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Wildkaninchen, Kaninchen - Oryctolagus cuniculus (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Karsten Lange


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Hasenartige (Lagomorpha)
Familie: Hasen (Leporidae)

Fotos (© Karsten Lange)
Bocholt


(xxl-Foto)
07.2005

(xxl-Foto)
07.2005
 
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich
     
Besondere Merkmale
Das oberseits gräulich braune Fell ist von feinen schwarzen, gelblich braunen und rostroten Haaren durchsetzt, die nach hinten gerichtet sind. Der Bauch, die Innenseite der Beine und die Kehle sind hellgrau oder graublau weißlich gefärbt. Die Hinterläufe sind (im Unterschied zum Feldhasen) nur geringfügig länger als die Vorderläufe. Die Ohren reichen, an den Kopf gedrückt, nicht über die Schnauzenspitze hinaus, sind also ebenfalls deutlich kürzer als die der Hasen. Die Augen sind verhältnismäßig groß (als Anpassung an die eher unterirdische Lebensweise, wiederum im Gegensatz zum Hasen, der ja eher überirdisch lebt) und wirken viel dunkler als Hasenaugen (bei denen man meist die Pupille erkennen kann, beim Kaninchen ist dies kaum möglich). Der Schwanz ist kurz, buschig behaart, unterseits weiß und oberseits schwarz.

Verwechslungsarten:
Verwechslungen sind nur mit dem Feldhasen möglich. Dieser ist jedoch größer, mehr als doppelt so schwer, hat deutlich längere Hinterläufe als Vorderläufe und besitzt längere Ohren, die nach vorne geklappt deutlich über die Schnauzenspitze herausragen.

Länge von Kopf und Körper: 35-45 cm
Schwanzlänge: 4-8 cm
Gewicht: 1-2 (3) kg

Lebensraum
Selten über 400 m ü. NN. Am wohlsten fühlt sich das Wildkaninchen in abwechslungsreichen Gebieten mit kleinen Wäldchen, Feldern, Wiesen und Gebüschen. Auch größere Waldabschnitte werden besiedelt, ebenso sind sie auf Friedhöfen und in Parkanlagen und Gärten zu finden. Ackerflächen (massive Bodenbearbeitung) und schwere Böden werden dagegen gemieden.

Biologie und Lebensweise
Im Gegensatz zum Feldhasen sind Wildkaninchen eher gesellige Tiere. Sie leben paarweise oder in Gruppen, die sich wiederum zu einer Kolonie zusammen schließen können. Die Gruppen umfassen dann 6-12 Tiere, wobei innerhalb der Gruppen eine Rangordnung besteht. Das ranghöchste männliche Kaninchen, der "Platzrammler", darf sich mit allen Weibchen der Gruppe paaren. Daneben steht das ranghöchste Weibchen, das im gemeinsamen Wohnbau den Nachwuchs gebärt und auch dort aufzieht.

Wildkaninchen sind "Kurzstreckensprinter" und haben eine "helle" Muskulatur sowie eine verhältnismäßig kleine Lunge und Herz. Wenn Kaninchen flüchten müssen (und das tun sie im Gegensatz zum Hasen, der sich lange Zeit flach auf den Boden "drückt" und oft erst im letzten Moment überraschend los rennt, schon bei geringsten Störungen), suchen sie sofort die nächstmögliche Deckung auf. Hindernisse (auch sehr niedrige) werden hierbei nur selten übersprungen, im Normalfall weicht das Kaninchen ihnen aus. Wenn es sein muss, können Kaninchen auch längere Strecken schwimmen.

Charakteristisch ist das "Warntrommeln"; hierbei schlagen die Kaninchen mit den Hinterläufen auf den Boden und warnen mit diesem "Alarm" vor möglichen Gefahren. Zugute kommt dem Wildkaninchen hierbei sein enorm großes Gesichtsfeld durch die seitlich am Kopf liegenden Augen.

Die Gänge eines zusammen hängenden Bausystems können eine Gesamtlänge von bis zu 45 Metern erreichen und bis zu 3 Meter tief ins Erdreich führen.

Wildkaninchen bringen von März bis September, ausnahmsweise auch noch im Oktober, Nachwuchs zur Welt. Bis zu 7 Würfe mit insgesamt bis zu 48 Kaninchenkindern sind in dieser Zeit möglich. Die Tragezeit beträgt rund einen Monat (28-31 Tage), pro Wurf werden meist 9-14 Junge geboren. Diese sind typische "Nesthocker", kommen mit geschlossenen Augen zur Welt und wiegen 30-50 Gramm. Die Kinder sind tagsüber allein im Bau und verlassen diesen auch nicht, denn er wird von der Mutter sorgfältig verschlossen. Morgens und abends kehrt sie zu ihren Jungen zurück und säugt sie jeweils 5-10 Minuten. Im Alter von 4 Wochen werden sie entwöhnt, mit 5 bis 8 Monaten sind sie ausgewachsen. Die Geschlechtsreife tritt bei den männlichen Tieren im Alter von 9 Monaten, bei den weiblichen Tieren ab dem fünften Monat ein. Die meisten Wildkaninchen werden nicht älter als 1,5 Jahre, einzelne Tiere können aber ein Alter von ca. 10 Jahren erreichen.



Wildkaninchen mit gespaltenem Ohr (Foto: © Karsten Lange)


Neben verschiedenen Milbenarten parasitieren die Kaninchenlaus, der Kaninchenfloh und hin und wieder die Dasselfliege an Wildkaninchen. Ein Befall mit Zecken wird dagegen nur selten festgestellt. Wie Feldhasen sind auch Wildkaninchen recht anfällig gegen bakterielle Infektionen. Am bekanntesten ist das Myxomatose-Virus mit Entzündungen der Augenbindehaut und anschließender Verbreitung in allen Organen, nach 11 bis 18 Tagen verendet das erkrankte Tier.
In den letzten Jahren hat zudem das gehäufte Auftreten der Chinaseuche (RHD = Rabbit hemorrhagic disease) die Wildkaninchenbestände gelichtet.



Von Myxomatose befallenes Wildkaninchen (Foto: © Karsten Lange)

Nahrung
Grünpflanzen aller Art, Kulturpflanzen wie Rüben, verschiedene Kohlsorten, Getreide und Mais, Kräuter und Süßgräser, auch kurz geschorene Zierrasen in Gärten. Junge Getreideansaaten, Klee, Lupine, Kartoffeln und sogar Weinreben werden ebenfalls auf den Speisezettel gefunden. Im Winter wird der fehlende Grünpflanzenanteil durch das Verzehren von Knospen, Triebspitzen und Rinden ersetzt.

Verbreitung in D/Welt
Ursprünglich nur in Spanien und Nordafrika, mittlerweile aber in fast ganz Europa bis auf das nördliche Fennoskandien verbreitet. In Deutschland bereits im 13. Jahrhundert auf Amrum ausgesetzt, verbreitete es sich rasant von Norden nach Süden. Verlässliche Bestandszahlen liegen nicht vor.

Verbreitung in NRW
Auch zum Wildkaninchenbestand in NRW liegen keine gesicherten Zahlen vor. Dennoch sind auch hier die Bestandszahlen aufgrund von Myxomatose und Chinaseuche deutlich nach unten gesunken. Umso erstaunlicher ist es, das Wildkaninchen immer noch das ganze Jahr hindurch bejagt werden dürfen.
"Das Wildkaninchen darf laut der 2006 geänderten LJ-VO vom 01. Oktober bis zum 28. Februar bejagt werden. Jungtiere haben eine ganzjährige Jagdzeit." (Quelle: NABU NRW ). In der Jagdsaison 2006/2007 sind in NRW ca. 75.000 Wildkaninchen geschossen worden.

Benutzte Literatur
BRAUN, M. & F. DIETERLEN (HRSG.) 2005: Die Säugetiere Baden-Württembergs, Band 2. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart. 704 S.

RICHARZ, K. (2003): Steinbachs Naturführer Säugetiere, Verlag Eugen Ulmer, 192 S.


Zur Buchliste weiterer interessanter Säugetier-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zum Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) im Internet

Wikipedia: Weitere Informationen und Fotos zum Wildkaninchen

NABU NRW: Infos zum Wildkaninchen (Zahlen...)