verbreitet. Schwarzspechte fehlen in Europa auf Island, den Britischen Inseln und im hohen Norden Skandinaviens bzw. Russlands.

In Deutschland leben in etwa 30.000 bis 40.000 Schwarzspecht-Brutpaare (BALZARI, C. et al. ,2013).
Zur weltweiten Verbreitungskarte des Schwarzspecht bei Avibase.

Verbreitung in NRW
Innerhalb NRWs werden Berg- und Tiefland gleichermaßen besiedelt. Unbesiedelt bleiben nur die waldarmen bzw. waldfreien Börden und Ballungsgebiete in Siedlungsräumen. In NRW lag der Bestand im Zeitraum von 2005 bis 2009 bei 1.900 - 2.700 Revieren (NWO & LANUV (HRSG.), 2013).

Im Rheinland liegen die Verbreitungsschwerpunkte im Mittelgebirge mit dem rechtsrheinischen Süderbergland und der linksrheinischen Eifel, im Schwalm-Nette-Niers-Gebiet und am Unteren Niederrhein (WINK et al, 2005).
Die Bestände haben hierzulande praktisch ihr Maximum erreicht, da zurzeit nur noch die als Schwarzspecht-Habitat ungeeigneten Gebiete unbesiedelt sind.
Auch wenn der Schwarzspecht aktuell als ungefährdet gilt, ist er in höchstem Maße abhängig von der Anwesenheit von Altholzbeständen in großen zusammenhängenden Waldgebieten. Reviere in denen "seine" alten Bäume gefällt werden gibt er in der Regel auf.
Es hat sich bewährt pro 100 ha Waldfläche mindestens 2 bis 3 ca. 1 ha große Altbaumbestände als "Höhlenbaumzentren" aus der klassischen Waldnutzung zu nehmen und sich selber zu überlassen (NWO & LANUV (HRSG.), 2013). Diese extensive Art der Waldnutzung kommt auch vielen anderen Tier- und Pflanzenarten zu gute.

Benutzte Literatur
ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN (2009): Die Brutvögel Hagens. 1997-2008. - Hagen (Biologische Station Umweltzentrum Hagen e. V.)

BALZARI, C. et al. (2013): Vogelarten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz: In zwei Bänden: Band Singvögel, S. 156 f, Haupt-Verlag, Bern

BAUER, H.-G; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 1. Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 808 S.

JONSSON, L. (2010): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. 3. unveränderte Neuauflage, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

NWO (Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft) & Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) (Hrsg.) (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. 480 S. LWL-Museum für Naturkunde, Münster

SVENSSON, L. (2011): Der Kosmos Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

WIMMER, N. & V. ZAHNER (2010): Spechte. Ein Leben in der Vertikalen. G. Braun Buchverlag. 112 S.

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


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Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...

NABU NRW: Langer Artikel zum Vogel des Jahres 2006 (Kleiber)


Zur Linkliste weiterer interessanter Vogel-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de