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Feuerlibelle - Crocothemis erythraea (BRULLÉ, 1832) |
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Artenprofil von Heide Gospodinova & H.-Willi Wünsch
Letzte Änderung: 27.07.2014 |
Systematische Einordnung
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Stamm: | Gliederfüßer (Arthropoda)
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Klasse: | Insekten (Insecta)
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Ordnung: | Libellen (Odonata)
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Familie: | Segellibellen (Libellulidae)
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Fotos (© Christine Reichardt)
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Höxter (NSG Grundlose-Taubenborn)
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 (xxl-Foto) Männchen 02.07.2009 |
 (xxl-Foto) Weibchen 26.07.2009 |
 (xxl-Foto) Weibchen 01.06.2009 |
Klick auf die kleinen Bilder oder xxl-Ansicht möglich |
 (xxl-Foto) Weibchen 28.07.2008 |
 (xxl-Foto) Männchen 26.07.2009 |
 (xxl-Foto) Männchen 26.07.2009 |
Besondere Merkmale |
Insekten-ABC, Erklärungen von Fachbegriffen
Die Feuerlibelle ähnelt mit dem leicht abgeflachten und verbreiterten Hinterleib den kleineren Blaupfeilarten (Orthetrum).

Männliches Feuerlibellen-Portrait (Foto: C. Reichardt) (xxl-Foto)
Die leuchtend rote Farbe der geschlechtsreifen Männchen, die den gesamten Körper einfärbt, kommt denen der Heidelibellen (Sympetrum) sehr nahe. Die Männchen zeigen praktisch keine schwarzen Färbungselemente.

Oben: Weibliche Feuerlibelle (Foto: W. Wünsch), Unten: Männliche Feuerlibelle (Foto: C. Reichardt)
Die Weibchen sind von gelbbrauner Farbe. Männliche Jungtiere sind von den Weibchen nur durch ihre Hinterleibsanhänge (Cerci) zu unterscheiden.
Die arttypischen Flügel der Feuerlibelle zeichnen sich durch einen ca. 5 mm großen gelb/orangenen breiten Basalfleck an den Hinterflügeln und einen ebensolchen jedoch deutlich kleineren Fleck an der Vorderflügelbasis aus.

Weibliche Feuerlibelle mit abstehender Legeklappe (Foto: C. Reichardt)
Die Legeklappe der Weibchen ist gegenüber der der Blaupfeilarten, mit denen es verwechselt werden kann, stark abstehend.
Körperlänge: 40-45 mm Flügelspannweite: 55-60 mm
Verwechslungsmöglichkeit: Jungtiere und Weibchen der Feuerlibelle können mit Vertretern der Blaupfeile (Orthetrum) verwechselt werden. Im Zweifelsfall geben jedoch die gelbbraune Flügelbasis und die abstehende Legeklappe der weiblichen Feuerlibelle Klarheit.
Die Männchen können mit roten Sympetrum-Arten verwechselt werden. Die männlichen Feuerlibellen haben jedoch rote Augen und einen etwas breiteren und platteren Hinterleib.
Larve: Keine Rückendornen; eiförmiger Körper; ähnelt Sympetrum-Larven; Kopf wird hinter den Augen stark schmaler
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Lebensraum |
Die Feuerlibelle muss als eine Art des Mittelmeergebietes angesehen werden. Ursprünglich dort beheimatet und weit verbreitet, konnte sie sich in den letzten 20 Jahren infolge der globalen Klimaerwärmung stetig nach Norden ausbreiten. Mittlerweile fliegt sie als Wanderlibellenart nicht nur regelmäßig bis in die oberrheinische Tiefebene ein, sie vermehrt sich auch zunehmend in diesen Gebieten und ist dort sogar für kurze Zeit die bestimmende Art. Bei ihren Wanderflügen können vermutlich Strecken von über 1000 km zurückgelegt werden. Dies hilft der Feuerlibelle für sie geeeignete Gewässer schnell neu zu besiedeln.
Diese Libellenart ist sehr wärmeliebend. Ihre typischen Lebensräume sind stehende Gewässer, Altwasser, Baggerseen, flache Weiher und Kiesgrubentümpel in klimatisch günstiger Lage. Vorzugsweise werden relativ flache Gewässer mit unbeschatteten Uferröhrichten und ausreichender Schwimmblatt- und/oder Unterwasservegetation (z. B. Tausendblatt (Myriophyllum)) aufgesucht.
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Biologie und Lebensweise |
Während die Feuerlibelle in den Mittelmeerländern bisweilen eine 2. Generation innerhalb eines Jahres bilden kann, gelingt ihr dies in unseren Breiten nicht. Die larvale Entwicklungszeit dauert in westeuropäischen Habitaten ein Jahr.
Die komplette Ausfärbung der Tiere findet mit dem Erreichen der Geschlechtsreife im Alter von etwa 3 Wochen ihren Abschluss. Hierbei entwickeln die weiblichen Feuerlibellen in seltenen Fällen eine Farbanomalie, indem sie sich rot färben und somit den Männchen sehr ähneln. Für die rot gefärbten Weibchen hat dies gewisse Vorteile, da sie von den Männchen oft für gleichgeschlechtlich gehalten werden und so manch einer Attacke eines paarungswilligen Männchens entgehen können.
Die Paarung findet im Flug statt und dauert nur wenige Sekunden.

Selten gelingt es ein sitzendes Paarungsrad (Kopula) der Feuerlibelle zu fotografieren
(Foto: Angelika und Reimund Ley, Herten (Halde Hoheward), 16.07.2014) (xxl-Foto)
Unmittelbar danach geht das Weibchen zur Eiablage über. Diese findet über offenem Gewässer statt, indem das Tier mit der Hinterleibsspitze in das Gewässer eintaucht und die Eier dabei abstreift. Die Männchen bewachen das Weibchen dabei nicht.
Die Flugzeit der Feuerlibelle beginnt etwa Mitte Juni und reicht bis Ende August/Anfang September.

Männliche Feuerlibelle in Obelisk-Stellung (Foto: C. Reichardt) (xxl-Foto)
Auch die Feuerlibellen nehmen zur Vermeidung von Überhitzung bei starker Sonneneinstrahlung die sogenannte Obelisk-Stellung ein. Das Abdomen wird dabei zur Sonne ausgerichtet, wodurch die Fläche auf die die Sonne einwirken kann minimiert wird.
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Nahrung |
Adulte: Wie alle Libellen lebt die Feuerlibelle räuberisch und fängt ihre Beute im Flug. Erbeutet werden dabei Fliegen, Mücken und andere Kleininsekten.
Larve: Wasserflöhe, Kleinkrebse und andere Insektenlarven.
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Verbreitung in D/Welt |
Crocothemis erythraea besiedelt Afrika, Südeuropa und den westlichen Teil Asiens. Die Ausbreitung in Richtung Norden konnte in den letzten Jahren bis zur deutsch-dänischen Grenze beobachtet werden. In Deutschland konnten inzwischen Reproduktionsnachweise aus Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen und Brandenburg erbracht werden.
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Verbreitung in NRW |
Vereinzelt bis weniger häufig. Die Art bevorzugt wärmebeständige Habitate, die vermehrt in der Eifel oder Voreifel (also in Rheinland-Pfalz) anzutreffen sind. Dort setzt sie sich jedoch zunehmend und artbeständig durch. Im Bergischen Land/Sauerland fehlen bisher Nachweise der Feuerlibelle, in den anderen Naturgroßräumen NRWs liegen einzelne Fundpunkte vor, die der folgenden Karte entnommen werden können:
Verbreitungskarte der Feuerlibelle des Arbeitskreises zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen.
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Benutzte Literatur |
BELLMANN, H. (2007): Der Kosmos Libellenführer: Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos (Franckh-Kosmos). 279 S.
BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (Hrsg.) (2005): Die Libellenfauna Sachsens. Natur & Text Rangsdorf. 427 S.
DIJKSTRA, K.-D. B & R. LEWINGTON (2006): Field Guide of the Dragonflies in Britain and Europe. British Wildlife Publishing Ltd. 320 S.
GLITZ, D. (2009): Libellen Geländeschlüssel für Rheinland-Pfalz und das Saarland. NABU Rheinland-Pfalz. 108 S.
JURITZA, G. (1988): Welche Libelle ist das? Die Arten Mittel- und Südeuropas. Stuttgart, Franckh (Kosmos Naturführer), 191 S.
ZIMMERMANN, W.; F. PETZOLD & F. FRITZLAR (2005): Verbreitungsatlas der Libellen (Odonata) im Freistaat Thüringen. Naturschutzreport Heft 22. 224 S.
Zur Buchliste weiterer interessanter Libellen-Bücher auf www.natur-in-nrw.de
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Weitere Informationen zu Libellen (Odonata) im Internet |
Arbeitskreis zum Schutz und zur Kartierung der Libellen in Nordrhein-Westfalen: Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste
www.waldschrat-online.de: Libellen und andere Artengruppen Nordrhein-Westfalens in Bild und Text (mit Schwerpunkt NSG Wahner Heide bei Köln)
Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg e.V. (SGL): Infos, Kontakte, Fotos, Links, Artenliste, Kartierung, Biologie, Ökologie usw.
Zur Linkliste weiterer interessanter Libellen-Internetseiten auf www.natur-in-nrw.de
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