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Großer Frostspanner - Erannis defoliaria (CLERCK, 1759)
Artenprofil von Svenja Christian


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Spanner (Geometridae)

Synonym:

Hybernia defoliaria CLERCK

Fotos (© Svenja Christian (5-6), Axel Steiner (1-4))



(xxl-Foto)
Männchen
24.11.2006

(xxl-Foto)
Männchen
16.12.2006

(xxl-Foto)
Männchen
24.11.2006
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Männchen
Unterseite
24.11.2006

(xxl-Foto)
Weibchen
24.11.2007

(xxl-Foto)
Weibchen
24.11.2007
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Der Große Frostspanner ist ein eher kleiner Nachtfalter mit einem beachtlichen Geschlechstdimorphismus (= unterschiedliches Aussehen beider Geschlechter).

Männchen: Die männlichen Tiere sind oft hellgräulich braun gefärbt und dunkler gesprenkelt. Außerdem tagen sie in der Regel zwei breite, dunklere Querbinden. Die Farbvariabilität ist jedoch sehr groß. Einige Tiere sind insgesamt so hell bzw. dunkel, dass die Musterung sehr undeutlich wird oder sogar ganz erschwimmt. Die Vorderflügellänge der Männchen beträgt 22-26 mm. Meist zeigen sie einen deutlichen schwarzen Mittelfleck und die innere Querlinie ist über der Mitte scharf nach außen gewinkelt. Die das Mittelfeld begrenzenden schwarzen Querlinien sind an den abgekehrten Seiten breit rotbraun bis schwarzbraun angelegt.



Farbvariabilität des Großen Frostspanner (Erannis defoliaria, Fotos: Axel Steiner (oben) & Svenja Christian (unten)) (xxl-Foto)


Weibchen: Die Weibchen besitzen keine, bzw. nur rudimentär vorhandene, Flügel (Fotos 5-6). Dieses Phänomen tritt auch bei weiteren Nachtfalterarten (z. B. dem Schlehenspanner) auf. Die Grundfärbung ist gelblich-weiß/hellgrau mit einer doppelten Reihe scharf begrenzter, dunkler Punkte. Fühler hell und dunkel geringelt.

Raupe: Die 10-beinigen Raupen erreichen eine Körperlänge von etwa 32 mm. Sie sind braun, mit einer schwarzen Linie oberhalb der Stigmen. Die Bauchseite ist schwefelgelb gefärbt. Die einem trockenen Zweig ähnelnde Färbung kann etwas variieren. Bei Störungen lassen sich die Raupen oft an einem Seidenfaden auf den Boden gleiten. Wie alle Spannerraupen ist der Körper der Raupen ziemlich lang und schmal. Ihre auffällige Fortbewegungsart ist typisch und namensgebend für die ganze (sehr große!) Schmetterlingsfamilie der Spanner. Erst machen sie einen großen "Buckel", strecken dann den Vorderkörper aus und schieben erneut den Hinterkörper nach, bis sie wieder die Buckelstellung erreicht haben.



Raupe des Großen Frostspanner (Erannis defoliaria, Foto: Kirstin Meyer)


Puppe: Rötlichbraun, hinten zugespitzt.

Ähnliche Arten: Der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) und der Buchen-Frostspanner (Operophtera fagata) sind sich vor allem untereinander sehr ähnlich. Sie sind jedoch kleiner als der Große Frostspanner und fliegen auch etwas später. Auch die Weibchen der Operophtera-Arten besitzen nur Flügelstummel.



Der Große Frostspanner (Erannis defoliaria, links) und sein kleinerer Verwandter der
Kleine Frostspanner (Operophtera brumata, Foto: Axel Steiner) (xxl-Foto)


Flügelspannweite: Männchen (30-) 35-38 (-40) mm, Länge der flügellosen Weibchen ca. 7-10 mm

Lebensraum
Der Große Frostspanner ist in großen Teilen Europas verbreitet und nicht selten. Man findet die nachtaktiven Tiere vor allem in Laub- oder Mischwäldern, gerne aber auch in Obstplantagen, Gärten, Heiden, Alleen, Hainen oder Parkanlagen und in der Nähe von Siedlungen. Wichtigste Bedingung ist dabei lediglich, dass genügend Laubbäume (= Nahrung) zur Verfügung stehen.

Biologie und Lebensweise
Die Falter fliegen erst spät im Jahr, zwischen (Ende September) Oktober und Anfang Januar, meist erst nach den ersten Nachtfrösten. Eine Voraussetzung für das Schlüpfen der Falter ist dies jedoch, anders als lange angenommen, nicht. Es gibt nur eine Generation im Jahr.



Der Große Frostspanner (Erannis defoliaria, Foto: Axel Steiner) "riecht" mit seinen verästelten Fühlern die
Pheromone des Weibchens und findet so zu ihm (xxl-Foto)

Zur Paarung klettern die Weibchen an Baumstämmen hoch und locken die Männchen mit Duftstoffen (Pheromonen) an. Im Winter legen sie dann meist oben in der Krone von Laubbäumen ca. 100-300 ovale Eier in Rindenvertiefungen ab. Nach der Überwinterung als Ei schlüpfen die Raupen im nächsten Frühjahr, wenn die ersten Triebe erscheinen. Adulte Raupen lassen sich ab Juni an einem Faden auf den Boden hinabgleiten und verpuppen sich im Boden in einem Erdkokon, um im nächsten Herbst zu schlüpfen.

In der Vergangenheit kam es des öfteren zu Massenvermehrungen an Laubbäumen. So konnten sie in Obstplantagen oder an Eichen zu Schädlingen werden. Um die Bäume zu schützen werden deshalb oft Leimringe um die Baumstämme gelegt. Die flügellosen Weibchen bleiben daran kleben und erreichen die Baumkronen nicht. Dabei gilt die Faustregel, wenn mehr als 1 Weibchen pro cm Stammumfang an Leimringen gefangen wird, kann von einem kritischen Befall ausgegangen werden (EBNER & SCHERER, 2007).

Zu den natürlichen Feinden zählen Schlupfwespen, Raupenfliegen, räuberische Käfer und Vögel (auch Hühner).

Nahrung
Die ausgewachsenen Falter nehmen keine Nahrung mehr zu sich. Die Raupen hingegen ernähren sich von April bis Juni recht unspezifisch und fressen an vielerlei belaubten Pflanzen (= polyphag). Besonders beliebt sind Rot- und Hainbuchen, Birken, Eichen, Weißdorn, Schlehe, Linde, Heidelbeere, Stachelbeere aber auch Obstbäume. Dabei werden Knospen, Blätter, Blüten und Früchte gleichermaßen verzehrt. Die stärkeren Blattadern werden verschont und im Gegensatz zum Kleinen Frostspanner (Operophthera brumata) auch nicht zusammengesponnen. Befallene Früchte weisen flache, löffelartige Aushöhlungen auf.

Verbreitung in D/Welt
In den Laubwäldern und Baumsteppen Nord- und Mitteleuropas, sowie Asien verbreitet. Die nördliche Verbreitungsgrenze liegt etwa bei 62° nördlicher Breite. Östlich wird er durch die verwandte Art Erannis sichotenaria abgelöst. In den Alpen bis 1400 m.

Verbreitung in NRW
Die Art ist in NRW aus allen Naturgroßräumen gemeldet, weit verbreitet und recht häufig. Geographische Verbreitungschwerpunkte gibt es dabei nicht. An Stellen mit reichhaltigem Angebot an Laubbäumen sind die Falter häufiger vorhanden.

Benutzte Literatur
EBNER, S. & A. SCHERER (2007): Die wichtigsten Forstschädlinge. Insekten - Pilze - Kleinsäuger. 3. Aufl. Leopold Stocker Verlag, Graz/Stuttgart. 199 S.

KOCH, M. (1976): Wir bestimmen Schmetterlinge - Band IV: Spanner. 2. Aufl. Neumann Verlag, Leipzig, Radebeul. 291 S. und 20 Farbtafeln

LOHMANNN, M. (1993): Schmetterlinge (mit Faltplan). BLV-Verlag, München Wien Zürich

LYNEBORG, L. & N. Jonsson (1975): BLV Naturführer - Nachtfalter. Über 300 europäische Nachtfalter beschrieben und farbig abgebildet. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München. 160 S.

MARKTANNER, T. (1992): Welcher Nachtfalter ist das? Spinner, Spanner, Schwärmer und andere häufige Nachtschmetterlinge. Stuttgart: Franckh-Kosmos (Kosmos-Naturführer). 127 S.

NOVAK, I. & F. SEVERA (1992): Der Kosmos Schmetterlingsführer. 5. Aufl. Franckh-Kosmos, Stuttgart. 357 S.

UNTERSTEINER, H. (2007): Schädlinge in Haus und Garten. Erkennen - Vorbeugen - Bekämpfen. Leopold Stocker Verlag. Graz - Stuttgart. 135 S.


Internet: Artenprofil des großen Frostspanners beim Internetportal www.Schmetterling-Raupe.de


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): fast 6000 Fotos, mehr als 550 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2008)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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