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Eichelhäher - Garrulus glandarius (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 04.12.2018


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Familie: Krähenverwandte (Corvidae)

Fotos (© Axel Steiner)
Breckerfeld


(xxl-Foto)
07.04.2011

(xxl-Foto)
01.11.2012

(xxl-Foto)
01.11.2012
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
28.11.2010

(xxl-Foto)
01.05.2013

(xxl-Foto)
07.04.2011
Besondere Merkmale
Der Eichelhäher ist aufgrund des sehr bunten Gefieders, dem kontrastreich zum schwarzen Schwanz abgesetzten weißen Bürzel und den weißen und blauen Flügelzeichnungen unverwechselbar. Es kommen jedoch allein in Europa 9 Unterarten vor, die sich hinsichtlich Kopf- und Flügelzeichnung bzw. der Irisfarbe unterscheiden.

überwiegend rosa graubraunes Gefieder; Kehle und Steiß weiß; am Flügelbug hellblaues, fein schwarz gebändertes Feld; großer Kopf mit kräftigem Schnabel;



Das auffällige blaue Flügelfeld des Eichelhähers (Foto: Axel Steiner, Breckerfeld, 28.11.2010, xxl-Foto per Bildklick)

Scheitel weißlich mit schwarzer Strichelung; Scheitelgefieder zu kleiner Haube aufrichtbar; Augen hellblau; Kopf mit auffälligem schwarzen Bartstreif; Schnabel schwarzgrau; Füße bräunlich rosa

Flug: Im Flug ist das große weiße Bürzelfeld und das breite weiße Armschwingenabzeichen gut erkennbar. Der Streckenflug ist gerade, flatternd, eher langsam und etwas ungleichmäßig. Kurze Flugstrecken legen Eichelhäher in tiefem Wellenflug zurück.



Eichelhäher (Foto: Kirstin Meyer, Schlosspark Herten, 09.01.2006, xxl-Foto per Bildklick)

Jugendkleid:: kürzere Scheitelfedern; dunkler rötlich braun gefärbt
Männchen/Weibchen: Die Geschlechter sehen gleich aus und sind äußerlich nicht zu unterscheiden.



Federn eines rechten Eichelhäher-Flügels
(Foto: Sylvia Urbaniak, Greifvogelhilfe Rheinland, xl-Foto per Bildklick)

Das komplette Federkleid des Eichelhähers können Sie sich hier anschauen: www.vogelfedern.de

Körperlänge: etwa taubengroß; (32-)34-35 cm, Spannweite: 52-58 cm, Flügellänge: Flügel kurz und abgerundet; 17,1-19,6 cm (Männchen) & 16,5-19,5 cm (Weibchen)
Gewicht: 170-210 g (Männchen), 140-188 g (Weibchen)



Eichelhäher (Foto: Axel Steiner, Breckerfeld, 01.05.2013, xxl-Foto per Bildklick)

Die laut rätschenden Rufe (sein Gattungsname Garrulus stammt von dem lateinischen garrere = schwatzen ab) des Eichelhähers (engl.= Eurasian Jay) können Sie sich hier anhören:
www.vogelwarte.ch - Vögel der Schweiz.
Eichelhäher können gelegentlich auch Mäusebussard- oder Habichtrufe nachahmen oder einen schwätzenden leisen Gesang mit trillernden und "miauenden" Lauten von sich geben.
In Gefangenschaft können sie menschliche Stimmen, Hundegebell und andere Umweltgeräusche erlernen und nachahmen.

Lebensraum
Eichelhäher sind in Wäldern aller Art (Laub- und Mischwälder), Feldgehölzen, Parks, Friedhöfen und größeren Gärten zu finden. Ihm wird eine Vorliebe für Gebiete mit Eichen, Ahorn, Buche und Hainbuche zugesprochen. In unserem naturnahen großen Garten mit großen Gehölzen (u. a. Buchen, Ahorn), einigen kleinen Gartenteichen und angrenzenden Obstwiesen mit Viehweide ist der Eichelhäher ständiger Gast.



Eichelhäher auf Buche (Foto: Axel Steiner, Breckerfeld, 15.01.2011, xxl-Foto per Bildklick)

Lediglich offene, landwirtschaftlich bewirtschaftete, Landschaften und Stadtbereiche ohne Baum- und Strauchbewuchs werden vom Eichelhäher gemieden.

Biologie und Lebensweise
Die ehemals scheuen Waldvögel kommen heutzutage oft auch in menschlicher Nähe vor. Eichelhäher beginnen Ende März/Anfang April mit ihrer einzigen Jahresbrut. Vorangegangen sind dann die Balz und die Reviergründung.
Am Boden bewegen sie sich hüpfend vorwärts. Eichelhäher gelten als "Polizisten des Waldes", da sie Feinde (u. a. Marder, Hunde, Menschen) schnell entdecken und dann mit ihren lauten heiseren Warnrufen ankündigen.

 
 

Streitigkeiten unter Eichelhähern (Fotos: Axel Steiner, Breckerfeld, 25.07.2010, xxl-Fotos per Bildklick)

Der Bauplatz des Nestes wird vom Männchen ausgewählt. Das Nest wird in 5-12 Tagen von beiden Partnern gebaut. Von 165 untersuchten Neststandorten fiel die Wahl 77-mal auf Nadelbäume, 50-mal auf Laubbäume, 18-mal auf Rankenpflanzen, 14-mal auf Dornsträucher und 6-mal auf efeubewachsene Mauerwände oder Felsnischen hinter Grasbüscheln (BAUER, BEZZEL & FIEDLER, 2005).

Nest: ziemlich kleines und flaches Zweignest (Aststückchen mit feinerem Innenausbau mit Haaren) an einer sichtgeschützten Stelle in einem Baum oder hohen Busch. Muldendurchmesser: 105-157 mm; Muldentiefe: 50-95 mm

Eier: (4-) 5-7 (-10); Eigröße: 30,6 x 22,6 mm; oval; blass-, blau-, graugrün oder olivfarben gefärbt; graubräunlich oder rostbraun, graugrün oder olivgrün gefleckt und punktiert; glatt und ziemlich glänzend

Brutdauer/Brutpflege: 16-19 Tage; das Weibchen brütet; das Männchen füttert das Weibchen während der Brut

 


Juveniler Eichelhäher. Bild 2 zeigt einen Eichelhäher der sich kratzt. Da sich die Federn noch im Wachstum befinden fallen Federspelzen ab (Fotos: Sylvia Urbaniak - Greifvogelhilfe Rheinland, xxl-Fotos per Bildklick).

Nestlingsdauer: (20-) 21-23 Tage;
Die Jungen werden von beiden Elterntieren zunächst noch im Nest gefüttert und dann weitere 3-4 Wochen geführt. Erst im Alter von 6-8 Wochen sind die Jungvögel selbstständig.

  
  
  

Eichelhäher bei ausgiebigem Bad im Gartenteich (Fotos: Axel Steiner, Breckerfeld, 25.07.2010, xxl-Fotos per Bildklick)

Zu den natürlichen Feinden der Eichelhäher zählt auch der Habicht. Angeblich sollen Rupfungsfunde bei Habichtshorsten belegen, dass der Eichelhäher die zweithäufigste Beute des Habichts ist (ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN, 2009).

Nahrung
Eichelhäher sind Allesfresser und ernähren sich im Spätsommer, Herbst und Winter von Eicheln, Nüssen, Bucheckern, Edelkastanien und Früchten (u. a. Beeren, Kirschen). Zur Brutzeit erbeuten Sie jedoch in erster Linie Insekten und deren Larven, Regenwürmer, Schnecken, Reptilien, Amphibien, Vogeleier und Jungvögel. Gelegentlich werden sie in der Literatur auch als Aasfresser angegeben. Im Winter bedienen sich Eichelhäher gerne an Futterstellen und fressen Sämereien im Vogelfutter.

Größere Nahrungsbrocken werden unter beide Füße geklemmt und dann zerteilt und stückweise gefressen. Bei Eicheln wird die Schale aufgezwickt und unter drehen und wenden abgezogen, bevor Stücke abgebissen werden. Ganze Eicheln werden im Kropf zu Verstecken transportiert und einzeln vergraben. Gelegentlich werden auch frisch ausgekeimte Eicheln aus dem Boden gezogen und anschließend verspeist.

  
  

Eichelhäher beim Trinken am Gartenteich (Fotos: Axel Steiner, Breckerfeld, 07.04.2011, xxl-Fotos per Bildklick)

Eichelhäher tragen zur Verbreitung von Eichen und Buchen bei, da sie Eicheln, Bucheckern und Haselnüsse für Notzeiten verstecken und diese anschließend oft nicht wiederfinden. Keimende Jungpflanzen zeigen dann im nächsten Jahr oft die alten "besonders guten" Verstecke an.



Dieser Film zeigt wie ein Eichelhäher Eicheln aus seinem Kropf hochwürgt und als Wintervorrat versteckt
(Film: Sylvia Urbaniak, Filmstart per Bildklick).

Da er auf diese Weise für die Verjüngung in Eichenwäldern sorgt gilt er auch als "Gärtner des Waldes". Eichelhäher können bis zu 10 Eicheln im Kehlsack transportieren um sie an anderer Stelle wieder hervorzuwürgen und im Boden als Wintervorrat zu verstecken.

   
   
   
   

Eichelhäher bei der Buchecker-Ernte (Fotos: Axel Steiner, Breckerfeld, 05.10.2014, xxl-Fotos per Bildklick)

Die hiesigen Eichelhäher bleiben das ganze Jahr über bei uns. Im Winter kommen dann weitere Artgenossen zusätzlich aus östlichen Ländern zum Überwintern in unsere Breitengrade.

Verbreitung in D/Welt
Eichelhäher sind von Nordwestafrika über Westeuropa bis Japan, Taiwan und in den Norden Indochinas verbreitet. Er fehlt in Island, im nördlichen Skandinavien, dem nördlichen Russland und auf den Balearen.



Eichelhäher können ihre Scheitelfedern zu einer Haube aufrichten
(Foto: Axel Steiner, Breckerfeld, 28.11.2010, xxl-Foto per Bildklick)

In Deutschland ist er ein sehr häufiger Brut- und Jahresvogel. Der Bestand in Deutschland liegt bei mehr als 500.000 Brutpaaren (BALZARI et al., 2013). Hier geht es zur weltweiten Verbreitungskarte des Eichelhähers bei Avibase!

Verbreitung in NRW
Eichelhäher sind auch in NRW weit verbreitet, häufig und fast überall zu finden. Die höchsten Bestandsdichten erreichen sie in NRW in den mittleren bis höheren Lagen der Mittelgebirge mit ausgeprägten Laubwaldbeständen. Geschätzt leben in NRW etwa 60.000 Brutpaare (RHEINWALD & SCHMITZ, 2007). Aber auch die Schwalm-Nette-Niederung und Teile des Unteren Niederrheins sind dicht besiedelt. Verbreitungslücken gibt es in NRW nur in waldarmen Agrargebieten der Tieflagen (WINK, DIETZEN & GIEßING, 2005).

 
 

Eichelhäher bei der Nahrungssuche (Fotos: Axel Steiner, Breckerfeld, 28.11.2010, xxl-Fotos per Bildklick)

In Nordrhein-Westfalen sind Eichelhäher nicht gefährdet und werden auch derzeit nicht bejagt. Ein Abschuss dieser Vogelart ist ökologisch auch nicht zu rechtfertigen!
Trotz positiv zu wertender Eigenschaften in der "Schädlings"-Bekämpfung und seiner Tätigkeit als "Gärtner des Waldes" nehmen ihm viele Menschen übel, dass ihm hin und wieder auch der Nachwuchs anderer Vogelarten zum Opfer fallen. Ich würde dabei zu etwas mehr Gelassenheit und Freude über diese hübsche Vogelart anraten.



Juveniler Eichelhäher (Foto: Sylvia Urbaniak, Greifvogelhilfe Rheinland, xxl-Foto per Bildklick)

Auch wenn Eichelhäher sehr häufig im Umkreis unseres Gartens zu beobachten sind freue ich mich immer wieder aufs Neue, wenn ich einen von ihnen entdecken kann. Wer einerseits über Eichelhäher als Nesträuber schimpft sollte evtl. auch einmal die eigene Haltung zu freilaufenden Katzen überdenken...

Benutzte Literatur
ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HAGEN (2009): Die Brutvögel Hagens. 1997-2008. - Hagen (Biologische Station Umweltzentrum Hagen e. V.)

BAUER, H.-G; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 2. Passeriformes - Sperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 622 S.

BALZARI, C. et al. (2013): Vogelarten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz: In zwei Bänden: Band Singvögel, S. 156 f, Haupt-Verlag, Bern

FÜNFSTÜCK, H.-J.; A. EBERT & I. WEIß (2010): Taschenlexikon der Vögel Deutschlands. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 686 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

NWO (Nordrhein-Westfälische Ornithologengesellschaft) & Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) (Hrsg.) (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. 480 S. LWL-Museum für Naturkunde, Münster

PETERSON, R.; G. MOUNTFORT & P. A. D. HOLLOM (1985): Die Vögel Europas: ein Taschenbuch für Ornithologen und Naturfreunde über alle in Europa lebenden Vögel. 14., verbesserte Aufl. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 535 S.

RHEINWALD, G. & M. SCHMITZ (2007): Vögel zwischen Rhein und Weser. So wird Vogelbeobachtung zum Erlebnis. Ginster-Verlag, St. Katharinen, 344 S.

SINGER, D. (2008): Welcher Vogel ist das? Alle Vögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 430 S.

SINGER, D. (2011): Was fliegt denn da? Der Fotoband. 346 Vogelarten Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 399 S.

SVENSSON, L. (2011): Der Kosmos Vogelführer - Alle Arten Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. 2. Aufl. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

WINK, M.; C. DIETZEN & B. GIEßING (2005): Die Vögel des Rheinlandes. Ein Atlas der Brut und Wintervogelverbreitung 1990-2000. Beiträge zur Avifauna Nordrhein-Westfalens, Bd. 36. Bonn.


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Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet
Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...


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