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Steinmarder, Hausmarder - Martes foina (ERXLEBEN, 1777)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 03.03.2016


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Familie: Mustelidae (Mustelidae)

Fotos (© Ralf Steinberg)
Radevormwald-Dahlerau



(xxl-Foto)
13.05.2010

(xxl-Foto)
13.05.2010
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
13.05.2010

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13.05.2010
 
Besondere Merkmale




Schön erkennbar: Steinmarder mit gegabeltem Kehlfleck! (Foto: © Ralf Steinberg)

Wichtige Bestimmungsmerkmale des Steinmarders:
In etwa die Größe einer "tiefer gelegten" Katze; bräunliches bis gräuliches Fell; weißer Brustlatz, der nach hinten meist gegabelt ist; Nase rosa; Ohren ziemlich kurz und weiß gerandet; Kopf eher groß und rundlich; buschiger Schwanz; Beine und Schwanz dunkler als der restliche Körper; Fußsohlen kaum behaart

Kopfrumpflänge: (40-) 42-48 (-54) cm
Schwanzlänge: (20-) 22-26 (-30) cm
Widerristhöhe (stehendes Tier über den Vorderbeinen): 12 cm
Hinterfußlänge (Ferse bis Krallenspitze): 8-9 cm
Ohrlänge: 3-4,7 cm
Gewicht: (0,8-) 1,1-2,3 (-2,5) kg

Spuren: an jedem Fuß 5 krallenbewehrte Zehen, die im optimalen Fall auch alle einen Abdruck hinterlassen; Länge 3-6 cm und Breite 3-4 cm; in den Pfotenabdrücken der Hinterfüße zeichnen sich die hufeisenförmigen Sohlenballen ab (beim Baummarder deutlich schlechter zu sehen, da die Ballen stark behaart sind!)

Fährte: beim Gehen ziemlich kurze Schrittlänge; beim häufigen Springen stehen die 4 Abdrücke sehr eng beisammen (kennzeichnende Sprunggruppe)

Kot: 8 bis 10 cm lang und 1,2 cm dick und wurstförmig; meist gewunden und zu einer Spitze ausgezogen; dunkelgrau oder schwarz gefärbt; sehr unangenehmer Geruch (im Gegensatz zur Losung des Baummarders die moschusartig und fast sogar angenehm riecht); auf Dachböden werden Losungsplätze angelegt die sich oft auf Kisten oder ähnlichen Stellen befinden

Bau: bewohnt Felsspalten, Steinhöhlen, Gebäude, Scheunen, Ruinen

Schädelmerkmale: 38 Zähne (3141/3142)
Condylobasallänge (Abstand zwischen Vorderrand des Zwischenkieferbeins und dem Hinterrand der Hinterhauptsgelenkhöcker): 7-8,5 cm; Schädel verkürzt mit einer rundlichen Nasenöffnung; oberer Backenzahn mit Rille an der Außenseite (Rille fehlt dem Baummarder); Unterkieferlöcher enger beieinanderliegend als beim Baummarder

Verwechslungsarten:

Baummarder (Martes martes): Nase braun; orange-gelbfarbener oder weißlicher ungegabelter Brustfleck; längere Beine; Fußsohlen stark behaart; gelblich gerandete Ohren; nicht so sehr an den Menschen angepasst sondern eher in größeren Wäldern zu finden

Iltis (Mustela putorius): typische Gesichtszeichnung mit weißem Fleck um die Schnauze



Iltis (Foto: © Ralf Steinberg)

Lebensraum
Der Steinmarder kommt zwar auch im Wald (eher an Waldrändern), aber viel häufiger in felsigen und bergigen Gegenden und als Kulturfolger auch im Siedlungsraum von Dörfern und Städten vor. Parks, Gärten, Gewässerränder, offene Heckenlandschaft mit Steinmauern und Feldscheunen sind gern besiedelte Biotope. Mit der Wahl dieser eher offenen Biotope geht der Steinmarder dem verwandten Baummarder, der die Wälder bewohnt, weitgehend aus dem Weg.

Biologie und Lebensweise
Die ganzjährig dämmerungs- und nachtaktiven Steinmarder sind sehr gute Kletterer, wenn sie sich auch nicht wie die verwandten Baummarder gerne in hohen Baumkronen aufhalten. Das Erklettern von Mauern gelingt ihnen aber sehr gut. Sie verstecken sich tagsüber oft auf Dachböden oder in Scheunen oder Ställen. Dort kann man ihre Existenz oft anhand von in einer Ecke angesammelten Kothäufchen ablesen.
Die nächtlichen Streifzüge werden von Ruhephasen unterbrochen. Wenn man die Tierchen beobachten möchte, sollte man dies am besten zwischen 21 und 23 Uhr, bzw. zwischen 2 und 5 Uhr morgens versuchen.


  
  


Marderschäden an heimatlichen PKWs (Fotos: © Axel Steiner, Breckerfeld, 22.11.2014 und 01.03.2016, xxl-Fotos per Bildklick)

Konflikte mit dem Menschen entstehen immer dann, wenn z. B. Dach-Isolationsmaterial für Nistbauten zerstört wird, die nächtliche Jagd auf dem Dachboden etwas lautstark ausfällt oder Plastik-/Gummiteile (z. B. Kabel, Kühlwasserschläuche) am Auto zerbissen werden (> "Automarder"). Es ist noch nicht zweifelsfrei gelungen herauszufinden, woran diese merkwürdige Vorliebe liegt. Die Industrie erprobt jedoch die Produktion von Bauteilen und Sprays, die von Steinmardern gemieden werden. Aus eigener Anschauung kann ich feststellen, dass Sprays eher wirkungslos geblieben sind, während der Einbau von Ultraschall-Marderschutzgeräten, die (meist) für das menschliche Ohr nicht, für den Marder aber sehr wohl hörbare Töne absondern, durchaus Erfolg zeigten. Ein weiterer gerne verwendeter Trick ist das Unterlegen von Drahtgittern unter dem Motorraum. Marder sollen das Betreten der Gitter nicht mögen.
Die "Automarder" sollen in der Schweiz alljährlich Schäden in einer Höhe von ca. 7 Mio. € verursachen (MARCHESI et al, 2010).
Dramatisch kann es werden, wenn Steinmarder in einen Geflügel- oder Kaninchenstall eindringen können und in einen "Blutrausch" verfallen. Dann können sie alle Tiere, derer sie habhaft werden, töten.
Steinmarder halten sich deutlich häufiger auf dem Boden auf als Baummarder, deren Leben sich hauptsächlich in den Bäumen abspielt.
Sie benutzen spezielle Kotplätze, die regelmäßig aufgesucht werden.
Die Marderarten haben eine durch Keimruhe verlängerte Tragzeit von der Paarung im Juli/August bis zur Wurfzeit im März/April. Die Embryos entwickeln sich in Wirklichkeit nur in den letzten 2 Monaten weiter. Nach der Geburt öffnen die Jungtiere erst nach 30-35 Tagen ihre Augen, werden 7-8 Wochen gesäugt, verlassen mit etwa 10 Wochen erstmals das Nest und sind mit 3 Monaten selbständig. Pro Jahr bringen Steinmarder in einem Wurf durchschnittlich 3 (bis zu 7) Jungtiere zur Welt. Steinmarder können ein Alter von mehr als 10 Jahren erreichen.

Zu ihren natürlichen Feinden zählen Füchse, Katzen und Greifvögel (u. a. Habicht).



Vermutlich von einem Fuchs getöteter Steinmarder vor einem Fuchsbau (Foto: © Andreas Koch, 07.05.2011, Stolberg)

Nahrung
Kleine Beutetiere wie Nager (gerne Ratten und Wühlmäuse), Spitzmäuse und Vögel gehören genauso zum Speisezettel des Steinmarders wie Eier, Regenwürmer und im Sommer und Herbst auch Früchte (z. B. Beeren). Das Größenspektrum der Beute reicht bis zur Größe von Hühnern und Kaninchen.

Marder töten ihre Beute durch einen Biss in den Nacken direkt hinter dem Kopf (bei größerer Beute) oder in den Kopf selber (bei kleinen Beutetieren). Ersatzweise greifen sie in der Nähe menschlicher Behausungen auch gerne zu Küchenabfällen.

Verbreitung in D/Welt
In Süd- und Mitteleuropa (außer Britische Inseln und Mittelmeerinseln) und Klein- und Mittelasien bis Nordindien, die Mongolei, Mandschurei und den Tibet verbreitet. Innerhalb Europas nicht so weit nach Norden (er fehlt in Skandinavien außer Dänemark) aber dafür fast im ganzen Süden vorkommend.
In Deutschland ist der Steinmarder nicht bedroht und in allen Bundesländern gut verbreitet.

Verbreitung in NRW
Nach dem Bundesjagdgesetz darf der Steinmarder zwischen dem 16. Oktober und 28. Februar bejagt werden. Die NRW-Jagdstrecke aus dem Jahr 2007/2008 umfasst 6.352 (davon Fallwild: 1.036 = ohne jagdliche Einwirkung zu Tode gekommen) Tiere. Man geht hierzulande von einer Dichte von ca. 1 Marder auf 100 ha (ohne städtische Bereiche) und damit von einem Gesamtbestand von ca. 20.000 Steinmardern aus (NABU NRW). Auch wenn der Steinmarder hierzulande nicht in seinen Beständen gefährdet ist, sollte man auf die Jagd verzichten. Abgesehen davon, dass es zu Verwechslungen mit dem deutlich selteneren Baummarder kommen kann, ist der Fang mit Fallen striktweg abzulehnen. Fallen funktionieren in der Regel nicht selektiv, so dass die verschiedensten Tierarten betroffen sein können. Außerdem könnten die Tiere auch nur verletzt werden und stundenlang leiden.

Benutzte Literatur
AULAGNIER, S.; P. HAFFNER; A. J. MITCHELL-JONES; F. MOUTOU & J. ZIMA (2009): Die Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. - Der Bestimmungsführer. Haupt Verlag Bern - Stuttgart - Wien. 272 S.

BANG, P. & P. DAHLSTRÖM (1975): Bestimmungsbuch Tierspuren. Tiere erkennen an Fährten, Fraßzeichen, Bauen und Nestern. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München. 240 S.

BERGER, Z.; DOBRORUKA, L. (1985): Säugetiere Europas - Kosmos-Naturführer, Stuttgart: Franckh. 189 S.

GIBSON, C. (2006): Naturführer Wildtiere. Dorling Kindersley, London. 224 S.

GRZIMEK, B. (HRSG.) (1979): Grzimeks Tierleben, Band 12, Säugetiere 3 - Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co.KG, München

HOFMANN, H. (1993): Tiere in Natur und Garten. Große und kleine Säugetiere Europas bestimmen, kennenlernen, schützen. Gräfe und Unzer GmbH, München. 163 S.

INEICHEN, S. & M. RUCKSTUHL (Hrsg.) (2010): Stadtfauna. 600 Tierarten der Stadt Zürich. Haupt-Verlag. 446 S.

MARCHESI, P. ; C. MERMOD & H. C. SALZMANN (2010): Marder, Iltis, Nerz und Wiesel. Haupt-Verlag. 192 S.

REICHHOLF, J. (1982): Säugetiere. Die farbigen Naturführer. Mosaik Verlag GmbH, München. 288 S.

SCHAEFER, M. (2006): Brohmer: Fauna von Deutschland. Ein Bestimmungsbuch unserer heimischen Tierwelt. 22., neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim. 809 S.


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Weitere Informationen zum Steinmarder (Martes foina) im Internet

nrw.nabu.de: Steinmarder

Wikipedia: Steinmarder

www.forst-hamburg.de: Steinmarder