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Kammmolch, Nördlicher Kammmolch - Triturus cristatus (LAURENTI, 1768)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 18.09.2015


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Lurche (Amphibien)
Ordnung: Schwanzlurche (Caudata = Urodela)
Familie:Echte Salamander und Molche (Salamandridae)

Fotos (© Jochen Rodenkirchen (1-2), Andreas Koch (3-4))



(xxl-Foto)
16.03.2015
Männchen

(xxl-Foto)
18.03.2008
Männchen
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)

(xxl-Foto)
 
Besondere Merkmale
Bestimmungsmerkmale für Männchen und Weibchen: größte heimische Molchart; Bauch gelb (selten orange) mit großen scharf abgesetzten Flecken; raue Haut; lange schwarz-gelb geringelte Finger und Zehen; Kopfseite und Flanken weiß granuliert; Oberseite dunkelbraun, grau- oder schwarzbraun gefärbt mit mehr oder weniger deutlichen schwarzen Flecken; etwa körperlanger, seitlich abgeplatteter Schwanz; gefleckte Kehle mit deutlicher Querfalte; Gewicht: durchschnittlich 10-12 g

Männchen: groß; (10-) 12-16 cm; breiter und flacher Kopf; Haut auf Körperoberseite grobkörnig; dunkel gefärbt mit rundlichen schwarzen Flecken; Schwanz häufig mit einem seitlichen perlmuttfarbenen Längsband; Kloake schwarz gefärbt und stark bohnenförmig gewölbt; Rückenkamm deutlich vom oberen Schwanzflossensaum getrennt



Kammmolch-Männchen (Foto © Jochen Rodenkirchen, 17.03.2015, xxl-Foto per Bildklick)


Männchen in Wassertracht (= während der Paarungszeit): mit hohem, stark gezackten Rückenkamm



Kammmolch-Männchen (Foto © Jochen Rodenkirchen, 16.03.2015, xxl-Foto per Bildklick)


Weibchen: 11-18 cm; stempelförmige Kloake wie die Unterseite gefärbt; ohne Rückenkamm aber mit niedrigem Schwanzsaum; selten mit gelbem Rückenstreifen; Schwanz mit gelblicher oder orangener Unterkante

Jungtiere: kein Rückenkamm; flache, gelbliche Kloakenregion; weißlich-gelbliche Unterseite ohne oder mit nur wenigen dunklen Flecken

Ei: cremefarbene gelblich-grün schimmernd

  

Kammmolch-Eier (Fotos © Jochen Rodenkirchen, 23.03.-29.03.2015, xl-Fotos per Bildklick)


Larven:



Kammmolch-Junglarve (Foto © Jochen Rodenkirchen, 27.04.2015)

Ältere Larven besitzen auffällige Kiemenbüschel und einen hohen Rücken- und Schwanzsaum, der in eine lange feine Spitze ausläuft. Bei Molchlarven wachsen zuerst die Vorderbeine (bei Froschlarven zuerst die Hinterbeine).



Ältere Kammmolch-Larve (Foto © Andreas Koch)

 

Ältere Kammmolch-Larven (Fotos © Andreas Koch, xxl-Bilder per Bildklick)

Frisch metamorphosierte Jungmolche besitzen bereits eine Gesamtlänge von 5-8 cm.

Ähnliche Arten: Von den in NRW vorkommenden 4 Molcharten fallen die bräunlichen Teich- und Fadenmolche aufgrund der völlig unterschiedlichen Färbung weg. Mit dem Bergmolch (Mesotriton alpestris) können hingegen Verwechslungen vorkommen.



Bergmolch-Männchen (Foto © Axel Steiner, 02.03.2014, xxl-Foto per Bildklick)


Die Bauchunterseite des kleineren (bis 12 cm) Bergmolches ist jedoch nicht gefleckt.

 

Links die gefleckte Unterseite des Kammmolch und rechts die ungefleckte Unterseite des Bergmolch
(Fotos © Jochen Rodenkirchen (links), Axel Steiner (rechts), xxl-Fotos per Bildklick)

Lebensraum
Kammmolche besiedeln idealerweise sonnig gelegene, 50 cm bis 1 m tiefe und gerne Gewässer, die eine Größe von mehr als 150 m² aufweisen, die über eine üppige Unterwasservegetation (u. a. Laichkräuter, Wasserpest, Wasserstern, Hornblatt, Armleuchteralgen) verfügen und möglichst fischfrei sein sollten. Ein mögliches Austrocknen im Spätsommer sorgt dabei für das Fehlen von Fischen. Besonders für Kammmolche geeignete Gewässer sind meist auch von zahlreichen anderen Amphibienarten besiedelt.
Flußauen bzw. Überschwemmungsflächen, Teiche, Weiher, Kiesgruben, Steinbruchtümpel oder Wiesengräben sind Lebensräume, in denen Kammmolche angetroffen werden können. Es werden auch gelegentlich Fischteiche besiedelt.
Ihr Landlebensraum befindet sich nicht weiter weg als 100-200 m vom Gewässer entfernt und besteht aus Laubwald, Hecken und Feuchtwiesen. Tagsüber verstecken sie sich unter Steinen, Holz, in Mauerritzen oder Erdlöchern. In der Dunkelheit gehen sie dann auf Nahrungssuche.
Sowohl das Tiefland als auch das Gebirge wird in Höhen bis maximal 2000 m besiedelt.

Biologie und Lebensweise
Ab März/April finden sich Kammmolche an ihren Laichgewässern ein, an denen sie sich bis in den Juni hinein paaren. Bei der Paarung platziert sich das Männchen schräg vor dem Weibchen, krümmt den eindrucksvollen Rücken und wedelt dem Weibchen mit dem Schwanz Duftstoffe zu, die es aus der Kloake absondert. Berührt ein paarungswilliges Weibchen den Schwanz des Männchens gibt dieses ein Samenpaket ab. Das Weibchen begibt sich mit seiner Kloake genau über das Samenpaket und nimmt dieses mit der Kloake auf.
 
 
 

Kammmolch-Pärchen (Fotos © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Bildklick)

In ihren Laichgewässern sind Kammmolche ganztägig aktiv, wobei sie sich aber gut in der Unterwasservegetation verstecken. Hin und wieder schwimmen sie zur Wasseroberfläche um Luft zu holen.
Nach der Paarung legen die Weibchen 200 bis 300 (- 400) in der Wasservegetation gut versteckte Eier einzeln ab. Dazu werden Blätter mit den Hinterfüßen u-förmig um das Ei geklebt. Die Embryos entwickeln sich in den folgenden 2-3 Wochen (ca. 15 Tage) bevor die etwa 10 mm langen Larven schließlich schlüpfen.

 
 

Kammmolch in Landtracht (Fotos © Jochen Rodenkirchen, 16.10.2013, xxl-Fotos per Bildklick)


Die Larven wachsen, in Abhängigkeit von der Wassertemperatur, innerhalb von 2 bis 4 Monaten. Im August/September verlassen die Jungmolche dann das Gewässer. Im Alter von 2-3 Jahren werden sie dann geschlechtsreif. Die adulten Kammmolche ziehen sich bereits ab Juli von den Laichgewässern zurück und kehren in ihre Landlebensräume zurück. Sie können ein stolzes Lebensalter von 18 Jahren erreichen.

 
 

Kammmolch (Fotos © Andreas Koch, xxl-Bilder per Bildklick)


Bevor sich die ersten Nachtfröste ankündigen ziehen sich Kammmolche in den Waldboden oder in kleinere Höhlen zurück und überwintern dort in frostfreien Verstecken. Ein Teil der Populationen überwintern aber auch in ihren Laichgewässern, weshalb Kammmolche ganzjährig an ihren Gewässern nachgewiesen werden können.

Zu den zahlreichen Feinden der Kammmolche zählen Raubfische (u. a. Flussbarsch, Hecht), Vogelarten (z. B. Graureiher, Kormoran), Schlangen (Ringelnatter) und Säugetiere (u. a. Iltis). Kammmolch-Larven werden auch von Wasserinsekten (z. B. Gelbrandkäfern) erbeutet.

Nahrung
Kammmolch-Larven und adulte Molche ernähren sich räuberisch. Sie fressen alles, was sie überwältigen können. Im Wasser handelt es sich in erster Linie um Wasserinsekten, Fliegenlarven, Flohkrebse und Amphibienlarven, während an Land Insekten, Schnecken und Regenwürmer erbeutet werden.



Kammmolch-Männchen frisst Regenwurm (Foto © Jochen Rodenkirchen, 20.03.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Verbreitung in D/Welt
Von Mittelfrankreich über Mittel-, Nord- (Südskandinavien und England) und Osteuropa bis zum Ural (Westasien)vorkommend. Kammmolche fehlen in Irland, Süd- und Südwest-Frankreich, Süd-Griechenland und auf den Mittelmeerinseln.



Kammmolch-Pärchen (Foto © Jochen Rodenkirchen, 16.03.2015)

In Deutschland kommt der Kammmolchzwar in allen Bundesländern vor, steht aber auf der Vorwarnliste der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Da er jedoch in 14 (!) Bundesländern in den Landeslisten in den kritischeren Kategorien 2 = stark gefährdet oder 3 = gefährdet eingestuft ist wird sich das in der nächsten Fassung der bundesdeutschen Liste wohl auch leider verschärfen.

Verbreitung in NRW
FELDMANN (1981) schrieb vor gut 30 Jahren zur westfälischen Verbreitung des Kammmolches folgendes: "Der Verbreitungsschwerpunkt des Kammolchs liegt im Tiefland und in der collinen Stufe. Von hier strahlen Vorkommen in das randliche Bergland aus, insbesondere in das Bergisch-Sauerländische Unterland und das Westsauerländer Oberland. In der Westfälischen Tieflandsbucht sind das Kernmünsterland und der Hellwegraum mit ihren schweren Böden offenbar dichter besiedelt als das Sandmünsterland. Auch in Ostwestfalen häufen sich die Nachweise. Hingegen fehlen Beobachtungen aus den höheren Teilen des Südwestfälischen Berglandes (fundfrei ist das Rothaargebirge) und der Egge."

FELDMANN schränkte jedoch seinerzeit auch ein, dass an über 90% der Fundpunkte lediglich Kleinpopulationen mit unter 20 Exemplaren nachgewiesen werden konnten - was allerdings auch an der heimlichen Lebensweise dieser Amphibienart liegen konnte.

 

Kammmolch (Fotos © Andreas Koch, xxl-Bilder per Bildklick)

Aktuell ist der Kammmolch in NRW in der Roten Liste der Lurche (SCHLUEPMANN et al, 2011) in der Kategorie 3 = gefährdet eingestuft. Aufgeschlüsselt nach NRW-Großräumen stellt sich das folgendermaßen dar: Niederrheinisches Tiefland (3), Niederrheinische Bucht (3), Westfälische Bucht/Westfälisches Tiefland (3), Weserbergland (3), Eifel/Siebengebirge (2), Süderbergland (1), Ballungsraum Ruhrgebiet (1S)

Als Gefährdungsursachen und Gründe für den starken langfristigen Abnahmetrend werden u. a. der Verlust von Kleingewässern, Flurbereinigungsmaßnahmen, aquatische Eutrophierung, Fischbesatz und Angelsport angegeben.

Hier geht es zur Website der Herpetofauna NRW mit einer Verbreitungskarte des Kammmolches in NRW.

Benutzte Literatur
ARNOLD, E. N. & J. A. BURTON (1978): Pareys Reptilien- und Amphibienführer Europas. Verlag Paul Parey, Berlin. 270 S.

DIESENER, G. & J. REICHHOLF (1986): Lurche und Kriechtiere - Mosaik Verlag GmbH, München. 287 S.

FELDMANN, R. (1981): Die Amphibien und Reptilien Westfalens. Abh. Landesmus. Naturk. Münster in Westfalen 43, (4), 161 S. pdf

GLANDT, D. (2015): Die Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten im Porträt. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. 633 S.

GLANDT, D. (2008): Heimische Amphibien. Bestimmen - Beobachten - Schützen. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 178 S.

JEDICKE, E. (1992): Die Amphibien Hessens - Ulmer, Stuttgart. 152 S.

KÜHNEL, K.-D.; GEIGER, A.; LAUFER, H.; PODLOUCKY, R. & SCHLÜPMANN, M. (2009): Rote Liste und Gesamtartenliste der Lurche (Amphibia) und Kriechtiere (Reptilia) Deutschlands [Stand Dezember 2008]. In: Haupt, H.; Ludwig, G.; Gruttke, H.; Binot-Hafke, M.; Otto, C. & Pauly, A. (Red.) (2009): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 1: Wirbeltiere. Bundesamt für Naturschutz: Naturschutz und biologische Vielfalt 70 (1).

KWET, A. (2010): Reptilien und Amphibien Europas - 190 Arten mit Verbreitungskarten. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 253 S.

LANTERMANN, Y. & W. (2010): Kröten, Echsen, Salamander. Amphibien und Reptilien beobachten und schützen. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. 96 S.

MEYER, A.; S. ZUMBACH; B. SCHMIDT & J.-C. MONNEY (2009): Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden. Amphibien und Reptilien der Schweiz. Haupt Verlag, Bern.336 S.

SCHLÜPMANN, M. et al (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Kriechtiere und Lurche - Reptilia et Amphibia - in Nordrhein-Westfalen. In LANUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 4. Fassung, 2011 - LANUV-Fachbericht 36, Band 2, S. 223-238. pdf von der Website: herpetofauna-nrw.de


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Weitere Informationen zu Kriechtieren (Amphibien und Reptilien) im Internet

NABU Amphibien- und Reptilienschutz

Herpetofauna NRW: Kammmolch-Artenprofil

Zur Linkliste weiterer interessanter Amphibien-/Reptilien-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de