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Fadenmolch - Lissotriton helveticus (RAZOUMOWSKY, 1789)
Artenprofil von Jochen Rodenkirchen & Axel Steiner
Letzte Änderung: 21.08.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Lurche (Amphibien)
Ordnung: Schwanzlurche (Caudata = Urodela)
Familie:Echte Salamander und Molche (Salamandridae)

Synonym:

Triturus helveticus

Fotos (© Jochen Rodenkirchen)



(xxl-Foto)
Männchen

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Männchen

(xxl-Foto)
Männchen
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Weibchen

(xxl-Foto)
Weibchen

(xxl-Foto)
Balz
Besondere Merkmale
Bräunlich-gelbe Grundfarbe, Flanken mit dunklen Flecken, Bauch blass-gelb-schwachorange - vereinzelt schwach gepunktet (aber ohne große schwarze Punkte!); weiße durchscheinend wirkende Kehle stets ungefleckt; Männchen und Weibchen mit 2 kleinen hellen Flecken auf den Hinterfußballen

Männchen in Wassertracht mit 5-10 mm langem Faden am stumpfen Hinterleibsende; dunkle Hinterfüße mit Schwimmhäuten; große dunkel wirkende bohnenförmige Kloake; insgesamt bis 8,5 cm Körperlänge; unterer Schwanzsaum mit bläulichem Längsband; im Frühjahr während der Paarungszeit mit niedrigem Hautsaum auf dem Rücken; seitlich der Rückenmitte mit 2 Drüsenleisten, die den Körper im Querschnitt rechteckig erscheinen lassen; dunkle Augenbinde vom Nasenloch bis zur Schulter; meist mit hellem Fleck über dem Hinterbeinansatz

   

   

   

Gut erkennbar ist auf den Fotos das typische fadenförmige Schwanzende, die Schwimmhaut-Hinterfüße und die ungepunktete Bauchunterseite des Fadenmolch-Männchens (Fotos © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Bildklick)


Weibchen sind durch die weiße und ungefleckte Kehle gut von denen des Teichmolchs zu unterscheiden. Oft ist auch der Bauch der Weibchen ungefleckt. Körperlänge bis 9,5 cm; stempelförmige Kloake; keine dunklen Schwimmhäute und ohne Schwanzfaden; oft mit hellem Fleck über dem Hinterbeinansatz

   

   

Fadenmolch-Weibchen (Fotos © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Bildklick)


Landtracht: samtige, trockene, leicht körnige Haut; Färbung einheitlich beige oder braun

Fadenmolch-Larven sind anhand ihrer gröberen Hautpigmentierung, ihrer größeren unregelmäßig geformten hellen Flecken entlang der Seitenlinie und dem im ersten Teil des Schwanzes leicht geschwungenen Hautsaum, der sich am Ende allmählich verjüngt und gelegentlich in einer kleinen Spitze ausläuft, zu bestimmen.
Die Unterscheidung von Fadenmolch- und Teichmolchlarven bleibt jedoch - insbesondere unter Freilandbedingungen - trotz dieser Merkmale schwierig.

Fadenmolch-Jungtiere ähneln den Weibchen, sind aber noch einheitlicher gelblich-hellbraun gefärbt. Frisch metamorphosiert erreichen sie eine Gesamtlänge von 3-4 cm.


Ähnliche Arten: Von den in NRW vorkommenden 4 Molcharten gibt es neben den beiden bläulichen (Kamm- und Bergmolch) auch zwei bräunliche Arten. Dem Fadenmolch am ähnlichsten ist der Teichmolch.

Teichmolch (Lissotriton vulgaris): mit dunklen größeren Flecken auf der Kehle und in der Bauchmitte; während der Laichzeit am stumpfen Schwanzende ohne langen Faden

Lebensraum



Fadenmolch-Männchen (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto per Bildklick)

Die Art ist fast ausschließlich ein Bewohner des bewaldeten Berg- und Hügellandes. Die typische Waldart bevorzugt kühlere kleine, oft schattige Stillgewässer; aber auch Tümpel, Teiche, wassergefüllte Wagenspuren und Gräben werden als günstige Laichplätze angenommen. Fadenmolche sind deutlich enger auf Waldhabitate angewiesen als Teichmolche. In Gartenteichen fehlt der Fadenmolch meist. Der Jahreslebensraum umfaßt einen Umkreis von 400 Meter um das Laichgewässer. Die Sommerlebensräume und Winterquartiere liegen in an das Laichgewässer angrenzenden eher feuchten Laub- und Mischwäldern.

Im offenen Agrarland wird man Fadenmolche vergeblich suchen. Gewässer mit Fischbesatz werden ebenfalls meist gemieden.

Biologie und Lebensweise
Fadenmolche leben an Land versteckt und sind nachtaktiv. Tagsüber verstecken sie sich unter Steinen und Totholz am Waldboden in Gewässernähe. Im zeitigen Frühjahr beendet der Fadenmolch seine Winterruhe und macht sich auf die Wanderschaft zu seinem Laichgewässer. Die Fadenmolch-Laichzeit beginnt Anfang März und reicht bis Ende Mai.

   

   

Bei der Fadenmolch-Balz wedelt das Männchen dem Weibchen mit rechtwinklig abgewinkeltem oder wellig umgeklapptem Schwanz Duftstoffe zu und verstellt seinem auserwählten Weibchen den Weg. Nach längerer Überzeugungsarbeit folgt das Weibchen dann meist dem Männchen. Dieses setzt einen Samenträger (Spermatophore) ab und führt das Weibchen genau darüber. Nachdem das Weibchen die Samenmasse aufgenommen hat beginnt sie mit der Eiablage von ca. 300 bis 500 Eiern, die über einen Zeitraum von mehreren Wochen abgelegt werden. (Fotos © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Bildklick)


   

   

Das Fadenmolch-Weibchen klebt die Eier bei der Eiablage einzeln mit den Hinterfüßen an der Unterwasservegetation fest
(Fotos © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Bildklick)




Fadenmolch-Ei inmitten einer Wasserpflanze (Foto © Jochen Rodenkirchen)




Fadenmolch-Embryo (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto per Bildklick)




Frühe Fadenmolch-Larve (Foto © Jochen Rodenkirchen)


   

   

Ältere Fadenmolch-Larven. Ab August verlassen auch die frisch metamorphosierten jungen Fadenmolche ihr Gewässer und suchen Verstecke auf. (Fotos © Jochen Rodenkirchen, xxl-Fotos per Bildklick)


Vergesellschaftet ist die Art oft mit den drei übrigen Molcharten (Bergmolch, Teichmolch, Kammmolch) und gelegentlich auch mit dem Feuersalamander. Bereits im Mai/Juni verlassen die Fadenmolche wieder ihre Laichgewässer und ziehen sich in ihre Landlebensräume zurück.
Fadenmolche besitzen eine Reihe an Feinden, zu denen u. a. Wasservögel, Ringelnatter, Fische, Igel und Ratten gehören. Viele Fadenmolche fallen auch dem Straßenverkehr zum Opfer. Die maximale Lebenserwartung der Fadenmolche liegt bei 12 Jahren. So alt wird in freier Wildbahn aber wohl kaum ein Exemplar.
Fadenmolche halten von Oktober/November bis Februar/März eine Winterruhe. Im zeitigen Frühjahr wird dann wieder das Laichgewässer aufgesucht.

Nahrung
Die Nahrung der Fadenmolche besteht im Wasser aus Wasserflöhen, Bachflohkrebsen, Mückenlarven, Regenwürmern, Eiern vom Gras- und Springfrosch. An Land werden am Boden lebende Kleinlebewesen wie Insekten, kleine Schnecken und Spinnen aber auch Regenwürmer gefressen.
Die Larven fressen Wasserflöhe und anderes kleines Getier, das sie überwältigen können.

Verbreitung in D/Welt



Fadenmolch-Männchen in der Aufsicht (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto per Bildklick)

Der Fadenmolch bevorzugt die atlantisch geprägten Zonen und ist weitgehend westeuropäisch verbreitet. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in Frankreich. Aber auch die Britische Hauptinsel, die Beneluxländer, Teile Deutschlands, der Schweiz, neuerdings auch Österreich (Erstfund 2008) und die nördliche Iberische Halbinsel sind von ihm besiedelt.

In Gesamtdeutschland gehört die Art nicht zu den gefährdeten Arten.
Anders und recht unhomogen sieht es bei einer Aufschlüsselung nach Bundesländern aus
(Quelle: NABU: Rote Liste der Lurche der Bundesrepublik Deutschland und der Bundesländer):

Baden-Württemberg, Bayern, NRW, Saarland: ungefährdet (RL *)
Rheinland-Pfalz, Thüringen: Vorwarnliste (RL V)
Niedersachsen und Bremen: gefährdet (RL 3)
Hessen: stark gefährdet (RL 2)
Sachsen: vom Aussterben bedroht (RL 1)
Hamburg, Sachsen-Anhalt: extrem selten (RL R)
Schleswig-Holstein: ausgestorben (RL 0)
Brandenburg, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern: kein Vorkommen (RL -)

Verbreitung in NRW



Fadenmolch-Larven unterschiedlichen Alters (Foto © Jochen Rodenkirchen, xxl-Foto per Bildklick)

In NRW erreicht die Art die Nordgrenze ihres geschlossen besiedelten Areals (Handbuch Amphibien u. Reptilien NRW). Darüber hinaus existieren nur vereinzelte isolierte Vorkommen. In NRW verläuft die Verbreitungsgrenze der Waldart entlang der Mittelgebirge und des Hügellandes. Flächendeckend besiedelt sind die bewaldeten Mittelgebirgslagen des Sauerlandes, des Bergischen Landes des Kottenforstes mit der anschließenden Waldville und der Eifel.

Hier geht es zur Website der Herpetofauna NRW mit einer Verbreitungskarte des Fadenmolches in NRW.

Benutzte Literatur
Arbeitskreis Amphibien und Reptilien in Nordrhein-Westfalen in der Akademie für ökologische Landesforschung Münster e.V. (2011): Handbuch der Amphibien und Reptilien Nordrhein-Westfalens Band 1; Laurenti-Verlag, Bielefeld

GLANDT, D. (2015): Die Amphibien und Reptilien Europas. Alle Arten im Porträt. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim. 633 S.

GLITZ, D. (2014): Amphibien und Reptilien in Mitteleuropa. Gelände-Bestimmung in Stichworten. NABU Rheinland-Pfalz e. V. (Hrsg.). 112 S.

MEYER, A.; S. ZUMBACH; B. SCHMIDT & J.-C. MONNEY (2009): Auf Schlangenspuren und Krötenpfaden. Amphibien und Reptilien der Schweiz. Haupt Verlag, Bern.336 S.

SCHLÜPMANN, M., T. MUTZ, A. KRONSHAGE, A. GEIGER und M. HACHTEL unter Mitarbeit des Arbeitskreises Amphibien und Reptilien Nordrhein Westfalen (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Kriechtiere und Lurche - Reptilia et Amphibia - in Nordrhein-Westfalen. in LANUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 4. Fassung 2011 - LANUV-Fachbericht 36, Band 2, S. 159-222

THIESMEIER, B. (2015): Amphibien bestimmen - am Land und im Wasser. Supplement der Zeitschrift für Feldherpetologie 18. Laurenti-Verlag, Bielefeld


Zur Buchliste weiterer interessanter Amphibien/Reptilien-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Kriechtieren (Amphibien und Reptilien) im Internet

NABU Amphibien- und Reptilienschutz

Herpetofauna NRW: Fadenmolch-Artenprofil

Wikipedia: Fadenmolch-Artenprofil


Zur Linkliste weiterer interessanter Amphibien-/Reptilien-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de