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Kleiner Fuchs - Aglais urticae (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Hans-Joachim Weigt
Letzte Änderung: 09.02.2013


Systematische Einordnung

Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Edelfalter (Nymphalidae)

Fotos (© Christine Reichardt (1-4), Axel Steiner (5-6))
Windpark Bosseborn bei Höxter (1-3),
NSG Grundlose-Taubenborn bei Höxter (4), Breckerfeld (5-6)


(xxl-Foto)
03.08.2009

(xxl-Foto)
31.07.2009

(xxl-Foto)
02.08.2009
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
28.08.2008

(xxl-Foto)
07.04.2010

(xxl-Foto)
02.08.2011
Besondere Merkmale

Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen


Der Kleine Fuchs ist neben dem Tagpfauenauge und dem Zitronenfalter einer unserer bekanntesten Tagschmetterlinge.



Aufsicht auf die Flügeloberseiten des Kleinen Fuchs (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto)

Die, für Tagfalter typischen großflächigen Flügel, sind orangerot gefärbt. Ein bei vielen Tagfaltern vorkommender grauer, etwas verstärkter Vorderrand ist weiß berieselt. Der geeckte Außenrand aller Flügel ist schwarz, grau gesäumt. In ihm stehen nach innen gerichtete blaue Keilflecke. An den Vorderrand der Vorderflügel stoßen vier annähernd rechteckige, schwarze Flecke, drei weitere, davon zwei deutliche kleinere, in der Flügelmitte. Der Zwischenraum am Vorderrand ist gelb an der Flügelspitze weiß, ausgefüllt.
Körper und Basalfeld der Hinterflügel sind schwarz, erscheinen aber heller, weil sie dicht mit goldgelben Haaren besetzt sind.



Unterseite des Kleinen Fuchs (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto)

Die Flügelunterseite trägt Tarnfarben. Die Vorderflügel sind stumpf ockergelb. Die Hinterflügel sind dunkelbraun, mit einer diffusen schwarzen und braunen Zeichnung. Männchen und Weibchen unterscheiden sich in Färbung und Zeichnung nicht.



Die Arten der Familie der Edelfalter (Nymphalidae) besitzen zu pinselartigen Putzpfoten umgewandelte Vorderbeine - auch der Kleine Fuchs, wie man hier unter den Augen erahnen kann (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto)

Flügelspannweite: Je nach Generation, Nahrungsaufnahme der Raupe und Geschlecht schwankt die Größe zwischen 35 und 45 mm.

Ei: Das aufrecht stehende ovale Ei ist so grün wie die Nahrungspflanze an der es abgelegt wird. Eine starke Längsrippung und eine große Mikropyle geben ihm ein charakteristisches Aussehen. Es ist mit einem Durchmesser von 0,5 mm und einer Höhe von 0,7 mm recht klein.




Eiablage unter einem Brennnesselblatt. NRW, mittleres Ruhrtal bei Schwerte Ende Juli 1974 (Foto © Hans-Joachim Weigt)

Raupe: Wie alle näher verwandten Nymphalinae-Raupen trägt auch die Fuchsraupe mehrere Längsreihen bestachelter Dornen. Der Kopf und die Bauchseite sind einfach beborstet.




Jungraupen L2. NRW, mittleres Ruhrtal bei Schwerte Ende Juli 1974 (Foto © Hans-Joachim Weigt)

Bei der Jungraupe sind diese allerdings nur schwach ausgeprägt. Sie sehen mit ihrerer hellgrauen Grundfarbe und den schwarzen Flecken einer Gespinnstmottenraupe sehr ähnlich.


   

Ausgewachsene Raupe, dorsal, dunkel (links) und hell (rechts). NRW, mittleres Ruhrtal bei Schwerte Ende Juli 2002
(Fotos © Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto 1, xxl-Foto 2)

Die Grundfarbe der ausgewachsenen Raupe ist schwarz. Darauf stehen mehr oder weniger stark ausgeprägt gelbe Dorsal- (paarig) und Laterallinien. Die Ventralseite der Raupe ist in der Regel dunkelgrau. Hervorzuheben sind die zahlreichen weißen Punkte, die Raupenkörper zieren. Die Raupe kann bis zu 45 mm lang werden.

Puppe: Die mit Höckern versehene Stürzpuppe ist anfangs grün, später beigebraun. Sie schimmert auf den Höckern und im Kopfbereich golden. Bei einigen Tieren bleiben die gelben Raupenzeichnungen schwach erhalten.




Noch frische grüne Puppe an einem Flockenblumenstängel, halbdorsal. NRW, Westmünsterland, Beckumer Berge, NSG Mackenberg Ende August 2009 (Foto © Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto)

Lebensraum




Typischer Lebensraum: Sonnenseite einer Feldscheune mit alten Brennnesselhorsten. NRW, Westmünsterland, Beckumer Berge, NSG Brunsberg Ende August 2009 (Foto © Hans-Joachim Weigt, xxl-Foto)

Es gibt wohl kaum einen Ort, an dem der Kleine Fuchs nicht gesichtet wird. Er ist in Gärten und Parks genauso anzutreffen wie in der offenen Landschaft. Lediglich dunkle Waldbereiche meidet er. Trotzdem bevorzugt er bestimmte Nahrungshabitate. Dort ist er besonders häufig auf Distelblüten und Flockenblumen der Hochstaudenflur, aber auch auf Wasserdost an Wald- und Gebüschrändern.



Makro des Kleinen Fuchs (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto)

Überwinterte Tiere besuchen gerne Weidenkätzchen und Huflattichblüten. Die Larvalhabitate liegen ganz woanders. Besiedelt werden vor allem sonnig, warm und geschützt stehende Brennnesselhorste auf der Sonnenseite von Feldhecken, an wenig genutzten Gebäuden, auf Ruderalflächen. Nur selten wird sie zusammen mit den Raupen des Tagpfauenauges im gleichen Lebensraum beobachtet.



Kleiner Fuchs gemeinsam mit einem Tagpfauenauge bei der Nahrungssuche (Foto © Christine Reichardt, xxl-Foto)

Biologie und Lebensweise
Erscheinungszeiten: Aglais urticae bildet mindestens zwei Generationen aus, die teilweise ineinander übergehen. Der überwinternde Falter erscheint im zeitigen Frühjahr, schon an den ersten sonnigen Tagen mit Temperaturen über 15°C.



Kleiner Fuchs als Schmuckstück auf Weidenblüten (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto)

Er fliegt bis etwa Mitte Mai. Die Folgegeneration kann, je nach Witterung ihre Flugzeit schon Anfang Juni beginnen.



Leere Puppenhülle eines im eigenen Insektenhotel geschlüpften Kleinen Fuchs (Foto © Axel Steiner, 30.05.2011, xxl-Foto)

Da die Falter recht langlebig sind, kann man sie auch noch bis August beobachten, zusammen mit einer weiteren teilweisen Generation in besonders warmen Sommern. Die letzte Generation, die ab Ende August fliegt, überwintert dann. Die Raupen können im späten Frühjahr, im Spätsommer und manchmal noch im September beobachtet werden.



Kleiner Fuchs auf Weidenblüte (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto)

Die Männchen zeigen ein ausgeprägtes Revier- und Balzverhalten. Sie können Nebenbuhler und Weibchen über lange Strecken in reißendem Flug verfolgen. Das Weibchen beginnt erst einige Tage nach der Kopula mit der Eiablage, wobei diese häufchenweise unter der Blattoberfläche erfolgt. Die Kleinen Raupen leben gesellig in einem Gespinnst.



Raupen des Kleinen Fuchs (Foto © Axel Steiner, 27.07.2006, xxl-Foto)

Ausgewachsen verteilen sie sich über den gesamten Brennnesselhorst. Zur Verpuppung suchen sie in der Nähe befindliche Pflanzenstängel auf. Die Populationsdichten des Kleinen Fuchses unterliegen starken Schwankungen. Nach kalten, regenreichen Jahren gibt es nur wenige Falter. Kommt dann noch eine starke Vermehrung von Schupfwespen oder Raupenfliegen hinzu, scheint die Art völlig auszusterben. Dieses Phänomen konnten wir in den Jahren 2008 bis 2010 bundesweit beobachten. Inzwischen haben sich die Populationen wieder erholt und der Kleine Fuchs erscheint in gewohnter Häufigkeit.

Nahrung


   

Kleiner Fuchs in Gesellschaft eines Distelfalters auf Schmetterlingsflieder (links) und eines
Admirals auf Goldrute (rechts) (Fotos © Axel Steiner, xxl-Foto 1, xxl-Foto 2)

Wie die meisten anderen Nymphalinae lebt auch die Raupe des Kleinen Fuchses stenök an nur einer Futterpflanze, der Großen Brennnessel (Urtica dioica). Selbst an der Kleinen Brennnessel wurde die Raupe noch nicht gefunden.

Das Nektarpflanzen-Spektrum des geschlüpften Falters ist demgegenüber sehr unspezifisch und es ist bisher der Besuch an weit über 200 verschiedene Pflanzenarten (oft auch nicht heimische!) dokumentiert worden.

Verbreitung in D/Welt




Farbenfrohe Detailaufnahme eines Flügels des Kleinen Fuchs (Foto © Axel Steiner, xxl-Foto)

Der Kleine Fuchs ist in Deutschland flächendeckend verbreitet. Er ist eine europäisch-asiatische Art, die bis Japan vorkommt. Dabei fehlt sie sowohl im hohen Norden als auch im äußersten Süden.

Verbreitung in NRW
Auch in NRW ist der Kleine Fuchs flächendeckend verbreitet, nicht gefährdet und vermutlich die häufigste hier vorkommende Tagschmetterlingsart.

Benutzte Literatur
Arbeitsgemeinschaft der rheinisch-westfälischen Entomologen (2011): Rote Liste der gefährdeten Schmetterlinge (Lepidoptera) in Nordrhein-Westfalen - Schriftenreihe (elektronisch) der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten Recklinghausen.

BERGMANN, A. (1951): Die Großschmetterlinge Mitteldeutschlands, 1- Leipzig-Jena (Urania).

DÖRING, E. (1955): Zur Morphologie der Schmetterlingseier. - Berlin (Akademie-Verlag).

EBERT, G. -HERAUSGEBER- (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs, Band 1 - Stuttgart (Ulmer)

HOCK, W., KINKLER, H., LECHNER, R. et. Al (1997): Praxishandbuch Schmetterlingsschutz - LÖBF-Reihe Artenschutz, Band 1, Landesanstalt für Ökologie, Recklinghausen

KOCH, M. (1984): Wir bestimmen Schmetterlinge, Melsungen (Neumann).

LEPIDOPTEREN ARBEITSGRUPPE (1997): Schmetterlinge und ihre Lebensräume Band 2 - Egg (Schweizerischer Bund für Naturschutz) NOVAK, I. & SEVERA; F. (1992): Der Kosmos-Schmetterlingsführer- Stuttgart (Franckh)

TOLMAN, T. & LEWINGTON, R. (1998): Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas - Stuttgart (Kosmos)

WEIGT, H.-J. (2009): Schmetterlinge im Kreis Unna - Naturkundliche Reihe, Band 3 - Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna, Bergkamen


Zur Buchliste weiterer interessanter Schmetterling-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Schmetterlingen (Lepidoptera) im Internet

Portal für Schmetterlinge und Raupen (Walter Schön): ca. 10.000 Fotos, ca. 900 Artenportraits, Bestimmungshilfen, Infos, Kontakte, Links (Stand 02/2013)

Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-Westfälischer Lepidopterologen e.V.: Infos, Kontakte, Links

Naturschutzbund (NABU) Nordrhein-Westfalen: TagfalterMonitoring in NRW, Kartieranleitung, Kommentierte Artenliste NRW, Infos...

Moths and Butterflies of Europe and North Africa: Diese italienische Seite in englischer Sprache zeigt jede Menge Fotos zu den Tag- und Nachtfaltern Europas.


Zur Linkliste weiterer interessanter Schmetterling-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de