Homepage

Konzeptidee

Artenlisten

Artenprofile

Naturschutz-Praxis

Chronologie

Links

Buchempfehlungen

Newsletter

Natur-Videos

Fotogalerie

Dank an...

Spiel

Suche

Kontakt & Spende

Hilfe

Impressum


 
 

Zwergtaucher - Tachybaptus ruficollis (PALLAS, 1764)
Artenprofil von Axel Steiner (Letzte Änderung: 27.08.2016)


Systematische Einordnung

Stamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Lappentaucherartige (Podicipediformes)
Familie: Lappentaucher (Podicipedidae)

Fotos (© Ralf Steinberg (1-3), Michael Schmitz (4-5), Kirstin Meyer (6))
Kreis Mettmann (Rheinaue, 1-3), Bochum (Schlammteiche-Hüllerbach (4), Kemnader Stausee (5), Ümminger See (6))


(xxl-Foto)
24.02.2010

(xxl-Foto)
09.03.2010

(xxl-Foto)
10.03.2010
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich

(xxl-Foto)
26.04.2007
Prachtkleid

(xxl-Foto)
30.09.2006
Schlichtkleid

(xxl-Foto)
10.2005
Schlichtkleid
Besondere Merkmale
Der Zwergtaucher gehört zu den Lappentauchern, deren gemeinsames Kennzeichen die namensgebenden Schwimmlappen (keine Schwimmhäute!) längs der Zehen sind.

Der etwa faustgroße Zwergtaucher ist der kleinste Lappentaucher und erinnert eher an ein etwas größeres Entenküken. Er hat einen recht kurzen Hals und wirkt kompakt mit einem gestutzten Ende. Kurzer, verhältnismäßig dicker Schnabel im Vergleich zu den anderen Lappentauchern. Männchen und Weibchen sind praktisch nicht zu unterscheiden.

Schlichtkleid: Oberkopf, Hinterhals, Oberseite und Flügel sind einfarbig dunkel; Vorderhals, Wangen und Unterseite sind beige bzw. weiß gefärbt



Zwergtaucher im Prachtkleid mit "Passagier" (Foto: © Günter Reinartz, 23.07.2016, Schwerte-Westhofen, xxl-Foto bei Bildklick)

Prachtkleid: eher schwarzbraune Färbung mit kastanienbraunen Kopfseiten und Vorderhals mit besonders auffallenden grünlich-gelben Schnabelwinkeln; mausert im Oktober/November ins erste Winterkleid, das dem Schlichtkleid ähnelt

Jungvögel: auffallend weiße Streifen an den Kopfseiten

  
  
  

Zwergtaucher mit Jungen (Fotos: © Günter Reinartz, 23.07.2016, Schwerte-Westhofen, xxl-Fotos bei Bildklick)

Ähnliche Arten:
Der Rothalstaucher ähnelt dem Zwergtaucher ein wenig. Mit 40-50 cm Körperlänge und 806-925 g Körpergewicht ist dieser jedoch deutlich größer. Ferner fehlt Zwergtauchern im Vergleich u. a. der deutlich längere Schnabel, die eher längliche Körperform und der helle große Wangenfleck.
Ohrentaucher (Podiceps auritus) und Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) sind deutlich größer und unterscheiden sich durch gelbe Schmuckfedern bzw. ihre weißen Kehlen vom Zwergtaucher.

Das komplette Federkleid des Zwergtauchers können Sie sich hier anschauen: www.vogelfedern.de

Körperlänge: 25-29 cm
Flügelspannweite: 40-45 cm
Gewicht: 130-236 g

Lebensraum
Kleine verschilfte oder mit Rohrkolben und anderen Uferpflanzen dicht bewachsene Seen und Teiche gehören ebenso wie sehr kleine Tümpel und Flussaltwässer zu den typischen Brutplätzen des Zwergtauchers. Im Winter kann man ihn dann auch an eher naturfremden Gewässern, wie z. B. dem Kemnader Stausee (Bochum) antreffen. Es müssen jedoch Gewässerzonen mit geringer Wassertiefe und schlammigem Untergrund vorhanden sein, da die Nahrung meist in deutlich weniger als 1 m Wassertiefe gesucht wird.

Biologie und Lebensweise
Zwergtaucher sind tag- und nachtaktiv.
Werden sie gestört fliegen sie in der Regel nicht weg sondern tauchen ab. Zum Auffliegen müssen sie erst 15-20 m über das Wasser laufen.

 

Zwergtaucher (Fotos: © Günter Reinartz, 23.07.2016, Schwerte-Westhofen, xxl-Fotos bei Bildklick)

Zwergtaucher können im dichten Pflanzengewirr auch nur die obere Kopfhälfte aus dem Wasser strecken und machen sich damit quasi unsichtbar ("Seerohr"). Das Balzverhalten der Zwergtaucher ist nicht so auffällig, wie bei den anderen Lappentauchern, da hochdifferenzierte Schmuckfedern und Schaubalz-Zeremonien fehlen. Das häufigste Balzverhalten stellt das Trillern dar, welches meist im Duett vorgetragen wird. Solche Gesangsduette sind in unseren Breiten in der Vogelwelt ansonsten selten.

Die kleinen Tauchvögel sind nach BEZZEL & PRINZINGER (1990) auf verschiedene Weise an die Tauchvorgänge angepasst:

- Grätschtaucher: Je nachdem, ob die abgegrätschten Beine über, seitlich oder unter dem Schwerpunkt des Vogels arbeiten schwimmt der Zwergtaucher nach unten, horizontal oder nach oben. Die Beine steuern also auch und übernehmen damit die Aufgabe des kurzen zurückgebildeten Schwanzes.

- Gefieder: Das Gefieder ist sehr dicht und an der Unterseite fast pelzartig.

- Fußdurchblutung: Das Blut, dass in die Beine fließt, wird über ein kompliziertes Netzwerk von Blutgefäßen im Gegenstromprinzip vorgekühlt, so dass die Wärmeabgabe an das sehr gut wärmeleitende Wasser stark vermindert wird.

- spezifische Masse des Vogelkörpers: Eine fürs Tauchen günstige hohe spezifische Masse (gegen 1) wird durch Verkleinerung der Luftsäcke und enges Andrücken des Gefieders, womit ein Teil der Luft herausgepresst wird, erreicht.

- Bradykardie: Während des Tauchens wird reflexartig die Herzfrequenz bis auf ein Drittel der Normalwerte gesenkt. Nur noch die lebensnotwendigen Organe werden voll mit Blut versorgt.

Nach eigenen Beobachtungen (STEINER, 1992), die auf 268 gestoppten Tauchzeiten beruhen, tauchten Zwergtaucher am Kemnader Stausee (Bochum) im Mittel 13,5 Sekunden. Die Dauer des Tauchvorgangs hängt aber von unterschiedlichen Faktoren ab. Zu nennen sind in dem Zusammenhang u. a. das Geschlecht (Männchen tauchen länger als Weibchen), die jeweilige Gewässertiefe, die Nahrungsdichte und das Auftreten von arteigenen/-fremden Nahrungskonkurrenten. Eine Grundtendenz konnte jedoch beobachtet werden: nach längeren Tauchzeiten folgen meist längere Pausenzeiten und umgekehrt.


Die Daten zu Nest, Eiern und Jungvögeln sind HARRISON (1975) entnommen:

Nest: Das Nest ist ein kleiner Haufen aus nassen Pflanzenteilen, die als schwimmende Plattform angelegt ist. Die Brutperiode der 2 Jahresbruten reicht von (März) April bis Anfang September.



Zwergtaucher am Nest (Foto: © Günter Reinartz, 23.07.2016, Schwerte-Westhofen, xxl-Foto bei Bildklick)

Eier: (2)4-6(7) elliptisch bis spindelförmige, beiderseits verjüngte, glatte, weiße Eier mit einer Größe von 37,5 x 26,1 mm

Brutdauer/Brutpflege: 19-25 Tage. Die Eier werden im Abstand von 1-2 Tagen gelegt. Beide Geschlechter brüten.

Nestlingsdauer: Die bedunten Nestflüchter werden von beiden Eltern geführt. Sie werden zunächst die ersten 7 Tage auf den Rücken der Eltern befördert und schwimmen erst nach einer Woche selber.

  
  
  
  

Fütternde Zwergtaucher (Fotos: © Günter Reinartz, 23.07.2016, Schwerte-Westhofen, xxl-Fotos bei Bildklick)

Sie sind mit 42 Tagen selbständig und können mit 44-48 Tagen fliegen.

 
 

Zwergtaucher-Fütterung und Jungvögel am Nest (Fotos: © Günter Reinartz, Schwerte-Westhofen, 23.07.2016, xxl-Foto bei Bildklick)

Mehr als die Hälfte der Gelege geht u. a. aufgrund von Wasserstandsänderungen verloren.

Nahrung
Zwergtaucher halten oft von der Wasseroberfläche aus nach Nahrung Ausschau, indem sie den Kopf und Vorderhals unter Wasser stecken. Insbesondere im Sommer sind wasserlebende Insekten und ihre Larven neben Kaulquappen, Schnecken, Muscheln und anderen kleinen Wassertieren die Hauptnahrung.



Zwergtaucher mit Frosch als Beute (Foto: © Günter Reinartz, 23.07.2016, Schwerte-Westhofen, xxl-Foto bei Bildklick)

Im Winter werden bis zu 10 cm kleine Fische gejagt. Ein eher geringer Bestandteil der Nahrung ist auch pflanzlich. Pflanzenteile werden auch an die Jungen verfüttert.



Zwergtaucher mit Stichling als Beute (Foto: © Ralf Steinberg, xxl-Foto bei Bildklick)

Ich habe das Tauchverhalten des Zwergtauchers im Rahmen meines Bio-Studiums am Kemnader Stausee (Bochum) etwas näher untersucht. Dort werden geklärte, aber dennoch nährstoffreiche Abwässer einer Kläranlage eingeleitet, was u. a. kleine Fische in großer Zahl anlockt.




Zwergtaucher mit Stichling als Beute (Foto: © Günter Reinartz, 23.07.2016, Schwerte-Westhofen, xxl-Fotos bei Bildklick)

Der Jagderfolg der Zwergtaucher wird dort durch den häufig beobachteten Kleptoparasitismus durch Lachmöwen und Bläßhühner relativiert. Diese warten bis ein Zwergtaucher mit seiner Beute an der Wasseroberfläche erscheint und jagen ihm diese im Sturzflug wieder ab, bevor er Zeit hat sie zu verschlingen.

Verbreitung in D/Welt
Englischer Name = Little Grebe

Mit Ausnahme von ganz Amerika, Australien und kälteren Regionen kommt der Zwergtaucher weltweit vor.
Er ist auch in großen Teilen Mitteleuropas anzutreffen. Auch wenn er als schlechter Flieger gilt, muss er im Winter den vereisten Gewässern weichen und wandert vom Norden und Osten Europas bis in die Mittelmeerländer. Zugstrecken von bis zu 1000 km sind dabei belegt (LIMBRUNNER ET AL, 2001/2007).
In Deutschland leben ca. 6.000-9.800 Brutpaare (BAUER; BEZZEL & FIEDLER, 2005).
Weltweite Verbreitungskarte des Zwergtauchers bei Avibase

Verbreitung in NRW
Als Brutgebiet kann man in NRW u. a. die Krickenbecker Seen, das Steinhorster Becken, das Große Torfmoor bei Minden-Lübbecke, die Rheinaue Walsum, das Zwillbrocker Venn und die Rieselfelder bei Münster hervorheben, während im Winter am Kemnader Stausee (80-270) und am Möhnesee (10-40) Zwergtaucher nachgewiesen wurden.
Lagen über 150 m ü NN werden in NRW kaum besiedelt. Der Gesamtbestand für NRW liegt bei 550-700 Brutpaaren (RHEINWALD & SCHMITZ, 2007), im Winter sind die Bestände durch Zuwanderer deutlich größer.
In der Roten Liste der bedrohten Tierarten NRWs (1999) wird der Zwergtaucher mit dem Status 2 = stark gefährdet geführt.

Benutzte Literatur
BAUER, H.-G.; E. BEZZEL; W. FIEDLER (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas. Band 1. Nonpasseriformes - Nichtsperlingsvögel. AULA-Verlag, Wiebelsheim. 808 S.

BEZZEL, E. (1985): Vögel. Band 3: Taucher, Entenvögel, Reiher, Watvögel, Möwen u. a. - Spektrum der Natur, Büchergilde Gutenberg, Frankfurt. 191 S.

BEZZEL, E. & R. PRINZINGER (1990): Ornithologie, Ulmer-Verlag. Stuttgart

HARRISON, C. (1975): Jungvögel, Eier und Nester aller Vögel Europas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens: ein Naturführer z. Fortpflanzungsbiologie. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 435 S.

JONSSON, L. (1999): Die Vögel Europas und des Mittelmeerraumes. Franckh-Kosmos Verlag. 559 S.

LIMBRUNNER, A; E. BEZZEL; K. RICHARZ & D. SINGER (2001/2007): Enzyklopädie der Brutvögel Europas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. Einbändige Sonderausgabe des 2001 erschienenen Doppelbandes. 860 S.

PETERSON, R. (1985): Die Vögel Europas: ein Taschenbuch für Ornithologen und Naturfreunde über alle in Europa lebenden Vögel. 14., verbesserte Aufl. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin. 535 S.

RHEINWALD, G. & M. SCHMITZ (2007): Vögel zwischen Rhein und Weser. So wird Vogelbeobachtung zum Erlebnis. Ginster-Verlag, St. Katharinen, 344 S.

STEINER, A. (1992): Unveröffentliches Protokoll zum G-Block "Ökologie der Gastvögel" (Thema: "Der Zusammenhang der Tauchzeiten mit den anschließenden Pausenzeiten bei Tauchvögeln"), Ruhr-Universität Bochum. 35 S.


Zur Buchliste weiterer interessanter Vogel-Bücher auf www.natur-in-nrw.de

Weitere Informationen zu Vögeln (Aves) im Internet

Avibase: Umfangreiches Datenbank-Informations-System über alle Vögel der Welt. Sie enthält nahezu 2 Million Aufzeichnungen über 10.000 Spezies und 22.000 Subspezies von Vögeln, einschließlich Verbreitungs-Informationen, Taxonomie, Synonyme in mehreren Sprachen und anderes.

birdnet.de: Das Deutsche Forum zum Thema Vögel. Aktuelles, Forum, Fotos, Archiv...


Zur Linkliste weiterer interessanter Vogel-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de