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Reh - Capreolus capreolus (LINNAEUS, 1758)
Artenprofil von Axel Steiner
Letzte Änderung: 08.01.2017


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Familie: Hirsche (Cervidae)

Fotos (© Walter Weigelt (1-4), Axel Steiner (5))
Nottuln (1-4), Breckerfeld (5)


(xxl-Foto)
06.05.2006
Rehbock
14.06.2005

(xxl-Foto)
06.05.2006
Reh
14.06.2005

(xxl-Foto)
Rehbock
17.05.2007
Klick auf die kleinen Bilder oder xl/xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
Reh
19.05.2007

(xl-Foto)
bellender Rehbock
 
Besondere Merkmale



Reh mit dichtem Winterfell (Foto: Sylvia Urbaniak, 03.01.2017, xxl-Foto per Bildklick)

Das Reh ist der kleinste europäische Vertreter der Familie der Hirsche. Im Sommer rotbraunes Fell mit gelblichem Spiegel, im Winter dunkleres graubraunes Fell mit weißem Spiegel. Der Fellwechsel vom Winter- zum Sommerfell geschieht im Frühjahr (April/Mai). Auf der Halsvorderseite befindet sich ein, nicht immer sichtbarer, hellerer Fleck. Die großen Ohren sind schwärzlich gesäumt.



Die Nase des Rehs ist schwarz, die Unterlippe und ein kleiner Teil der Oberlippe sind hellgrau gefärbt.
(Foto: Sylvia Urbaniak, xxl-Foto per Bildklick)



Älterer Reh-Bock (Foto: Axel Steiner, 14.08.2011, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

An der Außenseite der Hinterbeine liegt unterhalb der Sprunggelenke ein schwarz behaartes Drüsenfeld.
Das Geweih des Rehbocks ist im unteren Teil stark geperlt. Es ist wenig verzweigt und weist an jeder Stange höchstens 3 Sprosse auf. Das Geweih wird im November/Dezember abgeworfen. Ab Januar entwickelt sich dann wieder das neue Gehörn. Bei Hormonstörungen kann es zu knubbeligen Wucherungen am Geweih kommen, die Perücke genannt werden.
Böcke tragen im 1. Jahr mehr oder weniger kurze Spieße, im 2. Jahr ein Gehörn mit 2 Enden und ab dem 3. Jahr ein Sechser-Gehörn. Ab dem 6.-8. Lebensjahr wird das Gehörn dann wieder schwächer.
Die dunkelbraun gefärbten Rehkitze verlieren die weißen Punkte ihres Jugendfells nach ca. 2 Monaten.



Sehr junges Reh-Kitz (Foto: Axel Steiner, 25.05.2005, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

Bei Gefahr oder wenn sich die Tiere erschrecken stoßen sie einen Laut aus, der an ein rauhes Hundegebell erinnert. Dieser Ton (Schrecken) wird mehrmals wiederholt.

Länge von Kopf und Körper: (95-) 100-135 (-140) cm
Widerrist(Schulter-)höhe: 70-90 cm
Schwanzlänge: 2-3 cm
Ohrlänge: (12-) 13-14,5 cm
Condylobasallänge (Schädel): (17-) 18-20 (-21) cm
Gewicht: (15-) 18-25 (-32) kg (Männchen schwerer als Weibchen)
Zahnformel: 0 - (1) - 3 - 3/3 - 1 - 3 - 3 = 32 (34)

Lebensraum
Rehe sind in aufgelockerten Laub- und Mischwäldern, Feldern und Wiesen beheimatet. Sie sind nicht sehr wählerisch und kommen auch in Gärten, auf Friedhöfen und in Parks im menschlichen Umfeld vor.

 
 

Reh beim "Unterwinden" eines Stacheldrahtzaunes. Die "Macken" im Winterfell zeigen, dass Rehe nicht zimperlich sind. Auch eingezäunte Wiesen, Gärten und Felder werden von Rehen bei der Nahrungssuche aufgesucht.
(Fotos: Axel Steiner, 25.03.2015, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

Biologie und Lebensweise
Rehe sind dämmerungsaktiv. Nur an ungestörten Stellen lassen sie sich auch am Tage blicken. Sie leben nur in der Brunftzeit paarweise zusammen und sind ansonsten Einzelgänger.

 

Reh bei der winterlichen Nahrungssuche im heimischen Garten (Fotos: Axel Steiner, 08.12.2011, Breckerfeld, xxl-Fotos per Bildklick)

Die Paarungs-/Brunftzeit ist von Juli-August, die Tragzeit beträgt mit Keimruhe ca. 9 Monate. Bei der Brunft jagt der Rehbock das Weibchen (die Ricke) im Kreis herum. Dieses Verhalten ist wohl auch für den einen oder anderen "mystischen Kornkreis" verantwortlich.
Im November/Dezember kommt es zu einer Art Nebenbrunft. Zu diesem Zeitpunkt werden die Ricken gedeckt, die bei der Sommerbrunft nicht gedeckt wurden. Ihre Keimlinge entwickeln sich ohne Keimruhe und kommen zur gleichen Zeit zur Welt wie die bereits im Sommer "aktivierten Keime". Es gibt also bei Rehen zwei unterschiedliche Tragzeiten (mit und ohne Keimruhe). Die Tragzeit beträgt längstenfalls etwa 290 Tage.



Etwas älteres Rehkitz (Foto: Axel Steiner, 18.08.2011, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

Die 1-2 (-3) Kitze kommen im Mai/Juni zur Welt. Die Rehe lassen ihre Kitze in einem Versteck, meist in dichtem Pflanzenwuchs, alleine und kommen nur zum Stillen zurück. Die Säugezeit beträgt 2-3 Monate. Die Kitze bleiben bei Gefahr bis zum allerletzten Moment liegen und hoffen auf ihre gute Tarnung.

Weibliche Rehe werden mit etwa 14 Monaten geschlechtsreif.



Über das ganz oben gezeigte Rehkitz bin ich praktisch fast gestolpert. Es war perfekt getarnt und bereits aus wenigen Metern nicht mehr zu sehen. Ein Klick auf das Bild zeigt die Position des in Ansätzen sichtbaren Rehkitz-Ohres.
(Foto: Axel Steiner, 25.05.2005, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

Gefundene Rehkitze dürfen auf keinen Fall gestreichelt werden, weil die Ricke das Junge sonst verstoßen kann, was wiederum den sicheren Tod des Kitzes bedeuten würde. Wie bereits geschildert ist es völlig normal, das die Kitze von ihrer Mutter über längere Zeiträume alleine liegen gelassen werden!



Auch erwachsene Rehe sind in ihrer Umgebung sehr gut getarnt. Meist wird man sehr viel eher von dem Tier erblickt und sieht es erst wenn es flüchtet (Foto: Axel Steiner, 11.08.2015, Rügen, xxl-Foto per Bildklick).

Rehe sind dämmerungs- und tagaktiv, standorttreu und können gut riechen, hören und sehen. Wenn man sie beobachten will muss man still stehen bleiben. Die Tiere gehen dann zum "Scheinäsen" über bei dem sie unter stark erhöhter Aufmerksamkeit so tun als ob sie fressen. Dabei heben sie aber ständig den Kopf und sind fluchtbereit sofern sie eine Bewegung wahrnehmen.

In einem Beitrag vom 31.07.05 im WDR ("Aktuelle Stunde") hieß es, dass allein im Kreis Kleve pro Jahr im Straßenverkehr knapp 700 Rehe totgefahren werden. Das ist ein Drittel der Abschussquote. Landesweit sind es in NRW 24.000 Rehe, die auf der Straße ums Leben kommen.

Meist müssen sie sterben, weil Autofahrer Tempolimits und Gefahrenschilder missachten. Oft unterschätzen die Autofahrer dabei die Gefahr. Wenn man Wild am Fahrbahnrand stehen sieht bedeutet das äußerste Gefahr, weil sich die Tiere aus unserer Sicht nicht "logisch" verhalten. In wildgefährdeten Gebieten hilft es nur möglichst langsam fahren, besonders nachts! Nur so können unliebsame und tragische Begegnungen (nicht nur für das Reh!) vermieden werden.

Wenn die Rehe nicht im falschen Moment einem Jäger oder Auto begegnen können sie bis zu 15 Jahre alt werden.



Im Straßenverkehr umgekommenes Reh (Foto: Axel Steiner, 08.03.2006, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

Doch es gibt noch einen anderen "Mortalitätsfaktor" für die Rehe: Wildernde Hunde reißen vor allem im Frühsommer eine erschreckende Anzahl von schutzlosen Kitzen. Deshalb denken Sie daran "Lassen Sie ihren Hund bitte nicht frei in Wald, Feld und Wiesen herumlaufen! Insbesondere von Mai-September."

Warum leuchten die Augen von Nachttieren nachts?
(Infos von www.hitechnatur.ch
)

In den Augen von Nachttieren befindet sich hinter der Netzhaut eine reflektierende Schicht. Die darin eingelagerten Guaninkristalle bewirken, dass Licht, welches die Netzhaut passiert hat, reflektiert wird und nochmals die Chance hat, auf eines der Sehstäbchen in der Netzhaut zu treffen. Dabei gelangt ein Teil des Lichtes durch die Linse wieder nach außen. So kommt das Augenleuchten zustande, wenn nachts das Licht einer Taschenlampe oder von Autoscheinwerfern reflektiert wird. Dieses Augenleuchten zeigen viele nachtaktive Tiere, wie Katzen, viele fleischfressende Säugetiere, aber auch Nagetiere und Rotwild, Nachtschwalben, Schlangen, Kröten und Tiefseefische.


Reflektierendes Reh-Auge (Foto an einem toten Reh:
Axel Steiner, 08.03.2006, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)



Nachtaktives Reh im Blitzlicht (Foto: Axel Steiner, 20.02.2006, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

Nahrung




Rehe am Maisfeld (Foto: Walter Weigelt - Nottuln/02.09.2006, xxl-Foto per Bildklick)

Rehe ernähren sich von jungen Trieben, Baumrinde, Laub, Feldfrüchten (u. a. Mais...), Pilzen, Gräsern und Kräutern.


Im Herbst fressen Rehe gerne reifes Obst, das von den Bäumen gefallen ist. Wir konnten in unserem Garten fast die Uhr nach Ihnen stellen :-)

 

Junger Reh-Bock
(Fotos: Axel Steiner, 14.10.2016, Breckerfeld, xxl-Fotos per Bildklick)



Ricke mit ihren beiden Kitzen bei der Nahrungssuche in der Streuobstwiese
(Foto: Axel Steiner, 18.08.2011, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

 
 

Rehe sind sehr anpassungsfähig und finden zu allen Jahreszeiten auch im heimischen Garten jede Menge schmackhafte Nahrung. Nicht jeder Gärtner hat daran vermutlich seine ungeteilte Freude... (Fotos: Axel Steiner, Breckerfeld, xxl-Fotos per Bildklick)

Verbreitung in D/Welt



Ricke (Foto: Axel Steiner, 18.08.2011, Breckerfeld, xxl-Foto per Bildklick)

Rehe leben in fast ganz Europa, Asien, China, Korea, Iran, Irak, Kleinasien. In Deutschland findet man in geeigneten Habitaten flächendeckend Rehe. Der Bestand an Rehen in Deutschland liegt bei etwa 2 Millionen (Infos von Landesjagdverband NRW). Jährlich werden in Deutschland etwa 1,1 Mio. Rehe erlegt (Info: wikipedia).

Verbreitung in NRW
Rehe sind überall in NRW recht häufig.

Die Jagdstrecke in NRW lag in der Saison 2014/2015 bei 88.111 (davon Fallwild: 24.849) Rehen. Unter Fallwild versteht man natürlich oder im Straßenverkehr gestorbene Tiere.
Der NRW-Bestand wird auf 160.000 Exemplare geschätzt. Eine genaue Zählung ist aber aufgrund der scheuen Lebensweise der Tiere nicht möglich (NABU NRW).

Benutzte Literatur
AULAGNIER, S.; P. HAFFNER; A. J. MITCHELL-JONES; F. MOUTOU & J. ZIMA (2009): Die Säugetiere Europas, Nordafrikas und Vorderasiens. - Der Bestimmungsführer. Haupt Verlag Bern - Stuttgart - Wien. 272 S.

BERGER, Z.; DOBRORUKA, L. (1985): Säugetiere Europas - Kosmos-Naturführer, Stuttgart: Franckh. 189 S.

DREYER, E; DREYER, W. (1990): Der Kosmos-Waldführer - Ökologie, Gefährdung, Schutz. Frankh-Kosmos (Kosmos-Naturführer). 383 S.

GRIMMBERGER, E. (2014): Die Säugetiere Deutschlands. Beobachten und Bestimmen. Quelle & Meyer Verlag GmbH & Co., Wiebelsheim. 561 S.

GRZIMEK, B. (HRSG.) (1979): Grzimeks Tierleben, Band 13, Säugetiere 4 - Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co.KG, München - S.201-207.


Zur Buchliste weiterer interessanter Säugetier-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zum Reh (Capreolus capreolus) im Internet

nrw.nabu.de: Das Reh

Wikipedia: Weitere Informationen und Fotos über das Reh.

www.wald.de: Weitere Informationen zum Reh und Wald, Waldrätsel, Waldspiele...

natur-lexikon.com: Informationen zum Reh