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Grünes Blatt - Geometra papilionaria (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt
Letzte Änderung: 25.09.2012


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Spanner (Geometridae)
Unterfamilie: Grünspanner (Geometrinae)

Synonym:

Hipparchus papilionaria

Fotos (© Hans-Joachim Weigt)
Holzwickede (Standortübungsgelände Hengsen, 1),
Bergkamen-Rünthe (2)


(xxl-Foto)
Weibchen
02.07.2006

(xxl-Foto)
Männchen
26.06.2005
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Flügel und Leib zeigen bei frisch geschlüpften Tieren eine intensiv grüne, oft ins Blaugrüne spielende Färbung. Auf den Vorder- und Hinterflügeln sind mehr oder weniger intensive weiße Wellenlinien zu erkennen, die zumeist in Flecke aufgelöst sind.

Flügelspannweite: 45-50 mm, weibliche Imagines sind geringfügig größer

Ei:
Das ovale Ei wird an Birkenzweigen abgelegt. Größe: ca. 1,3 mm lang, 1 mm breit und ca. 0,5 mm dick. Es endet an einer Seite stumpf und ist oberseits eingedellt. Bei der Ablage ist es hellgelb, verfärbt sich aber vor dem Schlüpfen in bleigrau-blau.


Eier des Grünen Blatt (Foto: Hans-Joachim Weigt, Ende Juli 2011)

Raupe:
Sie ist vor der Überwinterung Blatt grün mit rötlich braunen Flecken im Kopf- und Analbereich. Während der Überwinterung ist sie so braun wie der Birkenzweig, an dem sie sich fest spinnt. Im Frühjahr wird sie grün mit rotbraunen Höckern am Kopf und in der Körpermitte. Es gibt aber auch Tiere die völlig rotbraun bleiben. Am häufigsten kommen in NRW grüne Raupen mit kräftiger rotbrauner Fleckung vor.

   

Raupe von Geometra papilionaria (Fotos: Hans-Joachim Weigt, xxl-Fotos: 1, 2, Mitte Mai 2012)

Ihr jetzt sehr skurriles Aussehen, das sie einem Birkenkätzchen recht ähnlich macht, scheint sie weitgehend vor Sichtfeinden zu schützen. Das gilt jedoch nicht für parasitäre Wespen und Fliegen. Im Juni gefundene erwachsene Raupen erwiesen sich immer als stark parasitiert.
Ausgewachsene Raupen sind 30-40 mm lang.



Raupe nach der Überwinterung (oben) und ausgewachsen (unten) von Geometra papilionaria (Fotos: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Puppe:
Die etwa 25 mm lange Puppe ist beingelb mit rotbraunen Segmenteinschnitten. Kopf und After sind ebenfalls rotbraun. Sie ruht in einem lockeren Gespinst zwischen Blättern und entlässt den Falter nach etwa drei Wochen.



Puppe von Geometra papilionaria (Foto: Hans-Joachim Weigt) (xxl-Foto)


Puppe von Geometra papilionaria (Foto: Hans-Joachim Weigt)

Lebensraum



Typisches Habitat von Geometra papilionaria: Birkenwäldchen im Vennermoor bei Senden (Foto: Hans-Joachim Weigt)

Geometra papilionaria bevorzugt als Lebensraum vor allem buschige Heidelandschaften und verlandete Moorgebiete mit reichlich Birken. Sie kommt aber mittlerweile auch in der Kulturlandschaft in Alleen, Gärten, Parks und Industriebrachen vor. Im Berg- und Hügelland bewohnt sie in Waldgebieten Kahlschläge und Schneisen mit Birken. Das Kleinklima dieser Lebensräume scheint nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, da papilionaria in starken bis sehr starken Populationen sowohl auf sehr trockenen und warmen Plätzen als auch in feuchten, meist kühlen Birkenschlägen des Berglandes auftritt.

Biologie und Lebensweise
Die Imagines fliegen in NRW in einer Generation vom 13.06. (18.06.-10.08.) 23.08. Sie sind ausgesprochen nachtaktiv und kommen oft erst nach Mitternacht ans Licht. Am Tage ruhen sie mit weit ausgebreiteten Flügeln auf oder unter den Blättern der niederen Vegetation. Gelegentlich wurde auch beobachtet, dass sich Tiere bei Störung wie ein trudelndes Blatt zu Boden sinken ließen, ohne dabei auch nur einmal zu flattern.



Männliches Grünes Blatt (Foto: Axel Steiner, 04.07.2012 aufgenommen beim Leuchten) (xxl-Foto)

Die Kopula wird spät in der Nacht vollzogen und in der Nacht darauf beginnt das Weibchen mit der Eiablage. Zwar werden die Eier einzeln an Zweige gelegt, doch kann dabei der gesamte Eivorrat auf einer Birke verteilt werden.
In warm-trockenen Gebieten ist Geometra papilionaria zumeist lebhaft grün gefärbt. Erst gegen Ende der Flugzeit verblaßt dieser schöne Farbton vom Rand der Flügel her zu einem schmutzigen Gelbgrau. Viel mehr als intensives Licht beeinflußt wohl Feuchtigkeit den Grünton der Flügel. In den feuchten Tälern des Berglandes kommen überwiegend hell ockergelbe Exemplare vor, die allenfalls noch eine grünliche Körperbehaarung aufweisen. Bei Tieren, die während des Schlüpfvorgangs oder unmittelbar danach im Freiland beobachtet wurden, zeigte sich, dass das Grün noch während sich die Flügel entfalteten in Gelb verfärbte. Werden aus diesen Populationen bei Zucht Raupen und Puppen trocken und warm gehalten, schlüpfen wieder normale grüne Tiere.
Dunkelformen sind bei papilionaria nicht bekannt geworden. Auch die in der Literatur gelegentlich genannten weißen Formen sind sicherlich nicht erblich albinotisch, sondern einzelne Zufallsprodukte durch Klimabeeinflussungen oder Ausbleichen im Sonnenlicht.

Nahrung
Die Raupe frißt vorzugsweise im oberen Bereich halbwüchsiger Birken wie Betula pendula und pubescens. Auf den Quellmooren der Hunau wurde sie zumeist an Betula carpatica gefunden.
Die Imagines wurden bei der Nahrungsaufnahme nicht selten an Disteln, Wasserdost und Waldengelwurz beobachtet.

Verbreitung in D/Welt
Geometra papilionaria ist vorderasiatisch bis vorwiegend mitteleuropäisch, in Deutschland in zusagenden Habitaten nahezu flächendeckend verbreitet.

Verbreitung in NRW
Der größte Grünspanner der mitteleuropäischen Fauna ist auch in NRW noch in relativ starken Populationen vertreten, obwohl inzwischen einige Vorkommen erloschen sind. Er kommt sowohl in den Waldgebieten des Flach- und Hügellandes als auch in den hohen Lagen des Berglandes vor, wobei ab 600 Meter die Dichte der Populationen etwas abnimmt. Auch in Feldgehölzen, Heckengebieten, Gärten, Friedhöfen und Parks ist papilionaria zu finden. Besonders hohe Populationsdichten weisen die warmen Wälder des Niederrheins, die Heiden und Randgebiete der Moore auf.

Weiterführende Literatur
BERGMANN, A. (1951-1955): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands, 1-5/2. - Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

DUDLER, H. & KINKLER, H. et. al. (1999): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten 17: 575 - 626, Recklinghausen.

EBERT, G. (HERAUSGEBER) (1991-2003): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, 9 Bände - Stuttgart (Ulmer)

FORSTER, W. & WOHLFAHRT, Th. A. (1960): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band III, Spinner und Schwärmer (Bombyces et Sphinges). - Stuttgart (Franckh).

FORSTER, W. & WOHLFAHRT, Th. A. (1980): Die Schmetterlinge Mitteleuropas, Band V, Spanner (Geometridae). - Stuttgart (Franckh).

HOCK, W., KINKLER, H., LECHNER, R. et. Al (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz - LÖBF-Reihe Artenschutz, Band 1, Landesanstalt für Ökologie , Recklinghausen

KARSHOLT,O. & RAZOWSKI, J. (1996): The Lepidoptera of Europe. A Distributional Checklist - Stenstrup Danmark (Apollo Books)

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Bände 1-4, Melsungen (Neumann,).

LERAUT, P. (1980): Liste systematique et synonymique des Lepidopteres de France, Belgique et Corse. - Alexanpr, Paris.

NIPPE, B. (2000): Atlas der Raupen europäischer und kleinasiatischer Schmetterlinge, München

NOVAK, I. & SEVERA; F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. Stuttgart (Franckh)

PORTER, J. (1997): Colour Identification Guide to Caterpillars of The British Isles, London (Viking)

SAUER, F. (1984): Heimische Nachtfalter nach Farbfotos erkannt - Karlsfeld (Fauna-Verlag)

SEITZ, A. (1915): Die Großschmetterlinge der Erde. I. Abteilung: Die Großschmetterlinge des Palaearctischen Faunengebietes. IV. Band: Die spannerartigen Nachtfalter. - Stuttgart.

SKINNER, B. (1984): Moths of the British Isles - London

SKOU, P. (1984): Nordens Malere - Svendborg

WEIGT, H.-J. (1984): Lepidoptera Westfalica, Geometroidea, 55. Familie: Geometridae, Subfamilien: Archiearinae, Oenochrominae, Geometrinae - Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde, 46/3: 3-56, Münster


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): fast 6000 Fotos, mehr als 550 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2008)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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