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Gemeine Pelzbiene, Frühlings-Pelzbiene - Anthophora plumipes (PALLAS, 1772)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 22.03.2016


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Hautflügler (Hymenoptera)
Familie: Bienen (Apidae)

Synonyme:

Anthophora acervorum, Anthophora pilipes

Fotos (© Axel Steiner)
Breckerfeld


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12.05.2012
Männchen

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12.05.2012
Männchen

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Männchen
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12.05.2012
Weibchen

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12.05.2012
Weibchen
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Aufgrund der Gestalt und der pelzartigen Behaarung hummelartig wirkend.

Weibchen: mit düsterer grau- bis schwarzbrauner Behaarung, rostroter Beinbürste und schwach angedeuteten helleren Hinterleibsbinden

Männchen: unverwechselbar aufgrund der sehr langen schwarzen Haarfransen auf den ersten 4 Tarsengliedern der Mittelbeine und der Gesichtszeichnung

 
 

Männliche Gemeine Pelzbiene: Gut erkennbar sind die lang behaarten Tarsen der mittleren Beine. Bei Bedrohung recken sie sich nach Hummelart in die Höhe (oben rechts) (Fotos: © Axel Steiner, Breckerfeld, 12.05.2012, xxl-Fotos per Bildklick)

Größe: 14-16 mm

Dunkle Form: gesamter Körper, mit Ausnahme der rostroten Beinbürste schwarz behaart (Achtung: Verwechslungsmöglichkeit mit der seltenen Anthophora retusa, diese mit etwas kürzerer Behaarung, angedeuteten helleren Binden an den Segmenträndern und gebbrauner Sammelbürste des Weibchens)

Lebensraum
Natürliche Nistplätze der Gemeinen Pelzbiene sind sonnenbeschienene, unbewachsene Lehmwände, Abbruchkanten, steile Flußufer, aber auch Hohlwege, Weinberge, Sand-, Kies- und Lehmgruben oder lehmverfugte Gemäuer. Bei fehlen dieser Habitate werden auch ebene Flächen besiedelt. DREES (2005) hat in Hagen eine ebenerdige Nestkolonie auf Lehmboden im Schutz einer Autobahnbrücke feststellen können.
In der Höhe ist Anthophora plumipes, je nach Autor, auch noch in Höhenlagen von 800 bis 1350 m ü NN anzutreffen.



Da lehmige Abbruchkanten nicht so häufig zu finden sind, kann man den hübschen Tieren auf leichte Art und Weise auch zu Hause im Garten oder auf dem Balkon einen Unuterschlupf bieten. Als Ersatznistplatz für die Gemeine Pelzbiene können z. B. ehemals mit Schafskäse gefüllte 1500g-Dosen dienen. Diese habe ich mit Claytec-Lehmputz (gemischt mit Sand) gefüllt und Löcher mit einem Stift im noch feuchten Lehm vorgebohrt. Nach dem Abtrocknen der Lehmmasse haben sich zahlreiche Gemeine Pelzbienen und Gemeine Trauerbienen über das Nistplatzangebot gefreut. Die Abraumberge zeigen an, dass die vorgebohrten Löcher von Bewohnern erweitert wurden. Ich kann nur jedem Naturfreund empfehlen sich die interessanten Bewohner auf diese Weise etwas näher anzusehen. Selbstverständlich eignen sich auch jede Menge andere mit Lehm-Sandmischungen gefüllte Behältnisse, wie z. B. Eimer, Tontöpfe oder Blumenkästen uvm. als Nisthilfe. Der Lehm sollte aber im getrockneten Zustand noch mit dem Fingernagel wegzukratzen sein - ansonsten ist die Mischung zu hart geworden! (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 08.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Die Flugzeit der Gemeinen Pelzbiene beginnt im Frühjahr (ab Mitte März) und endet in der zweiten Maihälfte, mit Schwerpunkt im April. Sie verträgt auch kühlere Temperaturen und fliegt auch bei Temperaturen, wenn Honigbienen ihren Stock noch nicht verlassen.



Männliche Gemeine Pelzbiene in einer Baumspalte (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 12.05.2012, xxl-Foto per Bildklick)

Gemeine Pelzbienen nutzen Insektennisthilfen gerne um geschützt in den Löchern zu übernachten. DREES (2005) hat beide Geschlechter auch in Narzissenblüten ruhend gefunden.



Frontalansicht einer männlichen Gemeinen Pelzbiene (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 12.05.2012, xxl-Foto per Bildklick)

Die Gemeine Pelzbiene nistet meist in kleinen Kolonien. Ansammlungen von 150 und mehr Nestern in einer Kolonie konnten dokumentiert werden.



Mit Blütenpollen beladen fliegt diese Gemeine Pelzbiene in ihr Nest zurück, um eine Brutzelle mit Proviant für den zukünftigen Nachwuchs zu bestücken. (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 11.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Gemeine Pelzbienen kann man auch anhand ihres Fluges von Hummeln unterscheiden. Rasch und ruckartig bewegen sie sich in Schlangenlinien von Blüte zu Blüte und stehen oft auch, mit ihrem langen ausgefahrenen Saugrüssel, im Flug vor den Blüten. Ihr Saugrüssel kann eine Länge von 21 mm erreichen!
Sie nisten in selbstgegrabenen Gängen mit einer Länge von max. 10 cm, die im hinteren Teil zu eiförmigen Brutzellen erweitert werden. Mehrer Brutzellen werden hintereinanderliegend von innen mit einem pergamentartigen weißlichen Sekret ausgekleidet.

  

Diese Gemeine Pelzbiene bewacht ihren Nesteingang (Fotos: © Axel Steiner, Breckerfeld, 08.05.2015, xxl-Fotos per Bildklick)

Die fertigen Brutzellen werden mit einem Gemisch aus Pollen und Nektar bestückt bevor ein einzelnes Ei pro Brutzelle abgelegt wird.



Eine Gemeine Pelzbiene verlässt ihr Nest (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 12.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Nach dem Schlüpfen ernährt sich die Larve von ihren Vorräten, entwickelt sich zur ausgewachsenen Biene (= Imago) überwintert an Ort und Stelle und schlüpft im nächsten Frühjahr aus ihren Brutzellen.

Wenn es für die Gemeine Pelzbiene allerdings nicht so gut läuft gelingt es einer Gemeinen Trauerbiene ihrerseits ein Ei in der Brutzelle zu platzieren. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf. Aus dem Ei schlüpft die Larve der Gemeinen Pelzbiene, die sich von dem hinterlegten Proviant an Pollen und Nektar ernährt. Aus dem Ei der Gemeinen Trauerbiene schlüpft allerdings auch eine Larve, die ebenfalls von den Vorräten frisst und wohl auch die konkurrierende Pelzbienen-Larve überwältigt und kurzerhand ebenfalls als Nahrungsquelle nutzt. Aus dieser Brutzelle wird dann im nächsen Frühjahr eine Trauerbiene schlüpfen.



Die Gemeine Trauerbiene (Melecta albifrons) - ein Brutschmarotzer der Gemeinen Pelzbiene
(Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 11.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)




Überlebenskampf: Anfliegende Anthophora plumipes vs. an der Brutröhre lauernde Melecta albifrons
(Fotos: © Axel Steiner, Breckerfeld, 11.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)



Verschlossener Nesteingang der Gemeinen Pelzbiene (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 11.05.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Selbst wenn es der Pelzbiene gelingt die Brutzelle mit einem Deckel zu versiegeln, kann die Trauerbiene den Deckel mit ihrem spitzen Hinterteil durchstoßen und ein eigenes Ei ablegen.

Nahrung

 

Eine "Liebesbeziehung": Die Gemeine Pelzbiene und das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis),
Fotos: © Axel Steiner, Breckerfeld, 26.04.2015, xxl-Fotos per Bildklick

Der Saugrüssel der Gemeinen Pelzbiene ist mit starken Borsten bestanden, die es ihr ermöglichen Blütenpollen auch aus sehr engröhrigen Blüten zu sammeln. Vertreter der Borretschgewächse (Boraginaceae - u. a. Lungenkraut, Beinwell, Vergissmeinnicht) und Primelgewächse (Primulaceae) können deshalb von ihr erfolgreich beerntet werden. Auch die Blüten von Lippenblütlern (Lamiaceen, z. B. Taubnesseln) werden gerne besucht. Insgesamt beschreibt WESTRICH (1990) sie als ausgesprochen polylektische (ohne Spezialisierung auf eine Pflanzenfamilie) Art, welche Pflanzen aus 10 Pflanzenfamilien besucht.

 
 
 

Gemeine Pelzbienen an Lungenkraut, Fotos: © Axel Steiner, Breckerfeld, 18.04.2015 & 26.04.2015, xxl-Fotos per Bildklick

Verbreitung in D
Anthophora plumipes ist die häufigste heimische und mitteleuropäische Pelzbienenart. Sie kommt in ganz Europa und auch in Deutschland in allen Bundesländern vor.



Makroaufnahme einer männlichen Gemeinen Pelzbiene (Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 12.05.2012, xxl-Foto per Bildklick)



Männliche Gemeine Pelzbienen sind u. a. auch anhand ihrer Haarbüschel an den Beinen zu erkennen
(Foto: © Axel Steiner, Köln, 01.04.2006, xxl-Foto per Bildklick)

Verbreitung in NRW
Die Gemeine Pelzbiene ist auch in NRW eine häufig anzutreffende Wildbienenart. DREES (2005) beschreibt die Art für den Hagener Raum als "Im Gebiet verbreitet und häufig, jedoch kein Massentier; gern auch in Stadtgärten und Parks."



Diese Gemeine Pelzbiene lässt es sich an einer Lungenkraut-Blüte schmecken
(Foto: © Axel Steiner, Breckerfeld, 26.04.2015, xxl-Foto per Bildklick)

Weil alte baufällige Gebäude (u. a. Scheunen, Fachwerkhäuser) oft abgerissen und ersetzt werden, gehen ständig viele potentielle Nistplätze für die Gemeine Pelzbiene verloren. An Neubauten gibt es leider keine Nistmöglichkeiten für Pelzbienen mehr. Vielen Tierarten kann aber mit alternativen Nisthilfen aus Menschenhand geholfen werden:
Beispiele und Tipps, Bildershow vom Bau einer Nisthilfe und ihre Bewohner

Benutzte Literatur
AMIET, F. & A. KREBS (2012): Bienen Mitteleuropas. Gattungen, Lebensweise, Beobachtung. Haup Verlag. 424 S.

BELLMANN, H. (2005): Bienen, Wespen, Ameisen. Kosmos-Naturführer, Franckh-Kosmos Verlag. - Stuttgart. 336 S.

DREES, M. (2005): Zur Bienenfauna des Raumes Hagen (Hymenoptera: Apidae). Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. 68. Jahrgang, Heft 1, 56 S. pdf

LÖBF - LANDESANSTALT FÜR ÖKOLOGIE, BODENORDNUNG UND FORSTEN NORDRHEIN-WESTFALEN (2004): Stechimmen in Nordrhein-Westfalen – Ökologie, Gefährdung, Schutz. – Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung Nordrhein-Westfalen 20: 327 S., Recklinghausen.

MÜLLER, A.; A. KREBS; F. AMIET (1997): Bienen: Beobachtung, Lebensweise. München - Naturbuch-Verlag. 384 S.

SAUER, F. (1992): Bienen, Wespen und Verwandte nach Farbfotos erkannt. Sauers Naturführer. - Nottuln, Fauna-Verlag. 115 S.

WESTRICH, P. (1990): Die Wildbienen Baden-Württembergs. Herausgabe in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württembergs - Inst. für Ökologie u. Naturschutz. - 2. Aufl. Stuttgart: Ulmer. 972 S.


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Weitere Informationen zu Bienen (Apidae) im Internet
http://www.wildbienen.de: Biologie, Arten, Artenschutz, Fotos und Fakten...

www.wildbienen.info: Infos zu Wildbienen, Naturschutzbiologie, Lebensweise, Faunistik, Artenlisten, Publikationen als Download usw.

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