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Braunhaariger Orangebecherling - Aleuria flavorubens (REHM) MORAVEC (1994)
Artenprofil von Fredi Kasparek


Systematische Einordnung

Reich: Pilze (Fungi)
Klasse: Schlauchpilze (Ascomycetes)
Ordnung:



Schlauchpilze deren Schläuche sich zwecks Sporenbefreiung durch ein Deckelchen am Schlauchende öffnen, operculate Ascomyceten (Pezizales)
Familie:
Borstlingsartige (Pyronemataceae)
Gattung: Orangebecherling (Aleuria)
Synonyme:


Melastiza flavorubens (REHM) PFISTER & KORF
Melastiza greletii LE GAL
Humaria flavorubens REHM

Fotos (© Fredi Kasparek)
MTB 5404 Schleiden


(xxl-Foto)

(xxl-Foto)

(xxl-Foto)
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale, Beschreibung der Artmerkmale

Wissenschaftliche Fachbegriffe werden hier im Pilz-ABC erklärt!

Anmerkungen: Die nachfolgende makroskopische Fruchtkörperbeschreibung ist ohne Mikromerkmale wertlos, weil zahlreiche ähnliche Arten existieren die nur mittels ihrer Mikromerkmale korrekt bestimmt werden können. Daher wird dieser Pflichtübung hier Rechnung getragen.
1994 überführte J. MORAVEC die Arten der Gattung Melastiza in die Gattung Aleuria, weil sich Melastiza-Arten lediglich durch braun gefärbte Pseudohaare und unerheblich abweichende Sporenornamentationen von den Arten der Gattung Aleuria unterscheiden. Dieser Transfer wurde von vielen Ascomycetenkennern seinerzeit sehr begrüßt, weil zuvor eine korrekte Gattungsfindung bei einigen Arten aus der Gattung Melastiza nicht immer problemlos oder gar nicht gelang.

Fruchtkörper: 2-10 mm Ø, jung fast kugelig geschlossen, dann sich becher- bis tellerförmig öffnend, alt scheibig bis flach konvex, dickfleischig, Rand unregelmäßig rundlich verbogen, nicht verdickt oder eingerollt, Hymenium glatt, rot- bis gelborangefarbig, außen gleichfarbig, jedoch mit feinen, gelbbräunlichen eingewachsenen Pseudohaaren besetzt, diese erreichen den Becherrand nicht. Stiellos dem Substrat aufsitzend.

Mikromerkmale: Asci 190-230 x 12-15 µm, in Lugol -, nicht reagierend, zylindrisch mit verjüngendem Fuß, achtsporig, Sporen uniseriat liegend, reife, aus dem Ascus entlassene Sporen ohne Ornament 15-17 x 7.5-8,5 µm, mit Ornament 19-22 x 10-12 µm, je Pol eine größere Guttule, Außenseite der Spore ist durch schmale und breitere bis dick tropfenförmige, schleimige Ablagerungen rundherum besetzt, die an den Polen in 1-2 besonders kräftigen, unregelmäßig abgerundeten oder ohrförmig ausgezogenen Apiculi von 2-4 µm enden. Auf der Spore pustelige Warzen, die rudimentär reticuliert verbunden sind. Pseudohaare 24-77 (110) x 9-15 µm, apical abgerundet, kurzgliedrig, ein- bis viermal septiert, gelbbraun bis braun. Paraphysen filiform, 3-7 µm breit, zylindrisch, septiert, nur wenig gekrümmt, apical angeschwollen, mit orangefarbener Körnelung (Karotinoide) in der oberen Hälfte angereichert. Ectales Exipulum aus textura globulosa-angularis zusammengesetzt.


Sporen (oben) und Pseudohaare (unten) von Aleuria flavorubens (Zeichnung: Fredi Kasparek)

Ökologie, Substrat, Lebensweise
In Laub- und Nadelwäldern, auf feuchten, sandigen bis lehmig-morastigen Böden, die grobsandig durchsetzt sind und von Pionierpflanzen und Moosen erobert wurden. Schattige Waldwege, -ränder, Schlagflächen, See- und Teichufer sind typische Biotope des Braunhaarigen Orangebecherlings. Tiefe, versumpfte Fahrfurchen in Wäldern und auf Erschließungs- und Rodungsflächen werden ebenfalls gerne von dem Saprobiont Aleuria flavorubens besiedelt. Einzeln und gesellig wachsend.

Verwechslungsarten oder nahe Verwandte
Ascomycetenfreunde können kleine, orangefarbene Discomyceten in allen Farbnuancen häufig in Wald und Flur entdecken. Die allermeisten davon sind allerdings nur mikroskopisch zu bestimmen. Auch der seltene und nicht leicht zu bestimmende Braunhaarige Orangebecherling gehört dazu.




Gemeiner Orangebecherling (Aleuria aurantia, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto)

Selbst der gut verbreitete und bekannte Gemeine Orangebecherling (Aleuria aurantia) ist im frühen Jugendwachstum nur schwer zu erkennen. In diesem Zustand sind ausschließlich seine hyalinen Pseudohaare als Unterscheidungsmerkmal zum Braunhaarigen Orangebecherling nützlich. Bei Reife wird er um ein Vielfaches größer und zeichnet sich durch ein vollkommen reticuliertes Sporenornament aus. Diese prägnanten Merkmale des Gemeinen Orangebecherlings, lassen kaum eine Verwechslung mit anderen Gattungsverwandten zu.


   

Stachelsporiger Orangebecherling (Aleuria bicucullata, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto 1 , xxl-Foto 2)

Bedeutend kritischer lässt sich der ebenfalls sehr seltene Stachelsporige Orangebecherling (Aleuria bicucullata) bestimmen. Er ist nur mikroskopisch an den hyalinen Pseudohaaren und an seinem auffällig stacheligem Sporenornament vom Braunhaarigen Orangebecherling zu trennen.


   

Mennigroter Kurzhaarborstling (Melastiza chateri, Foto: Fredi Kasparek) (xxl-Foto 1, xxl-Foto 2)

Ein naher Verwandter, der Mennigrote Kurzhaarborstling (Melastiza chateri) besitzt ebenfalls, genau wie der Braunhaarige Orangebecherling, braun gefärbte Pseudohaare. Diese sind jedoch deutlich tiefer braun gefärbt und reichen bis zum Becherrand, wodurch der Becherrand schwarzbraun erscheint. Auch seine Sporenornamentation unterscheidet sich vom Braunhaarigen Orangebecherling.
Es gibt noch zahlreiche ähnliche Discomyceten. Sie alle sind im Feld nur in den seltensten Fällen korrekt ansprechbar.

Giftigkeit bzw. Speisewert
Der Gemeine Orangebecherling ist essbar. Er eignet sich besonders zur Dekoration von Salaten. Die drei weiteren hier vorgestellten Arten gehören wegen ihrer Seltenheit und/oder kleinen Fruchtkörper nicht zu den Speisepilzen.

Erscheinungszeitraum
Die Phänologie des Braunhaarigen Orangebecherlings ist bisher von Juni bis November notiert worden.

Verbreitung/Häufigkeit in Deutschland
Ein sehr seltener Orangebecherling der in ganz Deutschland nur wenige Male nachgewiesen wurde. In den östlichen Bundesländern Deutschlands scheint die Art besser bekannt und verbreitet zu sein als in den übrigen Bundesländern. In der Roten Liste Deutschlands (1996) wird der Braunhaarige Orangebecherling zu Recht als Rarität geführt.

Verbreitung in NRW
Auch in NRW muss dieser Becherling als äußerst selten eingestuft werden. Der einzige bekannter Fund datiert vom 16.09.2005 im äußersten MTB 5406/3 Bad Münstereifel und wurde vom Verfasser dokumentiert. Sicher wird es noch vereinzelte Aufsammlungen für NRW geben, die dem Verfasser bisher nicht bekannt geworden sind, was aber nichts an dem Raritätenstatus des Braunhaarigen Orangebecherlings in NRW ändern würde.

Benutzte Literatur
BENKERT, D. (1996): Boletus, Mykologisches Mitteilungsblatt, Jahrgang 20, Heft 2. Bemerkenswerte Pezizales-Funde aus Mecklenburg Vorpommern

BOLLMANN, A., A. GMINDER, & P. REIL (2002): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze, Jahrbuch der Schwarzwälder Pilzlehrschau. Vol. 2.

HÄFFNER, J. (1986): Beiträge zur Kenntnis der Pilze Mitteleuropas II. Problemfälle in der Gattung Melastiza, S.183-192

HÄFFNER, J. (1993) : Rheinland-Pfälzisches Pilzjornal, Heft 3(1). Die Gattung Aleuria

HOMEYER, H. (1988): APN- Mitteilungsblatt, Die Gattungen der Tribus Aleurieae Seav. emend. Korf (Pyronemataceae, Pezizales), S. 11-31

KAJAN, E. (1988): Pilzkundliches Lexikon

KASPAREK, F. (2006): Der Tintling, Die Pilzzeitung. Ein Kessel Buntes, Heft 2, Nr.47

MORAVEC, J. (1971): Cesca-Myk. 25 (4) S. 197-202, Originalbeschreibung von Melastiza greletii

MORAVEC, J. (1972): 26 (2), S. 74-81 Originalbeschreibung von Melastiza flavorubens

MORAVEC, J. (1994): Czech. Mykology Vol. 47, Nr. 4: Melastiza (Boudier) comb. et. stat. nov.- a subgenus of the genus Aleuria Fuck. emend. nov. (Discomycetes, Pezizales)

REHM, H. (1896): Die Pilze Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. 3. Abteilung, Ascomyzeten, Humaria flavorubens, S. 960


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Weitere Informationen zu Pilzen (Fungi) im Internet

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