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Büscheliger Faserling, Büscheliger Mürbling -
Psathyrella multipedata (PECK 1905) SMITH 1941
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Ständerpilze (Basidiomycetes)
Ordnung: Blätterpilze (Agaricales)
Familie: Tintlingsartige (Coprinaceae)
Gattung: Faserling, Mürbling (Psathyrella)

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 4408/2 Gelsenkirchen-Herten (Katzenbusch, Waldfriedhof, Schlosswald)


(xxl-Foto)

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Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

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Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Habitus: 1-2,5 cm groß werdende, ausschließlich büschelig wachsende Fruchtkörper in beige- bis schmutziggrau-braunen Farben. Hüte und Stiele glatt, ohne Hüllreste.

Hut: 1-2,5 cm Ø, jung halbkugelig oder stark polsterförmig, dann glockig, alt ausgebreitet stumpfkegelig, gelb-, beige-, bis ockerbraun, manche Kollektionen zeigen auch rötlichbraune Farbnuancen, Oberfläche trocken glatt und matt, feucht glänzend, Hutrand gerade und fein gerieft, nur ganz jung mit zarten Velumflöckchen (feine häutige Hüllreste) besetzt, die früh schwinden.

Lamellen: dünn, schmal bis breit angewachsen, normal stehend und mit Lamelletten untermischt, graubraun, später dunkel- bis schwarzbraun, Schneiden weiß bewimpert.

Stiel: 3-12 x 0,2- 0,4 cm, gerade oder verbogen, meistens gleich dick, zur Basis hin und wieder leicht angeschwollen, trüb grau-weißlich, Spitze weißlich bepudert, sonst schütter weißfaserig belegt, hohl und gebrechlich. Stielbasis in einer strunkartigen Scheinwurzel endend.

Fleisch: dünn, blassbraun, ohne besonderen Geruch, Geschmack mild, manchmal leicht bitterlich oder schwach pilzig.

Sporenpulver: braunschwarz


Hier folgt nun die Beschreibung eines interessanten Fundes des Verfassers:

  

UMO (Psathyrella spec., Fotos: F. Kasparek): xxl-Foto 1, xxl-Foto 2, xxl-Foto 3


Beschreibung des UMOs (Unbekanntes mykologisches Objekt): Makromerkmale der Psathyrella spec.:

Hut: bis 2,5 cm Ø, halbkugelig bis polsterförmig, nie ganz aufschirmend, oft mit kleinem, flachen Bückelchen der alt schwindet. Hutoberfläche trocken matt-samtig, wie velutiert aussehend, feucht glänzend aber nicht klebrig oder schmierig, hygrophan (dunklere, konzentrische Wasserzone vom Hutzentrum nach außen bilden). Huthaut nicht abziehbar. Hutrand nur feucht kurz und fein gerieft. Jung mit zarten Velumflöckchen behangen die früh wieder schwinden. Hutrand verfärbt an Druckstellen von gut entwickelten Hüten blaugrün. Hutfarbe variabel und schnell veränderlich. Junge Hüte creme- bis rosa-fleischfarbig, manchmal gelblich mit rosabraunen Flecken. Trockene Hüte verblassen creme-beigefarbig, durchnässte alte Hüte verfärben sich rotbraun. Lachs- und Fleischfarben herrschen insgesamt vor.

Lamellen: blasscreme bis sandfarben, dann zunehmend rosa- bis fleischfarbig, alt rötlichbraun, normal weit stehend, mit Lamelletten untermischt, gerade angewachsen, dünn, Lamellenschneiden gleichfarbig, leicht wellig, fast gekerbt und zart bewimpert.

Stiel: 2-8 x 0,2-0,3 cm, weißlich und bis im Alter so bleibend, Stielspitze fein weißkleiig bereift, gerade oder leicht verbogen, hohl, sehr zerbrechlich, faserfleischig, Stielbasis leicht verdickt, mit weißzottigem Filz ummantelt der in striegeligen Fasern endet. Verletzte Stiele verfärben sich nach ca. 2 Stunden blaugrün.

Fleisch: dünn, wie der Hut gefärbt. Keinen besonderen Geruch und Geschmack festgestellt.

Sporenpulverfarbe: konnte nicht ermittelt werden, da alle zum Sporenabwurf ausgelegten Hüte sämtlicher Aufsammlungen nicht eine einzige Spore abwarfen.

Soweit meine Notizen und Aufzeichnungen zu dieser Spezies von 1990-1992.
Obwohl der Verfasser seinerzeit Frischmaterial und/oder Exsikkate und Dias zu den besten Mürblingsspezialisten Deutschlands und Österreichs verschickte, kamen auch sie, wie der Verfasser zuvor, zu keinem befriedigenden Bestimmungsergebnis. Die ermittelten Makro- oder Mikromerkmale konnten keiner der bekannten ähnlichen Arten zugeordnet werden.

Ökologie, Substrat, Lebensweise
Der Büschelige Mürbling macht seinem Namen alle Ehre. Er wächst stets büschelig. Manchmal bildet er dicht gedrängt wachsend mehr als 100 Fruchtkörper in einem Büschel aus. Seine Lebensräume erstrecken sich überwiegend auf offenem Gelände, wie z. B. Rasenflächen in Parkanlagen und Gärten die mit Strauch- oder Baumbewuchs besetzt sind. Dort erscheint er gern in der Nähe dieser Gewächse, lehmig-tonige Böden sagen ihm dabei besonders zu. Weiter ist er auf Holzlagerplätzen, an Wegrändern und in Laubwäldern auf nackten wie humusreichen Böden gleichermaßen zu finden. Sandige Böden werden nur gelegentlich besiedelt.

Zum UMO: Fundort war eine Waldschneise die von Laubbäumen, Hybridpappeln, Rotbuchen, Eichen und Schwarzem Holunder gesäumt wurde. Angrenzend befand sich eine Kuhweide. Die Kollektionen wuchsen in dicker Laubschicht und waren zum Teil mit diversen Kräutern verwachsen. Alle Aufsammlungen wuchsen stets büschelig zu 10 bis 40 Fruchtkörpern, immer am gleichen Standort. In ihrer Gesellschaft wurden innerhalb von drei Jahren sieben verschiedene Blätterpilzarten notiert die alle "normal" ausgebildet waren.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte

   

Wässriger Mürbling (Psathyrella piluliformis, Foto: F. Kasparek): xxl-Foto 1, xxl-Foto 2


Der Wässrige Mürbling (Psathyrella piluliformis) ist für Anfänger nur schwer vom Büscheligen Mürbling zu unterscheiden. Erkennen kann man ihn an seinem größeren Hut der bis 6 cm Ø erreicht und stark hygrophan (eine dunklere Wasserzone von der Hutspitze her bildend) ist. Dazu ist er jung mit zarten weißen Velumflöckchen (Reste einer Teilhülle) behaftet. Sein büscheliges Wachstum auf morschen Stümpfen und vergrabenen Wurzeln ist lange nicht so dicht gedrängt wie beim Büscheligen Mürbling.

Anmerkung zum UMO: Die oben makroskopisch ausführlich beschriebenen Kollektionen wurden mikroskopisch einwandfrei als zur Gattung Psathyrella (Mürblinge und Faserlinge) zugehörig bestimmt. Nahestehende Art: Büscheliger Mürbling.
Da nach fünf dokumentierten Aufsammlungen innerhalb von drei Jahren (08.02.1990, 29.04.1990, 01.11.1990, 11.10.1991, 28.10.1992), immer an der gleichen Fundstelle, wieder ganz normale typische Fruchtkörper des Büscheligen Mürblings erschienen, geht der Verfasser davon aus, dass das Myzel (feine Pilzfäden, Wirtspflanze) einen genetischen Defekt hatte, der sich selbst wieder regenerierte. Eine zunächst vermutete neue Art hätte an anderer Stelle irgendwo danach wieder auftauchen müssen. Sie blieb aber bis heute aus.

Giftigkeit bzw. Speisewert
Unter den Mürblingen gibt es keine Speisepilze. Alle Arten gelten als ungenießbar.

Erscheinungszeitraum
Schon im Frühsommer sind gelegentlich prächtige Kollektionen vom Büscheligen Mürbling zu finden. Der Sommer und Herbst ist aber seine Haupterscheinungszeit.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Der Büschelige Mürbling ist in ganz Deutschland zerstreut verbreitet.

Verbreitung in NRW
In NRW haben die Vorkommen des Büscheligen Mürblings im letzten Jahrzehnt deutlich zugenommen.

Benutzte Literatur
BOLLMANN, A.; A. GMINDER, & P. REIL (2007): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, 4. überarbeitete und erweiterte Auflage. Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2

BREITENBACH, J., & F. KRÄNZLIN (1995): Pilze der Schweiz, Band 4. Blätterpilze 2. Teil. Verlag Mycologia Luzern

LANGE, J. E. (1939): FLORA AGARICINA DANICA. Vol. I, Abb. 153 E

LUDWIG, E. (2007): Pilzkompendium Band 2 Beschreibungen; Band 2 Abbildungen; FUNGICON-Verlag & Verlagsbuchhandlung, Erhard Ludwig

HORAK, E. (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa. Verlag Elsevier GmbH, München

KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KASPAREK, F. (1996): Pilzzeitschrift "Der Tintling", Heft 2. In welcher Beziehung steht der Büschelige Faserling Psathyrella multipedata (Peck.) A. H. Smith zum UMO dieser Ausgabe?

KRIEGLSTEINER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 1: Ständerpilze, Teil B: Blätterpilze. Verlag Eugen Ulmer GmbH & Co.

RYMAN, S. & I. HOLMASEN (1992): Pilze. Bernhard Thalacker Verlag Braunschweig


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

www.tintling.de: Pilzzeitung (Der Tintling), Wochenkalender, Infos, Fachbeiträge, Fotos, Rezepte, Literatur...

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