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Zwerg-Bläuling, Zwergbläuling, Winziger Bläuling
Cupido minimus (FUESSLY, 1775)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 30.11.2011


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Bläulinge und Feuerfalter (Lycaenidae)

Synonyme:


Zizera minima FUESSLY
Lycaena minima FUEßL.

Fotos (© Christine Reichardt)
NSG Stockberg bei Ottbergen (1), NSG Hellberg-Scheffelberg im Kreis Höxter (2-4)


08.06.2009
(xxl-Foto)

05.05.2011
(xxl-Foto)
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

08.05.2011
(xxl-Foto)

08.05.2011
(xxl-Foto)
 
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen

Der Zwerg-Bläuling ist hierzulande mit einer Flügelspannweite von 18-22 mm die kleinste Bläulings- und sogar Tagschmetterlingsart! Die Vorderflügellänge beträgt gerade einmal 10-12 mm. Weitere Merkmale:
Flügeloberseiten dunkelbraun; meist fehlende Punktezeichnung im Saumbereich der Flügelunterseiten; Flügelbefransung ungescheckt; blassgraue Flügelunterseiten mit einem Muster aus kleinen, schwarzen, weiß geringten Flecken



Zwerg-Bläuling (Foto © Christine Reichardt)


Männchen: Flügelbasis oberseits bläulich grünsilbernmit Schuppen bestäubt; Flügelunterseite hell grauweiß

Weibchen: Etwas heller als das Männchen und ohne bläuliche Bereifung; Flügelunterseite auch hell grauweiß aber mit einem bräunlichen Strich

Ei:
Sehr kleines feinwabiges Ei. Die in einer flachen Mulde liegende 9-10blättige Mikropylrosette ist umgeben von 3-4 Reihen kleinmaschigem Netzwerks. Ei-Farbe: weißlichgrün; Ei-Durchmesser: ca. 0,5 mm; Ei-Höhe: ca. 0,2 mm
Die Eiablage findet einzeln in den Blütenköpfen von Wundklee statt.

Raupe:
Beige/gräuliches Grün; asselförmig; dunkel gerandete seitliche Längsstreifen; kurz behaart

Puppe:
Die bräunlich-gelbe, schlanke Gürtelpuppe wird in der Bodenvegetation versteckt. Sie ist lang behaart und hat dunkle Rückenflecken.

Ähnliche Arten:
Kurzschwänziger Bläuling (Cupido argiades Pallas, 1771): Diese Art ist in NRW wohl verschollen, besitzt allerdings auch als deutliches Unterscheidungsmerkmal an den Hinterflügeln ein kurzes fadenförmiges Schwänzchen.

Kleiner Alpen-Bläuling (Cupido osiris): Verwechslungen kommen nur mit Weibchen dieser Art in Betracht - die Männchen sind oberseits blau. Die Weibchen sind auch meist blau bestäubt. Wie der Name jedoch schon erahnen lässt kommt diese Art in NRW nicht vor.

Lebensraum
Der Zwerg-Bläuling ist vom Tiefland bis ins Gebirge (3000 m) auf blumenreichen Wiesen, bevorzugt auf Kalkböden, anzutreffen. Magerrasen, Wacholderheiden, Wald- und Wegränder, Dämme, Böschungen, südexponierte Streuobstwiesen, Hohlwege, Steinbrüche, Kiesgruben und Weinberge gehören ebenfalls zu den besiedelten Biotopen.



Seltene Ansicht: Zwerg-Bläuling mit geöffneten Flügeln (Foto © Christine Reichardt, xxl-Foto)


Biologie und Lebensweise
Die Raupen sind ab August zu finden und überwintern im erwachsenen Raupenstadium. Die Raupen nehmen im und nach dem Winter keine Nahrung mehr auf und verpuppen sich im Frühjahr. Die Falter schlüpfen dann ab Mai-Juni und fliegen bis Mitte Juli. Die neuen Raupen sind dann ab Juni zu finden. Da die Raupen nur an Wundkleeblüten/-samenanlagen fressen fehlt einer zweiten Generation oft die Nahrung. Eine deutlich schwächere 2. Generation fliegt in günstigen Jahren aber von Ende Juli bis Ende August. In EBERT et al. (1993) wird als weitere Nahrungsquelle der Blasenstrauch (Colutea arborescens) angegeben. Da dieser bis August blüht könnte er helfen das Überleben einer zweiten Generation möglich zu machen.

Ausgewachsene Falter können von April/Mai bis August/September angetroffen werden. Dieser Zeitraum deckt sich mit der Blütezeit des Wundklees. Sie trinken aber auch gerne an feuchten Bodenstellen, wobei es an geeigneten Plätzen zu größeren Falteansammlungen kommen kann.
In den späten Nachmittagsstunden sammeln sich Zwerg-Bläulinge gerne an südwestlich exponierten Böschungen auf den obersten Blättern und Ähren von Gräsern (EBERT et al. 1993).



Schlafgemeinschaft von Zwerg-Bläulingen
(Foto © Christine Reichardt, xxl-Foto)


Nahrung
Die Raupe frißt praktisch ausschließlich an Blüten und unreifen Samenanlagen des Wundklees (Anthyllis vulneraria). Die Raupen bohren sich in die Blüten und verschließen die Öffnung hinter sich wieder mit Kot und Spinnfäden. Die Blüten werden nur zum Wechseln der Nahrungsquelle kurzzeitig verlassen. Eine untergeordnete Rolle können als Nahrungsquelle Schoten des Blasenstrauchs (Colutea arborescens) spielen.

Die Falter saugen ebenfalls an den Blüten des Wundklee. Als weitere Nektarquellen werden auch der Gewöhnliche Hornklee und der Hufeisenklee genannt.

Verbreitung in D/Welt
Mit Ausnahme der südlichsten und nördlichsten Gebiete bewohnt der Zwerg-Bläuling ganz Europa und das gemäßigte Asien. Die Abhängigkeit von seiner Raupenfraßpflanze, dem Wundklee (Anthyllis vulneraria), hat den Zwerg-Bläuling selten werden lassen. Diese Pflanze kommt als typischer Magerkeitszeiger nicht auf gedüngten Wiesen, sondern nur auf Magerrasen vor. Damit beschränken sich seine Vorkommen hauptsächlich auf Naturschutzgebiete.



Schlafgemeinschaft von Zwerg-Bläulingen (Foto © Christine Reichardt, xxl-Foto)


Verbreitung in NRW
In der Liste der bedrohten Schmetterlingsarten NRWs (1999) wird der Zwerg-Bläuling in der Kategorie 2 = stark gefährdet geführt. Er fehlt im Niederrheinischen und Westfälischen Tiefland und dem Süderbergland. In der Niederrheinischen und Westfälischen Bucht kommt er kaum und im Weserbergland, der Eifel, dem Siebengebirge, dem Bergischen Land und dem Sauer- und Siegerland etwas häufiger vor. In Ostwestfalen kommt der Zwerg-Bläuling u. a. noch in der Senne vor (PÄHLER & DUDLER, 2010). Die hier gezeigten Bilder stammen aus dem Naturschutzgebiet Hellberg-Scheffelberg bei Scherfede (Warburg) nicht weit von der A 44 im Südkreis Höxter, an der Grenze zu Hessen, bzw. aus dem NSG Stockberg bei Ottbergen in der Nähe (ca. 15 km entfernt) der niedersächsischen Grenze.

Benutzte Literatur
BÜHLER-CORTESI, T. (2009): Schmetterlinge. Tagfalter der Schweiz. Haupt-Verlag. 238 S.

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. Akademie-Verlag, Berlin.

EBERT, G. & E. RENNWALD (Hrsg.) (1993): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2: Tagfalter II. Eugen Ulmer GmbH & Co. 535 S.

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge - Tagfalter Deutschlands. Ausgabe in einem Band; Neumann Verlag Radebeul. 792 S.

NOVAK, I. & SEVERA, F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer. 5., überarb. und verb. Aufl. Stuttgart: Franckh-Kosmos. 357 S.

PÄHLER, R. & H. DUDLER (2010): Die Schmetterlingsfauna von Ostwestfalen-Lippe und angrenzender Gebiete in Nordhessen und Südniedersachsen. Band 1. - Eigenverlag. 608 S. Verl

RUCKSTUHL, T. (2002): Schmetterlinge und Raupen. Bestimmen - Kennenlernen - Schützen. Gondrom Verlag. Bindlach. 240 S.

SAUER, F. (1992): Tagfalter Europas nach Farbfotos erkannt. Sauers Naturführer. Fauna-Verlag, 145 S.

SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ (HRSG.)(1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. - Arten - Gefährdung - Schutz. 516 S.

WEIDEMANN, H.-J. (1986): Tagfalter: Entwicklung - Lebensweise. - Melsungen: Neumann-Neudamm (JNN-Naturführer), Bd. 1. 282 S.


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Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

wikipedia: Zwerg-Bläuling

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): über 8500 Fotos, mehr als 800 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 07/2011)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


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